Kinderarbeit in Bangladesch
Es sind oft gefährliche und sklavenähnliche Umstände, unter denen Millionen Kinder arbeiten. Die Brüder Taher (neun) und Tazirul (13) hämmern zum Beispiel 13 Stunden täglich Möbel aus Stahl in Bangladesch. World Vision ruft Regierungen und Konsumenten dazu auf, entschiedener gegen die Ausbeutung der Kinder vorzugehen und ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen.
Unter der Oberfläche boomender Wirtschaftsmärkte in Asien arbeiten Millionen Kinder unter gefährlichen, schmutzigen und entwürdigenden Bedingungen. Sie werden auch als „unsichtbare Kinder“ bezeichnet, da viele von ihnen weder an Schulen angemeldet noch offiziell angestellt sind. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt, dass in Asien rund 48 Millionen Minderjährige dazu zählen.
Die Brüder Taher und Tazirul schuften 13 Stunden täglich in einem Stahlbetrieb in Dinajpur, Bangladesch. Sie verdienen jeweils weniger als einen Euro pro Woche mit ihrer körperlich schweren Arbeit. Ihre allein erziehende Mutter glaubt, dass die Arbeit ihre Jungen vom Betteln auf der Straße abhält. Ihre Hoffnung auf ein besseres Leben in der Stadt hat sich nicht erfüllt. Zu dritt leben sie nun in einem gemieteten Raum in einem Slum.
Allein in Bangladesch arbeiten 7,4 Millionen Kinder*. Die Hälfte von ihnen hat noch nie eine Schule besucht. Jedes vierte Kind ist zwischen sechs und elf Jahre alt. In den wachsenden Städten findet man sie in Geschäftsvierteln, als Straßenverkäufer, Haushaltshilfen und in Kleinbetrieben, in deren Nähe auch ihre Eltern Arbeit suchen. Auf dem Land arbeiten sie auf den Feldern, in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie, in Ziegel- oder Textilfabriken.
Trotz einer gesetzlichen Schulpflicht und geltender Kinderschutzgesetze verschließe die Gesellschaft häufig die Augen vor dem Problem, meint Abid Gulzar, Leiter der Kinderrechte-Arbeit von World Vision in Asien. Zu den Ursachen zählt er „grassierende Armut und ein großes Einkommensgefälle in der Bevölkerung, Mangel an Bildung und fehlende soziale Sicherheit“. Oft gehe Kinderarbeit aber auch mit verschiedenen Formen der Gewalt einher, vor der Kinder zu wenig geschützt würden.
Arbeit bietet zwar auch Lernmöglichkeiten, in einem ungeschützten Kontext beraubt sie die Kinder allerdings ihrer Kindheit und vieler Rechte. Am Beispiel von Taher und Tazirul wird laut Gulzar klar: „Arbeitende Kinder geraten oft in einen Teufelskreis von Armut und Missbrauch. Wir können diesen nur durchbrechen, in dem wir für diese Kinder die Möglichkeit zur Schulbildung, guter Ernährung und Gesundheitsvorsorge schaffen.“
Um den Teufelskreis zu durchbrechen, baut World Vision gemeinsam mit Partnern in Bangladesch gezielt Bildungszentren für arbeitende Kinder auf. Diese bereiten Grundschulkinder mit angepassten Kursen auf einen regulären Schulbesuch vor und entwickeln Bildungsangebote für Schulabbrecher. Damit die Kinder langfristig nicht mehr arbeiten müssen, unterstützt World Vision die Eltern dabei, ein höheres Einkommen zu erzielen. Unter anderem geschieht das durch Kleinkredite, Ausbildung und die Vernetzung mit bestehenden Kooperativen. Auf politischer Ebene setzt sich das Kinderhilfswerk zum Beispiel in der Südasien-Koordinierungsgruppe zur Aktion gegen Gewalt an Kindern (SACG) für einen verbesserten Schutz von Kindern ein.
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* Hinweis: Quelle dieser 2013 veröffentlichten Zahl war eine von der ILO und Unicef benutzte Statistik (http://www.clu-mole.gov.bd/img/pdf_file/dfb80c434ccef8400e70c78f85c6e5a2.pdf)
Aktuelleren Daten zufolge hat Bangladesch moderate Fortschritte bei der Bekämpfung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit gemacht. Dennoch gibt es weiterhin Lücken bei der Umsetzung von Verboten und Kinderschutz-Programmen, besonders im informellen Sektor.