Krankes Kind in Somalia

Hunger und Krankheit bedrohen Kinder in Somalia

 

Simon Nyabwengi, Landesdirektor von World Vision Somalia, ist verzweifelt. Er beschreibt die Lage in seinem Land als dramatisch – und mit Krisen und Not kennt er sich aus. Die Rate von Kindern, die an Untrerernährung leiden sei alarmierend. Und wenn die internationale Gemeinschaft nicht schnell und abgestimmt handele, dann sei das Leben dieser Kinder nicht mehr zu retten.

„Die anhaltende Dürre, die Nahrungsmittelengpässe und die schlechte Versorgung mit sauberem Wasser verschlimmern die Lage zusehends und haben negativen Einfluss auf die Verbreitung von Tuberkulose (TBC). Experten berichten, dass mehr als 20 Prozent der Kinder unter 14 Jahren an TBC erkranken. Das macht unsere Erfolge im Kampf gegen die Krankheit zunichte. Zwischen 2014 und 2016 lag die Behandlungsrate bereits bei 88,5 Prozent“, erklärt Nyabwengi. „Viele Menschen haben keine Wahl und müssen aufgrund der Dürre ihre Heimat auf der Suche nach Wasser und Nahrung verlassen. Das stellt die medizinische Versorgung vor große Herausforderungen, denn die Krankheit verbreitet sich dadurch leichter. Experten warnen auch davor, dass sich der Tuberkulose-Stamm in einen medikamentenresistenten umwandeln könnte, der schwieriger zu behandeln wäre.“

Die Dürre fordert Opfer unter Tieren und Menschen

Die Vereinten Nationen warnen davor, dass mehr als fünf Millionen Menschen in Somalia - mehr als 40 Prozent der Bevölkerung – aufgrund von ausbleibendem Regen und andauernden Kämpfen in manchen Regionen des Landes hungern müssen. Die letzte Hungersnot wurde in Teilen des ostafrikanischen Landes 2011 ausgerufen, damals starben 260.000 Menschen.

Nyabwengi hebt vor allem die Lage der Kinder hervor: „320.000 Kinder unter fünf Jahren sind akut mangelernährt. 50.000 von ihnen sind so massiv unterernährt, dass sie ohne Nothilfemaßnahmen nicht überleben werden.“

Die Müttersterblichkeit im Land ist eine der höchsten weltweit. Die Rate liegt bei 732 pro 100.000 Lebendgeburten. Etwa drei Millionen Kinder im Schulalter besuchen keinen Unterricht, Tendenz steigend.

„Wenn es in Somalia eine politische Lösung gibt, die Frieden bringt, kann sich das Land auf einen Kurs der Erholung begeben“, ergänzt er. „In der Zwischenzeit bitten wir um Spenden und Unterstützung, damit wir das Leid tausender Kinder und ihrer Familien in Somalia lindern und ihre Widerstandsfähigkeit verbessern können. Unsere Hilfe beinhaltet Maßnahmen in folgenden Bereiche: sauberes Wasser, Sanitär- und Hygiene, Nahrungsmittelsicherheit, Gesundheit, Notunterkünfte und Einkommenserwirtschaftung.“

World Vision behandelt Mütter und Kinder in Gesundheitszentren

Seit dem Sturz des Diktators Siad Barre in 1991 kämpfen in Somalia bewaffnete Gruppen um die Macht. Außerhalb der Hauptstadt hat die Regierung kaum Einfluss. Auch World Vision in Somalia musste die Arbeit in der Vergangenheit aus Sicherheitsgründen vorrübergehend einstellen, ist aber seit mehreren Jahren wieder mit Hilfsprogrammen für die Zivilbevölkerung aktiv.