Mobile Hilfe rettet Kinder in Somalia
Die Lage in Somalia bleibt sehr ernst, und deshalb vergrößert World Vision den internationalen Hilfsappell, um das Leben von Kindern zu retten und weitere Menschen vor dem Abrutschen in eine Hungersnot schützen zu können. Wir können durch gut etablierte Beziehungen und enge Zusammenarbeit mit Partnern in Somaliland, Puntland und Südzentralsomalia gewährleisten, dass die Hilfe auch bei den notleidenden Menschen ankommt.
Noch keine Wende bei Dürreproblemen
Ende April hat die mit Verspätung begonnene „Gu“-Regenzeit vielen Regionen etwas Aufatmen verschafft, weil nun mehr Wasser zur Verfügung steht und Viehhalter auf neue Nahrung für ihre wertvollen Tiere hoffen können. Für gute Ernten wird der Regen aber nur dort reichen, wo es ausgiebig und länger regnet. Im Nordosten des Landes und in Zentralsomalia hält die Trockenheit leider weiter an, mit wenig Aussicht auf eine positive Wende in der nächsten Zeit. Von den enormen Auswirkungen der langen Dürre kann sich das Land auch nicht schnell erholen. Jeder zweite Somalier ist momentan auf humanitäre Hilfe angewiesen, weil die Lebensgrundlagen verloren sind und die Infrastruktur nach 30 Jahren Bürgerkrieg kaum entwickelt ist. 363.000 Kinder sind akut mangelernährt, und ihre Zahl wird nach Einschätzung von Unicef bis Juni noch steigen. Mit Ihren Spenden konnten wir für einige tausend Kinder Aufbaunahrung zur Verfügung stellen, die von Kliniken und mobilen Gesundheitshelfern ausgegeben werden.
Cholera breitet sich massiv aus
Derzeit verschärft die Ausbreitung der Cholera und anderer Infektionen die Not der hungernden Menschen. 15 von 18 Regionen des Landes verzeichnen inzwischen Cholera-Fälle, zusätzlich zu den ebenfalls besorgniserregend ansteigenden Fällen von Masern und Malaria. Vor allem bei mangelernährten Kindern können diese Krankheiten innerhalb weniger Stunden zum Tod führen. Rechtzeitige und integrierte Hilfe ist entscheidend. Tag und Nacht kämpfen Ärzte und Krankenschwestern in den wenigen gut ausgestatteten Krankenhäusern, aber auch in vielen einfachen Behandlungszentren um das Leben der Kranken und Hungernden. World Vision ermöglicht diese Nothilfe unter anderem durch Lieferung von Infusionslösungen, Impfungen und Aufbaunahrung sowie Krankentransporte. Seit März wurden mit unserer Unterstützung so zum Beispiel 19.000 Kinder unter fünf Jahren behandelt. Rund 5090 Menschen kamen mit akutem Durchfall, der zum Beispiel durch Bakterien in verschmutztem Wasser entsteht.
Der dreijährige Abinasir Bisharo (Bild oben) und die zweijährige Sabriin waren in kritischem Zustand, als sie mit ihren Müttern ins Krankenhaus in Puntland kamen. Sie bekamen mit unserer Unterstützung jedoch rechtzeitig die notwendigen Infusionen und Medikamente.
„Die Familien müssen oft 20 Kilometer und mehr bis zu einer guten Wasserquelle oder zu einer Klinik zurücklegen“, erklärt Lillian Omariba, die im April unter anderem das Bay Hospital in Baido besucht hat. Mütter und Väter riskierten auch ihre eigene Sicherheit, wenn sie dabei durch das Gebiet von Milizen zögen. Deshalb ist es dringend erforderlich aber in manchen Regionen auch nicht einfach Hilfe in die Dörfer zu bringen. 47 Dörfer in Puntland - also im trockenen Nordosten von Somalia - erhalten mit Hilfe mobiler Kliniken Gesundheitsdienste, Ernährungsberatung und proteinreiche Aufbaunahrung für Kinder. Dadurch werden rund 13.600 Menschen erreicht.
Flucht in die Städte bringt neue Herausforderungen
Seit November 2016 haben nach Schätzungen von UN-OCHA mehr als 600.000 Somalier ihre Heimatorte verlassen, um Hunger und Krankheiten zu entkommen. Die Migration hat viele Familien auseinandergerissen und ist vor allem für Frauen und Mädchen mit großen Risiken verbunden. Sie hat für zehntausende Kinder auch zur Folge, dass sie nicht mehr zur Schule gehen können.
Sofern sie nicht bei Verwandten unterkommen, lassen sich die hilfesuchenden Familien meist im Umkreis der Städte in überfüllten Notlagern nieder, oft unter schlechten hygienischen Bedingungen. Auch dort ist unsere Hilfe verstärkt nötig, zumal viele Städte in ruhigeren Regionen bereits tausende Binnenflüchtlinge beherbergen. „Auf diese neuen Herausforderungen muss man auch mit einer Verbesserung der Infrastruktur reagieren“, sagt Ostafrika-Referent Jochen Schmidt. „Wir versuchen zum Beispiel mit Unterstützung der Bundesregierung und der somalischen Regierung Wohnraum und Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen“.
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