Eindrucksvolle Begegnungen in Simbabwe
Zwei Patenkindbesuche auf einer Reise
Ein Reisebericht von Thomas Pöckentrup und Petra Matthies
In Simbabwe besuchten wir das Patenkind meiner Freundin sowie mein Patenkind, nachdem wir Botswana bereist hatten. Die Organisation der Patenreise durch World Vision und das Projektbüro Rushinga war hervorragend und perfekt auf unsere Wünsche abgestimmt. Wir wurden an unserem ersten Morgen in unserem Hotel in Harare abgeholt und zunächst zum National Office gebracht. Nach freundlicher Begrüßung starteten wir mit Eferisto und Ngoni nach Rushinga. Eine aufregende Fahrt erwartete uns bis ins Projektgebiet im Norden Simbabwes, fast an der Grenze zu Mosambik. Zunächst fuhren wir auf asphaltierter Straße, dann auf Pisten, auf denen mein verwöhnter Stadtwagen alle Räder von sich gestreckt hätte. Unterwegs hatten wir einen Einblick in die Weite und Schönheit der „ehemaligen Kornkammer Afrikas“.
Ngoni ist ein hervorragender Fahrer und das Allradfahrzeug von World Vision wird hier absolut „artgerecht“ eingesetzt. Nach knapp vier Stunden Fahrt hatten wir die Schule meines Patenkindes Prince erreicht. Nach einem freundlichen Empfang durch Lehrer und Rektor kam ein zurückhaltender junger Mann auf mich zu: Die erste Begegnung mit meinem Patenkind! Freudig und verlegen waren wir beide zu Beginn, aber Eferisto und Ngoni haben uns hervorragend unterstützt. Prince lernt Englisch und so konnten wir beide in der Schulklasse unsere Kenntnisse unter Beweis stellen. Schüler und Lehrer arbeiten unter einfachsten Bedingungen; auch der Schulweg stellt eine echte Herausforderung dar. World Vision unterstützt die Schulen mit Arbeitsmaterialien, Lehrerfortbildungen und einem Busshuttle. Dennoch sind die Schulgebäude in schlechtem Zustand. Denn der Staat hat kein Geld und die Eltern können das Schulgeld für die Kinder nicht zahlen. Auch Mahlzeiten gibt es an den Schulen nicht.
Wir fuhren mit Prince zu seiner Familie und wurden sehr herzlich empfangen, samt Nachbarschaft, Freunden und Mitarbeitern vor Ort. Princes Vater präsentierte uns stolz sein gut bestelltes Feld. Prince konnte mir endlich das Getreide Sorghum zeigen und erklären. Es hat uns sehr beeindruckt, wie eifrig und selbstbewusst die ganze Familie zeigte, was sie mit der Unterstützung durch hochwertiges und den klimatischen Bedingungen angepasstes Saatgut erwirtschaftet. Es gibt ausreichend zu essen und auch für uns wurde liebevoll ein Gastmahl zubereitet. Wieder war Prince gefragt, um mich im Fingerfood zu unterweisen. Nach dem Essen überreichten wir in der Hütte der Eltern unsere Geschenke. Alle haben sich sichtlich gefreut. Gut dass uns World Vision Mitarbeiter schon in Friedrichsdorf informierten, so hatten wir auch für die erweiterte Familie und Gemeinschaft genügend Kleinigkeiten dabei. Beindruckend war, wie Traubenzuckerbonbons, Stifte oder Luftballons gewürdigt wurden. Noch blieb uns etwas Zeit zum fröhlichen Zusammensein mit Lachen, Erzählen, Fotografieren, Kleideranprobe und einem kurzen Indiaca-Spiel. Dann war es Zeit zum Abschiednehmen. Selten haben wir uns bei Fremden so willkommen und vertraut gefühlt.
Auf dem Weg zu Maja, dem Patenkind meiner Freundin, besuchten wir das örtliche Gesundheitszentrum. Wir erfuhren, dass Malaria auch im Projektgebiet eine der tödlichsten Krankheiten ist, ebenso wie HIV-Infektionen. Gerade Menschen in den ärmsten Regionen haben ohne Zugang zu Medikamenten kaum eine Überlebenschance. World Vision investiert in Aufklärung, die Anschaffung von Moskitonetzen und Ausstattung der Kliniken. Es begegneten uns viele Kinder auf dem Weg von der Schule, beim Hüten der Tiere, Tragen von Lasten oder sonstigen Arbeiten zur Unterstützung der Familie. Für die Familie des sechsjährigen Maja gibt es noch nicht lange eine Patenschaft. Der Vater ist krank, die Mutter hat noch ein Baby zu versorgen und ein älterer Bruder ist beeinträchtigt. Landwirtschaft kann die Familie nicht betreiben. Die Mutter fertigt Geschirr aus Ton und Besen aus den Blättern des Palmbaumes. World Vision unterstützt bei Bedarf mit Lebensmittelhilfe. Auch hier wurden wir sehr freundlich empfangen. Es hat uns sehr beeindruckt, wie offen der Vater über seine Krankheit und seinen einzigen Wunsch nach Hilfe für seinen Sohn sprach. Zugleich zeigte er sich zutiefst dankbar für die erfahrene Unterstützung, die direkt bei der Familie ankommt.
Maja ist ein fröhliches Kind, das wir mit einem viel zu großen T-Shirt, Flummis und einem Kartenspiel erfreuen konnten. Das Geschenkpapier trug er wie eine Trophäe mit sich. Auch bei seiner Familie erwartete uns ein großer Empfang der Nachbarschaft mit vielen Kindern. Da die Familie Shona sprach, waren unsere Begleiter wieder einmal unentbehrlich. Besonders hilfreich schien es, dass Eferisto selbst in Rushinga aufgewachsen ist und sofort einen guten Kontakt zu Maja fand. Nach diesem Besuch neigte sich unsere Zeit dem Ende zu. Wir fuhren zurück ins örtliche Büro zum Abendessen und zu unserem Übernachtungsplatz in der Mission. Hier wussten wir den Nutzen von Moskitonetzen sehr zu schätzen. Nach einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen ging es zurück in die Hauptstadt Simbabwes. Im Nationaloffice wurden wir zum Abschluss empfangen.
Es war für uns sehr eindrucksvoll, die Arbeit von World Vision und die Menschen vor Ort zu erleben.
Wir sind beeindruckt und dankbar. Unser Dank gilt besonders Eferisto und Ngoni, die uns so wunderbar unterstützt, informiert und umsorgt haben. Sie haben die intensiven Begegnungen erst ermöglicht. Selten wurden wir mit gleicher Herzlichkeit und Offenheit aufgenommen. Insbesondere bei der Familie von Prince haben wir Hoffnung und Zuversicht vernommen. Es gibt eine Zukunft. Der Vater von Prince ist dank der Hilfe ein stolzer und selbstbewusster Farmer. Die Botschaft von Majas Vater zu vernehmen, hat uns traurig gestimmt. Zugleich aber liegt seine Hoffnung darin, Unterstützung für die Absicherung der Kinder zu bekommen. Wir kommen wieder und würden uns freuen, wenn sich noch mehr Menschen zur Unterstützung dieses wertvollen und effizienten Projektes inspirieren lassen und vielleicht sogar die wundervollen Menschen in Simbabwe besuchen kommen. Sie haben es verdient!