Somsida aus Myanmar träumt im Flüchtlingslager noch von der erlebten Gewalt

Horror in Kinderträumen

Seelische Not der aus Myanmar geflüchteten Kinder ist nicht kleiner als ihr Hunger
Autor: IrisManner  | 
2. Oktober 2017
Autor: IrisManner
Flüchtlinge aus Myanmar: Somsida mit Geschwistern und Eltern im Zelt

Ich wünschte, ich könnte hier spielen wie in meinem Dorf, sagt Somsida. Dafür ist hier aber kein Platz und meine Freunde sind auch nicht hier, bedauert die Elfjährige. Wir Kinder laufen einfach durch das Lager.“ Dass es keine Toiletten gibt, findet das Mädchen noch unangenehmer. Wir stehen früh auf und laufen in den Dschungel. Viele Mädchen machen das wie ich. Es ist ein langer Weg, und jeder kann uns beobachten. Manche Männer gehen vorbei und werfen mit Schlamm nach uns, um uns zu ärgern. Ich fürchte mich auch vor Schlangen und Blutegeln.

Flüchtlinge  aus Myanmar in Bangladesch: Somsida im Camp unterwegs
Flüchtlinge aus Myanmar: Somsida fühlt sich nur im Zelt sicher

Am schlimmsten sind für Somsida aber die Nächte. In meinen Träumen sehe ich Menschen rennen, weinen, schreien, kämpfen und plötzlich wache ich dann auf voller Angst, erzählt das Mädchen. 

Somsidas Mutter Rabban, die selbst kaum zur Ruhe kommt, muss ihre Tochter und auch deren Geschwister in solchen Momenten trösten. Sie wäre dankbar für professionelle Hilfe, denn sie macht sich Sorgen um ihre Kinder, weil sie das Erlebte nicht vergessen können.

Rabban berichtet von dem Horror: „Unsere Leute wurden getötet und ein Haus nach dem anderen angezündet. Wir konnten fliehen, als zwei Brüder von Somsidas Vater getötet wurden. Aber von unserem nah gelegenen Versteck aus haben wir alles gesehen. Meine Kinder und ich hatten zu große Angst zurück zu kehren. Vielleicht wären wir ja die nächsten?“ Das Dorf zu verlassen, sei trotzdem sehr schmerzhaft für sie gewesen, und die Flucht mit den verängstigten Kindern eine Tortur. Vor allem Somsida habe immer wieder geweint. 

Das Mädchen wünscht sich bald wieder in die Schule gehen zu können. Ich möchte später Lehrerin werden, verrät sie. Wenn das Kämpfen zuhause aufhört, will ich zurück in mein Dorf und weiter lernen. Ob und wann dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann, weiß derzeit jedoch niemand.

Flüchtlinge aus Myanmar: Drei Mahlzeiten am Tag kann diese Mutter ihren Kindern nicht anbieten. Sie hat auch keine Muttermilch für ihr Baby.

Zugang zu ausgewogener Nahrung haben die meisten geflüchteten Kinder bisher auch nicht. Selbst für drei Mahlzeiten am Tag reicht das Geld oft nicht. Somsida vermisst besonders die vielen Sorten Fisch, die sie zuhause immer essen konnten. Maitta ist mein Lieblingsfisch, weil er köstlich schmeckt und wenig Gräten hat, erzählt sie. Hier können wir uns nur Reisfladen und Gur (Melasse) leisten. Es gibt jeden Tag das Gleiche. 

Einen Lichtblick gab es aber diese Woche für Somsida: von World Vision bekam ihre Familie - als eine von 3.050 notleidenden Familien - einen großen Sack Reis sowie Linsen, Zucker, Salz und Speiseöl. Ein Vorrat für zwei Monate, der geschwächten Kindern wieder zu Kräften verhelfen wird.  

Ein World Vision-Mitarbeiter prüft den Inhalt eines Nahrungsmittel-Pakets für eine Flüchtlingsfamilie in Bangladesch
World Vision-Nothilfe in Bangladesch: Ein aus Myanmar geflüchteter Junger trägt einen Sack Reis nach Hause.

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