„Wer flüchtet, wird erschossen!”
Als Baraka auf den Markt ging, um dort Lauch zu verkaufen, konnte sie nicht ahnen, wie sehr dieser Tag ihr Leben verändern würde. Sie war erst elf Jahre alt, das vierte von acht Geschwisterkindern und voller Träume für ihr Leben in der nigerianischen Grenzstadt Damasak.
Ein Tag wie viele andere sollte es heute werden. Doch dann brach plötzlich die Hölle los. „Ich hörte das Geräusch von Schüssen und alle schrien und rannten umher. Ich lief nach Hause und Mama und einige meiner Geschwister eilten zum Fluss, um nach Niger rüberzuschwimmen.”
Aber das sollte ihnen nicht gelungen. Am Flussufer standen bewaffnete Männer. „Sie befahlen uns, nicht nach Niger zu gehen, stattdessen sollten wir ins Dorf zurück. Dort brachten sie uns in ein großes Haus. Die Kinder und alle anderen dort weinten. Ich weinte auch.”
Den Gefangenen wurde gesagt, dass sie gar nicht erst an Flucht denken sollten. Jeder, der es versuchen würde, werde erschossen. Nach einem Tag gingen die Kämpfer schlafen. „Mama, ich und einige meiner Geschwister nutzten die Chance und flüchteten über den Fluss nach Niger in den Ort Gagamari. Papa und mein Bruder blieben in dem Haus zurück. Aber zum Glück gelang auch ihnen noch die Flucht und zwei Monate später stießen sie wieder zu uns”, erinnert die heute 13-jährige Baraka.
Für Brakas Familie war das Leben in Gagamari voller Elend. Die Menschen lebten dicht gedrängt und es gab nicht genug zu essen. Sie fühlten sich schutzlos vor möglichen Angriffen auf den Ort. Sie fanden dann einen LKW-Fahrer, der sie für Geld zu einem Flüchtlingslager weiter weg brachte. „Hier ist das Leben”, sagt Braka. „Unser Dorf Damasak ist ein guter Ort, aber dorthin können wir nicht zurück, denn die bewaffneten Männer können immer noch das Dorf angreifen. Im Lager ist es sicherer.”
Wie den meisten Kindern, mit denen World Vision in diesem Lager zusammenarbeitet, macht die Hitze Baraka am meisten zu schaffen. Es ist in Niger in dieser Region deutlich heißer als in der Gegend um Damasak. Glücklich macht es sie, dass sie im Kinderschutzzentrum von World Vision spielen kann. „Die Spiele hier sind ganz andere, als die, die ich von Zuhause her kannte. Aber ich liebe sie und ich bin immer glücklich, wenn ich in das Zentrum gehe.”