Bildung: Patenkind macht College-Abschluss
Rodgen stammt aus einer kinderreichen Familie auf den Philippinen. Sein Vater Roberto, ein ehemaliger Wachmann, arbeitete als Pfarrer und seine Mutter Bebiana war Hausfrau: Geld war immer nur begrenzt vorhanden. Vater Roberto schaffte es mit seinem mageren Einkommen kaum, die Familie mit neun Kindern durchzubringen. Es gab Tage, an denen Rodgen und seine Geschwister fast nichts aßen und nur mit Nudeln überlebt haben.
Als wir aufwuchsen, haben wir keine Geburtstage gefeiert.
Als Rodgen in der 1. Klasse war, wurde er ein World Vision Patenkind. Wenn er sich daran zurückerinnert, leuchten seine Augen auf. „Wir hatten so viele Veranstaltungen damals für Kinder. Ich lernte viel über Kinderrechte, Führungsstärke und Gottes Wort.”
Über seine Patin erzählt er: „Andere Kinder bekamen ständig Briefe von ihren Paten, ich bekam keinen einzigen.“ Eines Tages sagte ihm seine Mutter, dass seine Patin etwas für ihn hätte. „Ich dachte, sie hätte mir ein Geschenk geschickt“, lacht Rodgen. „Aber als ich nachsah, war es ein Brief. Darin schrieb meine Patin, dass ich fleißig lernen solle. Sie erklärte mir, dass sie für andere etwas erreichen wolle, damit Kinder wie ich die Hilfe bekämen, die wir bräuchten, um zu wachsen, uns zu entwickeln und Erfolg zu haben.“
Rodgen war entschlossen, zur Universität zu gehen. 2011 begann er mit dem Studium in Sozialarbeit, ein Fach, mit dem seine Eltern sich anfangs nicht anfreunden konnten. „Es ist selten, dass junge Leute Sozialarbeiter werden wollen. Lehrer werden, ja, das ist der gängige Berufswunsch. Aber ich war damals fasziniert davon, wie die Mitarbeiter von World Vision arbeiten und wollte auch so werden. Deshalb habe ich mich für das Fach Sozialarbeit entschieden”, erklärt er mit einem Lächeln im Gesicht.
Doch sein Studium zu finanzieren, war für Rodgen eine Herkules-Aufgabe. Es gab Semestergebühren und Unterhaltskosten zu bestreiten. „Ich habe mich oft gefragt, wie ich das Geld zusammenbekommen würde”, sagt er. Dann bewarb er sich für das Sangguniang Kabataan (SK), den Jugendrat des Dorfes, und gewann. “Ich habe mich aufstellen lassen, weil ich etwas voranbringen wollte, und auch, weil ich durch diese bezahlte Aufgabe mein Studium mit finanzieren konnte“, gibt er offen zu. Durch die Mitgliedschaft im Jugendrat hat Rodgen viel gelernt.
Dank seiner Ausdauer schloss Rodgen sein Studium ab. Seine Familie ist glücklich, einen Akademiker unter sich zu haben. „Ich bin der Erste mit Studienabschluss in der Familie“, sagt er. Judy Ann, seine jüngere Schwester, tritt in die Fußstapfen ihres Bruders. Sie studiert Informationstechnologie und wird voraussichtlich die Nächste in der Familie sein, die ihr Studium beendet. Damit Rodgen seinen Abschluss machen konnte, hatte sie ihr Studium unterbrechen müssen – eine gängige Praxis in philippinischen Familien, damit die Bildungswünsche der Kinder erfüllt werden können.
Zurzeit unterrichtet Rodgen am College of Social Work in Palawan. Nach wie vor verfolgt er aber auch seinen Berufswunsch Sozialarbeiter. „Ich glaube, dass meine Stärke darin liegt, Gemeindeleben zu organisieren. Ich liebe es einfach. Für den Moment habe ich mich entschieden zu lehren, weil es mir die Möglichkeit gibt, junge Menschen zu entwickeln und voranzubringen – genau wie World Vision mich weitergebracht hat, als ich aufgewachsen bin“, sagt er.