Mit einer Patenschaft einen Weg aus der Armut bieten
Ein ganzer Kontinent liegt zwischen Beate Grimm und ihrem siebenjährigen Patenkind Praise aus Makoni, einer Region im Osten Simbabwes. Die 40-jährige Realschullehrerin lebt mit ihrer Familie in einer rheinhessischen Kleinstadt und ist seit 2016 Patin bei World Vision. Im Interview erzählt die vierfache Mutter, wie die Patenschaft ihr Familienleben verändert hat und was sie sich für Praises Zukunft wünscht.
Warum haben Sie sich für eine Patenschaft bei World Vision entschieden? Gab es einen Schlüsselmoment?
Beate Grimm: Eigentlich wollte ich das schon immer machen. Wer mich diesbezüglich besonders geprägt hat, ist meine inzwischen leider verstorbene Patentante. Sie hatte seit 1978 eine Patenschaft. Als Kind bekam ich mit, dass sie immer ein Foto ihres Patenkindes hatte und regelmäßig Briefe schrieb. Das hat mich von klein auf beeindruckt. Und es war für mich klar, dass auch ich eine Patenschaft übernehme.
Warum haben Sie sich World Vision als Patenschafts-Organisation ausgesucht?
Beate Grimm: Eine Freundin hatte mir von ihren eigenen Erfahrungen als Patin bei World Vision berichtet. Von den Projekten und welche Ziele diese Projekte haben. Das hat mich überzeugt.
Wie erlebten Sie den Moment, als Sie die erste Nachricht von ihrem Patenkind Praise erhielten?
Beate Grimm: Als ich die Post von World Vision öffnete und auf dem Foto Praises Lachen sah, war ich hin und weg. Ich wusste gleich, das ist mein Patenkind. Was zufällig genau passt – ihr Geburtsdatum liegt zwischen den Geburtstagen meiner beiden Söhne, die sieben und acht Jahre alt sind. Praise ist ebenfalls sieben. Sie ist jetzt Teil unserer Familie, wird quasi zeitgleich mit meinen Kindern groß und ich kann ihre Entwicklung mitverfolgen.
Und was sagen Ihre Kinder zum neuen Familienmitglied?
Beate Grimm: Mein Mann stellte ihnen Praise als ‚unser fünftes Kind’ vor, das in Afrika lebt und nun von uns unterstützt wird. Die Kinder sind wahnsinnig interessiert an ihr und erzählen auch im Kindergarten und in der Schule von Praise. Sie ist in unserem Alltag sehr präsent, das finde ich toll. Es gibt ja auch schöne Parallelen: so lernen meine Söhne und Praise zeitgleich Schreiben. Das verbindet auch die Kinder.
Hat die Patenschaft auch Auswirkungen darauf, wie Ihre Kinder die Welt sehen?
Beate Grimm: Absolut. Unsere Kinder wachsen in Wohlstand auf. Anders als Praise. Und sie sehen: Es gibt ein anderes Leben, das nicht so einfach und wo nicht so vieles Selbstverständlich ist.
Inwiefern hat die Patenschaft ihr eigenes Familienleben verändert?
Beate Grimm: Wir sprechen regelmäßig über Praise, sie gehört jetzt zu unserem Leben. Es tut meinen Kindern gut, dass sie mit ihr groß werden. Das weitet ihren Horizont und fördert auch ihr Sozialverhalten. Meine Großmutter war ein Flüchtling aus Ostpreußen. Sie hat mir immer von ihren Erlebnissen im Krieg und dem Hunger erzählt. Das war ein Teil von mir und unserer Generation. Wir sind nicht verschwenderisch, weil wir diese Vergangenheit immer im Hinterkopf haben. Meine Kinder werden jedoch im Wohlstand groß. Es ist nicht selbstverständlich, dass es uns allen so gut geht. Mir ist es sehr wichtig, dass meine Kinder das wissen.
Welches war der bisher bewegendste Moment im Rahmen ihrer Patenschaft?
Beate Grimm: Kein einzelner Moment, aber das ganze Wesen von meinem Patenkind Praise berührt mich. Und dass wir so viele Gemeinsamkeiten haben. Sie mag Mathematik, so wie ich auch. Sie will Lehrerin werden, ich bin Lehrerin. Und so eine Patenschaft ist auch eine kulturelle Brücke. Ich wusste, wo Simbabwe liegt, aber jetzt interessiere ich mich viel mehr für das Land.
Planen Sie Praise einmal zu besuchen?
Beate Grimm: Momentan sehe ich leider keine Möglichkeit für einen Besuch. Meine Kinder sind noch sehr klein und die politische Lage in Simbabwe scheint mir derzeit zu unsicher. Was ich spannend finde: Die World-Vision-Projekte sind auf einen Zeitraum zwischen zehn und 15 Jahren angelegt. Wenn meine Kinder irgendwann älter sind und die Lage dort im Land entspannter, würde ich sehr gern in Praises Heimat reisen. Ich bin froh, dass Praise mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in einem World-Vision-Dorf lebt. Da habe ich absolutes Vertrauen, dass die Mitarbeiter vor Ort ihr Möglichstes tun, die Grundversorgung für die Dorfbewohner zu gewährleisten. Trotzdem sorge ich mich manchmal um Praise und verfolge die politische Entwicklung in Simbabwe genau.
Sie sind selbst Mutter von vier Kindern. Was wünschen Sie sich für Praises Zukunft?
Beate Grimm: Ich wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie in Zukunft nicht in Armut leben muss. Praise soll eine unbeschwerte Kindheit und Jugend verbringen und in der Schule gefördert werden. Bildung bietet einen Weg aus der Armut. Für mich wäre es das Größte, wenn Praise später einmal in ihrem Wunschberuf als Lehrerin arbeiten könnte.