Rohas Welt ist klein. Zwei Meter sind es vom Zelt bis zum ihrem einzigen Spielgerät – einem Drahtgestell, auf dem ihre Mutter Humayra die wenigen Wäschestücke der fünfköpfigen Familie trocknet. Roha ist 17 Monate alt und lebt mit drei Geschwistern und ihrer Mutter im Lager Moria auf Lesbos. Sie kommen aus Afghanistan und sie suchten Schutz vor der Gewalt in ihrem Land.Jetzt hausen sie in einem Zelt aus Plastikplanen, schlafen auf einer dünnen Filzdecke und in drangvoller Enge.
Das eigentliche Lager ist eine Militäranlage und ausgelegt für 3.000 Menschen. Jetzt leben hier über 20.000 Geflüchtete auf engstem Raum, rund um die Anlage, in Olivenhainen. Diesen Außenbezirk nennen die Bewohner den „Dschungel“. Denn hier gibt es nichts, was die Zivilisation ausmacht: keinen Strom, kein Wasser, kaum medizinische Versorgung. Seit der Coronakrise ist das Leben in Moria noch bedrückender geworden. Das Lager ist weitgehend abgeriegelt, die Bewohner können es nur selten verlassen. Wachleute im Lager selbst wurden abgezogen, vor allem für Frauen und Mädchen eine gefährliche Situation. Sexuelle Übergriffe sind häufig, ebenso Messerstechereien unter den frustrierten Jugendlichen.