Erfolgreiche Familienplanung in Burundi
Burundi zählt nicht nur zu den ärmsten Ländern, sondern hat auch eine der höchsten Geburtenraten in Afrika. Jede Frau bekommt im Durchschnitt sechs Kinder in geringen Abständen, und mehr als jedes zweite Kind ist chronisch unterernährt. Ein Projekt von World Vision setzt hier an.
Im ostafrikanischen Burundi ist die Bevölkerung nach Weltbank-Berechnungen zwischen 2000 und 2016 um mehr als vier Millionen Menschen gewachsen. Besonders junge Teenager wurden in der Vergangenheit oft ungewollt schwanger und mussten die Schule abbrechen. Dank einer Aufklärungskampagne von World Vision verändert sich die Situation langsam. Die siebzehnjährige Jessy, die sich ehrenamtlich für die Kampagne engagiert, erinnert: „Bevor World Vision mit der Arbeit hier begann, war die Situation richtig schlecht. Jugendliche haben oft falsche Informationen zum Thema Verhütung bekommen und sich nicht getraut, das Thema mit ihren Eltern zu besprechen. Mit uns Freiwilligen können Jugendliche nun offen über ihre Sexualität sprechen. Das ist ein großer Fortschritt.“
Projekt setzt vor allem auf die Zusammenarbeit mit Kirchen
Auf die gesellschaftliche Akzeptanz von Familienplanung haben in Afrika unter anderem die Kirchen und religiösen Autoritäten einen großen Einfluss. Daher befürwortet World Vision eine konstruktive Zusammenarbeit mit ihnen in lokalen und regionalen Netzwerken, um vor allem sozio-kulturelle Barrieren abzubauen. Das Thema ist mit vielen Tabus belegt und besonders Frauen wird das Recht auf eigene Entscheidungen oder Mitbestimmung häufig verwehrt.
In Burundi sind auf Initiative von World Vision kirchliche Aktionsteams entstanden, die nach Schulung mit dem „Channels of Hope“-Ansatz in vier Provinzen Aufklärungsarbeit zu sexueller Gesundheit, Familienplanung und den Rechten der Frauen leisten. Rund 21 Prozent der kirchlichen Amtsträger verschiedener Konfessionen beteiligen sich daran. Darüber hinaus hat das von der Europäischen Union geförderte Projekt in den letzten drei Jahren zahlreiche aufgeschlossene Ehepaare für den Dialog mit anderen Ehepaaren mobilisiert, die Mobilität von Gesundheitsberatern verbessert und den Austausch von Jugendlichen mit Gleichaltrigen gefördert. Das weitere politische und gesellschaftliche Umfeld wurde durch öffentliche Veranstaltungen, die Unterstützung regionaler Netzwerke und durch Publikationen einbezogen.
Gestiegene Nachfrage nach moderner Verhütung / Kaum noch Teenager-Schwangerschaften
„Man kann nach drei Jahren natürlich noch nicht einen Rückgang des Bevölkerungswachstums messen, aber wir haben vor Ort viele Aussagen über positive Veränderungen dokumentiert“, erklärt Stefan Sengstmann, Fachreferent für Gesundheit und Leiter der Abteilung Qualitätssicherung bei World Vision Deutschland. „Schulen verzeichnen weniger oder keine Teenager-Schwangerschaften, örtliche Gesundheitsberater dagegen eine erheblich gestiegene Nachfrage nach Dienstleistungen zur Familienplanung, einschließlich vorher kaum genutzter moderner Verhütungsmethoden wie Implantaten für Frauen. Rund 70 Prozent der Frauen lassen sich beraten.“
Für die junge Bevölkerung unseres afrikanischen Nachbarkontinents sind neben Investitionen in Bildung und Arbeitsmöglichkeiten auch gute Beratungs-und Hilfsangebote zur Familienplanung zukunftsentscheidend. Wo diese früh genug zugänglich sind und dank konsistenter Botschaften aus dem Umfeld auch angenommen werden, verbessern sich die Entwicklungschancen auf vielen Gebieten. Teenager-Schwangerschaften und Schulabbrüche bei Mädchen werden seltener. Ehepaare können größere Abstände zwischen Geburten einhalten, zugunsten der Gesundheit von Müttern und Kindern, wie auch der Erziehungs-und Versorgungsmöglichkeiten.