Lage in Mosambik sehr kritisch: Viele Kinder noch von Hilfe abgeschnitten
Der Flughafen der stark zerstörten Hafenstadt Beira ist momentan die Basis für internationale Hilfe in den überfluteten Regionen von Mosambik. Seit Freitag unterstützt die Australierin Claire Rogers dort das World Vision-Team und konnte am Wochenende mit erleben wie schwierig es noch ist, dringend benötigte Lebensmittel und andere Dinge zu notleidenden Menschen zu bringen.
Wie erlebst du die Situation in Beira?
In Beira hat man das unheimlich Gefühl einem schrecklichen Monster nahe zu sein, das in dieser Stadt Bäume, Stromleitungen, Dächer und Gebäude zerrissen und gewaltsam auseinander geworfen hat. Überall, wo man hinschaut, sieht man die Wut dieses Wirbelsturms. Mittendrin sind Kinder zu sehen, die helfen, den Schutt zu beseitigen. Das Aufräumen hat begonnen, aber es wird lange dauern und ist sehr mühsam.
Viele Gesundheitszentren, Krankenhäuser und Schulen funktionieren nicht mehr für ihren Zweck, aber einige sind jetzt Unterkünfte für Menschen, deren Häuser zerstört wurden.
Mehr als 80.000 Menschen sind in Beira und umliegenden Gemeinden in Notquartieren untergebracht, aber allen schnell zu helfen ist momentan noch nicht möglich. Die meisten Hauptstraßen sind noch nicht nutzbar, und Schiffe benötigen eine Reise von zwei Tagen um Hilfe aus der Hauptstadt Maputo zu holen. Hubschrauber können nur kleine Mengen transportieren.Daher versucht man den Schwächsten zuerst zu helfen.
Was weißt du über die Situation außerhalb der Stadt?
Das Bild außerhalb von Beira ist weniger klar. Die internationalen Helfer, die in einer Halle am Flughafen der Stadt arbeiten, müssen immer noch viele Puzzleteile an Informationen zusammen setzen um herauszufinden, was aus hunderttausenden von Menschen in ländlichen Regionen geworden ist, die bisher nur aus der Luft oder mit Booten erreichbar sind. Den ganzen Tag über hört man in Beira die Rotoren der auffliegenden und landenden Hubschrauber, aus denen jetzt Pakete mit energiereichen Keksen zu Familien in überfluteten Siedlungen abgeworfen werden. Hubschrauber können aber nur kleine Mengen transportieren.
Wir konnten heute eine Region südlich von Buzi etwas erkunden. Flutwasser, das mindestens so hoch wie meine Schulter ist, hat dort alles niedergewalzt, Gras und Treibgut in Bäume gewaschen, den Boden in Schlamm verwandelt, Vieh weggespült und Reiskulturen ertränkt. Es kamen sofort viele Männer, Frauen und Kinder zu uns, in der Hoffnung, Hilfe zu bekommen.
Was bewegte dich am meisten in dieser Situation?
Die Gemeinschaften, die die durch diese Katastrophe viel verloren haben, waren schon vorher arm und wegen vorangegangener Dürren schlecht ernährt. Ich konnte bei vielen Kindern Anzeichen von Unterernährung sehen. Dieser Mix aus Hilfsbedürftigkeit ist sehr herausfordernd. Alle haben große Sorge, dass jetzt eine zweite Krise aus Krankheiten und Hunger folgt.
Was muss zuerst geschehen?
Es ist unerlässlich, dass die Behörden mit Unterstützung von Hilfsorganisationen schnell die Menschen mit sauberem Wasser versorgen und die Hygienesituation verbessern.Viele Bohrlöcher sind überflutet, menschliche Abfälle verteilen sich im Hochwasser, das außerdem eine Brutstätte für Moskitos ist. Krankheiten wie Cholera und Malaria, Typhus und wässriger Durchfall sind für geschwächte Menschen und besonders für Kinder lebensbedrohlich.
Wie ist das Wetter gerade und welchen Einfluss hat es auf die Hilfseinsätze?
Das Wetter ist gerade klarer, aber starke Regenschauer behindern immer wieder die Aufräumarbeiten. Die Straßen sind noch nicht wieder nutzbar und viele Orte noch von Hilfe abgeschnitten. Die Angst vor einem neuen Anstieg des Hochwassers ist groß, aber viele Menschen ziehen es trotzdem vor, dort zu bleiben, wo sie sind, und darauf zu warten, dass das Wasser sinkt. Es war für mich ermutigend, heute eine Gemeinschaft von rund 2.000 Menschen mit Nahrungspaketen erreichen zu können.