Im Folgenden schildert er seine Erfahrungen:
„Ich heiße Kannay Garba und bin der Leiter der Evangelischen Kirche in der Region Maradi im Niger. Ich bin 57 Jahre alt und Vater von fünf Kindern. Seit langem habe ich verschiedene Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in den umliegenden Dörfern arbeiten sehen. Sie scheinen Probleme innerhalb der Distrikte sofort lösen zu können. Ich war oft erstaunt über die Anzahl der Menschen, die sich versammelten, um an den Aktivitäten teilzunehmen. Ehrlich gesagt dachte ich, dass es an den Spenden liegt, dass die Menschen mobilisiert werden. Ich hatte keine Ahnung, dass sie eine große „Ausbildungswaffe“ besitzen, die sie für den Erfolg ihrer Projekte einsetzen.
Aber eines Tages wurde auch ich ausgewählt, um an der Schulung „Do No Harm“ teilzunehmen. Dabei habe ich gelernt, dass eine meiner wichtigsten Aufgaben als religiöse Leitungsperson darin besteht, den sozialen Zusammenhalt und den Frieden zu stärken. Ich lernte anhand von Beispielen die verschiedenen Techniken zur Konfliktlösung kennen. Dazu gehört auch, dass man es vermeidet, der einen oder anderen Partei die Schuld zuzuschieben und stattdessen versucht, eine Lösung zu finden, die für beide Seiten gut ist.
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, an einen Konflikt, den ich zu lösen versuchte und der dann eskalierte. Es war eine Situation zwischen einem Mitglied meiner Gemeinde und seiner Familie, die sich weigerte, ihm einen Anteil an seinem Erbe auszuhändigen. Als der junge Mann zu mir kam, erklärte er mir, dass ihn seine Familie aufgrund seines Glaubens um sein Recht bringen wollte. Ich kam zu dem Schluss, dass seine Familie nicht im Recht war. Ich verbürgte mich für diesen Fall, der sogar vor die Justizbehörden gebracht wurde. Nach dem Urteil entschied das Gericht, dass der junge Mann im Recht war und dass das Land ihm gehörte. Leider wurde aus dem Urteil ein interreligiöser Konflikt in meinem Dorf. Meine Familienmitglieder und ich wurden bedroht. Ich konnte nicht einmal mehr mein Haus verlassen, weil die wütenden Dorfbewohnerinnen und -bewohner mich töten wollten. Sie versuchten mich zu steinigen oder zu erschlagen. Ich litt sehr darunter, auch weil meine Evangelisationsarbeit dadurch zum Stillstand kam.
Ich danke Gott für die Möglichkeit, zu denen zu gehören, die diese Schulung erhalten haben. Wenn ich sie vorher erhalten hätte, glaube ich, hätte ich bessere Entscheidungen getroffen und nicht all den Schmerz und die Ablehnung durch die Dorfgemeinschaft ertragen. Ich weiß jetzt, wie ich die Aufmerksamkeit der Menschen auf den Frieden richten kann. Ich kann gut in einem Konfliktkontext arbeiten, ohne jemanden zu verletzen.
Für mich ist die Weitergabe dieses Wissens an andere wie das Pflanzen von Bäumen in einer Wüste. Diese Bäume werden wachsen und zu einer Quelle des Segens werden. Diese Schulung ist ein Segen, den Gott der Gemeinde im Niger gegeben hat. Ich danke der Organisation World Vision von ganzem Herzen, die für die Durchführung dieser Schulung gesorgt hat. Möge Gott sie segnen.“