Durch Krisen bedroht: Bildung von Kindern besser schützen
UN-Bildungsgipfel: World Vision drängt auf Zusagen für Zusammenarbeit
Berlin, 16.09.2022
Die Bildung von Kindern ist weltweit durch die Zunahme von Krisen bedroht und wird trotzdem bei Hilfsprogrammen zur Bewältigung von Krisen bisher wenig berücksichtigt. Diese globale Herausforderung muss nach Ansicht der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision ganz oben auf die Agenda des heute in New York beginnenden UN-Bildungsgipfels „Transforming Education“ stehen. Staats -und Regierungschefs kommen dort bis 19. September mit Organisationen der Zivilgesellschaft zusammen, um sich auf Lösungen für den aktuellen Bildungsnotstand und Wege zu einer zukunftsfähigen Bildung für alle zu verständigen.
„Krisen unterbrechen Lernmöglichkeiten für Kinder oft nicht nur kurzfristig, sondern schwächen vor allem in ärmeren Ländern längerfristig die Möglichkeiten Armutszyklen zu durchbrechen. Wenn die Schwungkraft der vergangenen Jahre zur Verbesserung des Zugangs zu Bildung und ihrer Qualität nicht beibehalten oder beschleunigt wird, wird die nächste Generation mit ungeahnten Auswirkungen konfrontiert“, erklärt Gabriela Degen, Fachreferentin für Bildung bei World Vision Deutschland. „Den betroffenen Kindern wird das Recht, ihre Talente zu entwickeln und die Mitgestaltung ihrer Gesellschaft verweigert.“
Viele Länder können Aufholprogramme nicht allein finanzieren
Vielen Regierungen sei offenbar auch nicht bewusst, welchen wichtigen Beitrag Schulen, Lehrkräfte und Eltern gemeinsam leisten, um eine Krisensituation zu stabilisieren. So wurden nur drei Prozent der Mittel für Hilfsprogramme nach Ausbruch der COVID-19 Pandemie für Bildung bereitgestellt. 2021 flossen auch nur 2,9 Prozent der internationalen humanitären Hilfe in Bildungsprogramme – statt der angestrebten 4 Prozent – obwohl viele Länder die notwendigen Aufholhilfen für Kinder, die keinen Zugang zu digitalem Unterricht haben, nicht allein finanzieren können.
Die Lektionen aus der Pandemie, aber auch aus klimabedingten Naturkatastrophen und Konflikten dürften nicht ignoriert werden, fordert World Vision gemeinsam mit anderen Organisationen in einem Appell an den Bildungsgipfel. Frieden, nachhaltige Entwicklung und die Wahrung der Menschenrechte könnten nur durch hochwertige Bildung und gute Voraussetzungen für lebenslanges Lernen erreicht werden. Vom Gipfeltreffen erwarten die beteiligten Organisationen vor allem drei Ergebnisse:
1. Der Schutz des Rechts auf Bildung sollte in alle Nothilfemaßnahmen einbezogen und Krisenvorsorge in Bildungspläne integriert werden. So können sich Nothilfe und Bildungssektor gegenseitig stärken.
2. Auf die Bedürfnisse eines Kindes nach Bildung, Ernährung, Gesundheit und Sicherheit in einer Krise muss durch eine enge Abstimmung zwischen den Sektoren eingegangen werden.
3. Budgets für Bildung müssen durch internationale Vereinbarungen stabilisiert bzw. möglichst auf 20 Prozent der Staatshaushalte erhöht und in Krisen abgesichert werden.
World Vision drängt beim UN-Gipfeltreffen auf konkrete Zusagen der Staats -und Regierungschefs, auch bei Partnerschaften sowie Mitbestimmungsrechten von Kindern und Jugendlichen. Die Organisation stellt in Veranstaltungen vor Ort auch erfolgversprechende Ansätze vor, die bereits in Partnerländern umgesetzt werden, darunter ein „Catch-Up“- Programm für Kinder mit besonders großen Lernverlusten. In dem Projekt wird Mädchen und Jungen zwischen 6 und 9 Jahren gute Lese- und Rechenfähigkeit vermittelt und bewusst auf eine Zusammenarbeit zwischen Schulen und Gemeinden gesetzt.
World Vision setzt weltweit zahlreiche Hilfsprojekte im Bereich Bildung, auch in Krisenkontexten, um. In Simbabwe erreicht die Organisation z.B. mehr als 200,000 Kinder, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer in einem Projekt zur Katastrophenvorsorge in Schulen. Das Projekt wird von der Europäischen Union und Aktion Deutschland Hilft gefördert. „Wir hoffen, dass die historische Chance des Gipfeltreffens genutzt wird, um dort zu investieren, wo die Grundlagen für eine Welt mit weniger Krisen gelegt werden“, so Gabriela Degen.