Äthiopiens vertriebene Kinder
Millionen von Äthiopiern sind in den letzten 12 Monaten geflüchtet, vor gewaltsamen Konflikten und Naturkatastrophen, die das Land heimgesucht haben. In Gebieten, in denen World Vision ein 15-jähriges Programm zur Entwicklung der Gemeinschaft durchführt, hat die Zahl der Neuankömmlinge, die Zuflucht und Sicherheit suchen, drastisch zugenommen. Die Lage ist dramatisch und humanitäre Hilfe ist dringend erforderlich. Wir haben mit Menschen gesprochen, die aus ihrer Heimat geflohen und in Habro, im Bundesstaat Oromia, angekommen sind. Sie erzählten ihre Geschichten:
Fatuma, 30 Jahre alt: „Wir hatten ein komplett eingerichtetes Haus, aber hier stehen wir vor dem Nichts. Wir haben nicht einmal eine gute Matratze zum Schlafen, wir haben nicht genug zu essen, unsere Kinder essen nur eine einzige Mahlzeit, weißen Reis, und der schmeckt nach nichts. Wir essen nur das Nötigste um des Überlebens willen. Unsere Kinder stehen vor größeren Problemen als wir. Wie Sie wissen, brauchen Kinder fast alles, aber wir haben nichts zu geben. Sie brauchen neue Kleider und gutes Essen, aber das können wir uns nicht leisten."
Fatumas Tochter Semira (12) ergänzt: „Ich war krank mit Magenschmerzen und wurde in diese Klinik eingeliefert, aber die Medikamente waren abgelaufen und es war kein medizinisches Personal für uns da."
Wir stehen vor einem großen Problem, wir sind fast hoffnungslos. Wir brauchen jemanden, der eingreift und uns unterstützt.
Rabia und Desta, beide 20 Jahre alt:
Rabia: „Ich kleide mein Kind nur mit Kleidungsstücken, die aus meinen Röcken geschnitten wurden. Ich esse weißen Reis, der nicht genug Soße und keinen Geschmack hat. Ich fühle mich wirklich hilflos und hoffnungslos. Ich habe nicht genug Seife, um mein Kind und mich selbst zu reinigen."
Desta: „Die letzten sechs Monate waren die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich hatte nicht genug zu essen und konnte auch mein Kind nicht ausreichend füttern. In diesen Tagen, da das Kind über sechs Monate alt wird, braucht es zusätzliche Nahrung. Ich brauche auch Öl und Seife. Wir brauchen eine Matratze und Bettwäsche."
Tajir: „Ich habe die 8. Klasse besucht, ich möchte Wissenschaftler werden und für mein Land und meine Familie einen Beitrag leisten. Aber ich hier kann ich nicht zur Schule gehen. Mit Schulmaterial wie Büchern, Schulheften, einer Tasche und Stiften wäre mir geholfen."
Mekuria, ein Offizier des Notfall-Rehabilitationszentrums in Habro Woreda: „Der Gesundheitszustand der Menschen ist sehr kritisch. Die Ernährungslage ist auch sehr ernst, und die Geflüchteten brauchen zusätzliche Nahrung. Sie essen immer weißen Reis und viele Kinder sind untergewichtig."
In den vergangenen Monaten hat World Vision medizinische Hilfsgüter an Gesundheitszentren geliefert, die Gebiete versorgen, in denen ein dramatischer Zustrom von Binnenvertriebenen zu verzeichnen war. Auch Bildung, Ernährung, Hygiene und sanitäre Einrichtungen wurden für mehr als 26.000 Vertriebene bereitgestellt.
Dennoch ist der Bedarf der Geflüchteten überwältigend und es gibt noch viele Lücken im Versorgungssystem.