Gewalt gegen Kinder ist ein weltweites Phänomen unfassbaren Ausmaßes. 1,7 Milliarden Kinder erleben jedes Jahr Gewalt. Kinder, die Gewalt erleben, leiden nicht nur in diesem Augenblick, sondern ein Leben lang darunter.
Diese Kampagne verfolgt das Ziel, Kindern in bewaffneten Konflikten Schutz und Förderung zu gewähren, so dass sie eine gewisse Geborgenheit erfahren und ihre Kindheit wieder erleben dürfen. Kinder sollen selbst im Krieg ein Zuhause, Zugang zu Nahrung und sauberem Wasser, gesundheitlichen Einrichtungen und zu Bildung erhalten. Sie sollen stark und widerstandsfähig gemacht werden und ihre Rechte wahrnehmen dürfen. Dafür engagiert sich World Vision Deutschland.
Es ist unsere Pflicht, Kindern zu zeigen, dass es Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit und Frieden gibt.
Unsere politischen Forderungen
Als Kinderhilfswerk setzen wir uns für das Wohlergehen von Kindern weltweit ein. Kinder leiden in Syrien, Afghanistan, in der Demokratischen Republik Kongo, im Südsudan und in vielen anderen konfliktbetroffenen Ländern unter extremer Gewalt. Dies darf und muss nicht so bleiben!
Wir fordern die Bundesregierung auf, folgende Handlungen zu unternehmen bzw. zu intensivieren, um das Leid betroffener Kinder zu lindern und ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben:
Schulen in Konfliktregionen schützen
Die Möglichkeit, in Sicherheit zur Schule zu gehen, ist für das Wohlbefinden konfliktbetroffener Kinder essentiell. Daher müssen Schulen in Konfliktgebieten geschützt werden. Konfliktparteien dürfen Schulen weder angreifen, noch für militärische Zwecke nutzen. Um ein Zeichen für den Schutz von Schulen in Konfliktgebieten zu setzen, hat die Bundesregierung 2018 die “Safe Schools Declaration” unterzeichnet. Sie sollte sich außerdem aktiv dafür einsetzen, dass Schulen in Konfliktregionen geschützt werden.
Bildungsprojekte in humanitären Notlagen unterstützen
Bildung ist für Kinder in Flüchtlingslagern oder Gebieten, in denen es keine sicheren Schulen gibt, sehr wichtig. Bildung gibt Kindern ein Stück Normalität zurück und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Leider jedoch wird Bildung häufig hinter anderen Sektoren der humanitären Hilfe angestellt. Wir fordern daher mehr finanzielle Mittel für formelle und informelle Bildung in Notsituationen. Die Bundesregierung sollte weiterhin Bildungsprojekte in Konfliktregionen unterstützen und ihre Ausgaben für den Bereich erhöhen.
Psychosoziale Unterstützung für kriegsgeschädigte Kinder leisten
Viele Kinder, die unmittelbar einen bewaffneten Konflikt erlebt haben, leiden lange Zeit oder gar auf Lebenszeit unter den Folgen. Zum Beispiel ist es für Kindersoldatinnen und -soldaten aufgrund von Trauma und mangelnder Bildung häufig nahezu unmöglich in ein sicheres und geregeltes Leben zurückzufinden. Psychosoziale Unterstützung ist notwendig, um diesen Kindern eine zweite Chance zu geben. Die Bundesregierung sollte Projekte von Hilfsorganisationen vor Ort und Programme in Deutschland für kriegsgeschädigte Kinder weiterhin fördern und finanzielle Mittel hierfür erhöhen.
Verbot von Kleinwaffenexporten
Deutsche Kleinwaffen können aufgrund des Exports dergleichen in Länder, in denen Kinder für den bewaffneten Kampf rekrutiert werden, in Kinderhänden landen. Außerdem können deutsche Waffen durch unkontrollierte Weitergabe Kinder verletzen und töten. Daher ist es notwendig, die aktuelle Rüstungsexportpolitik zu überdenken. Die Bundesregierung sollte Gesetze und Richtlinien reformieren, um zu gewährleisten, dass Kinder keinen Schaden von der deutschen Waffenexportpraxis haben. Sie sollte sich für die Einhaltung internationaler Verordnungen zum Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten und zur Kontrolle von Kleinwaffenexporten einsetzen.
Geflüchtete Kinder in Deutschland schützen und fördern
Kinder aus Konfliktregionen in Deutschland brauchen Unterstützung, um das im Heimatland und auf der Flucht Erlebte zu verarbeiten. Der Zugang zu Bildung und medizinischer wie psychologischer Versorgung ist dabei essentiell. Die Bundesregierung sollte daher den schnellen Zugang zu Bildung und Versorgung für geflüchtete Kinder nach Ankunft in Deutschland gewährleisten. Die Unterbringung muss kindgerecht sein; sinnvoll für geflüchtete Kinder und ihre Familien sind integrative Wohnprojekte anstatt Unterbringung in einer Massenunterkunft.
Kinder in Friedensprozesse einbeziehen
Kinder sind nicht nur Opfer von bewaffneten Konflikten, sondern sie haben Ideen, wie Konflikte beendet und ein friedliches Zusammenleben gefördert werden können. Daher müssen Kinder in Friedensprozesse auf der lokalen, nationalen, regionalen und internationalen Ebene unter Beachtung der Kinderschutzrichtlinien einbezogen werden. Dabei sollten Kinder nicht nur sprechen dürfen, sondern ihre Sicht, Bedürfnisse und Ideen sollten Einfluss auf die Entscheidung über zu treffende Maßnahmen haben. Die Bundesregierung sollte sich für die Partizipation von Kindern in Friedensprozessen einsetzen. Um die Einbindung von Kindern in die Friedensförderung zu erleichtern sollte Friedenserziehung fester Bestandteil deutscher Lehrpläne und Lehrerinnen- und Lehrerfortbildungen werden.
So haben Sie geholfen
18.750 Unterschriften für Reintegrationsprojekte
Weltweit werden ca. 250.000 Kinder als Kindersoldaten missbraucht. Sie sind unfreiwillig Täter und Opfer und müssen nach ihrer Befreiung wieder ins Leben zurückfinden. Aber finanzielle Mittel für solche Reintegrationsprogramme schwinden. Gemeinsam mit 18.750 Unterstützern fordern wir Gelder für die medizinische und psychosoziale Betreuung sowie Ausbildung ehemaliger Kindersoldaten. Während eines parlamentarischen Abends am 05. Juni 2019 haben wir Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller die Unterschriften überreicht.
18.044 Unterschriften für mehr Bildung
740.000 Kinder können in Syrien aufgrund des Bürgerkriegs nicht zur Schule gehen. Sie wollen lernen, haben jedoch auf der Flucht keine Möglichkeiten dazu. Mit Geldern des Auswärtigen Amtes können Hilfsorganisationen Bildungsprojekte für geflüchtete syrische Kinder realisieren. Deshalb haben wir gemeinsam mit 18.044 Menschen den Außenminister aufgefordert, allen syrischen Kindern auf der Flucht Bildung zu ermöglichen. Am 14. Juni 2018 wurden die Unterschriften Herrn Niels Annen, Staatsminister im Auswärtigen Amt, übergeben.
Gewalt an Kindern: Daten und Fakten
Formen von Gewalt gegen Kinder in bewaffneten Konflikten
Die sechs von der UN definierten schwerwiegenden Kinderrechtsverletzungen in Konfliktgebieten:
- Tötung, Verletzung und Verstümmelung von Kindern
- Sexueller Missbrauch von Kindern
- Rekrutierung von Kindern in bewaffneten Konflikten
- Angriffe auf Schulen, Schüler und Lehrpersonal sowie Krankenhäuser
- Kindesentführungen
- Verweigerung des Zugangs zu humanitärer Hilfe
Gewalt gegen Kinder in bewaffneten Konflikten hat viele Gesichter. Kinder müssen Waffen tragen, trainieren und kämpfen wie Soldatinnen und Soldaten. Sie werden entführt, sexuell missbraucht und verstümmelt. Kinder verlieren Zugang zu grundlegender Bildung und zu lebensnotwendiger humanitärer Versorgung. Sie werden im Kampf oder als unbeteiligte Zivilisten im Konfliktgebiet getötet, verletzt und traumatisiert. Häufig leiden Kinder nicht nur unter einer Art der Gewalt, sondern erleben das volle Spektrum des Grauens bewaffneter Konflikte. Umso wichtiger ist es, Strategien im Kampf gegen Gewalt zu haben.
Hintergrundinformationen zum Download
- Kein Kind will töten: Bericht über Kindersoldaten im Rahmen unseres aktuellen Kampagnenjahrs.
- Keine Wahl: Neue Feldstudie über die Rekrutierung von Kindersoldaten mit O-Tönen von betroffenen Kindern.
- Gewalt gegen Kinder in bewaffneten Konflikten: Politische Forderungen und Hintergrundinformationen zu unserer Dachkampagne.
- Jährlicher Bericht des UN Generalsekretärs: Dokumentation der Vereinten Nationen über die aktuelle Verletzung von Kinderrechten.
Jedes Kind zählt: Erzählungen von 21 Kindern und Jugendlichen über ihre Erfahrungen mit Gewalt in ihren Ländern.