Unsere Jugendbotschafter im Senegal
Ein Reisebericht von unserer Jugendbotschafterin Laura Krüger:
Bereits vor einem Monat sind wir wieder sicher in Frankfurt gelandet. Wir? Die amtierenden World Vision Jugendbotschafter Marcella und Laura. Nach einem sechsstündigem Flug aus dem Senegal und der beeindruckendsten Reise unseres Lebens! Wir haben unser World Vision Patenkind Abdoul besucht und uns vor Ort ein Bild von der Arbeit von World Vision gemacht. Uns schwirrt noch der Kopf von den vielen Erlebnissen, den neuen Bekanntschaften, den Emotionen und der Hitze. Eine Woche lang verbrachten wir im Westen Senegals, trafen das Team vor Ort, besuchten die Projekte und lernten unser Patenkind Abdoul kennen.
Wir landeten am Sonntag, den 22. April in Dakar, die große Reise in das Projektgebiet Tambacounda etwa 650 Kilometer östlich von Dakar ins Landesinnere entfernt, stand uns aber erst noch bevor. Nachdem wir am ersten Tag das World Vision Büro in Dakar besuchten und an einem senegalesischen Gottesdienst teilnehmen durften, traten wir die siebenstündige Fahrt in das Projektgebiet an. Zunächst fühlten wir uns unwohl, sind wir doch vom TÜV geprüfte Autos gewohnt und einwandfreie Straßen. Bald jedoch hatten wir es uns gemütlich gemacht und ließen die ,,Landschaft’’ an uns vorbeiziehen. Aus dem Radio tönten, für uns ungewöhnliche, afrikanische Klänge. Durch die Klimaanlage waren es angenehme Temperaturen und wir freundeten uns mit unserem Fahrer an. Schon bald verstanden wir die Straßenordnung besser: Wer das kleinere Fahrzeug fährt, muss Platz machen für die größeren Autos und wer als erster hupt, hat Vorfahrt. Den Straßenrand säumten einfache Hütten, karge Bäume, viel Plastikmüll und zahlreiche Verkausstände. Die Händler boten Obst, Schuhe, Nüsse, Kleidung und andere Kleinigkeiten an. Marcella und ich konnten es kaum erwarten endlich unser Patenkind zu treffen. Wir waren jedoch von den Temperaturen in Tambacounda geschockt. Als wir aus dem Auto ausstiegen, warfen uns die 42 Grad fast um. Sonnenschutzfaktor 50 und unser Anti-Mückenspray wurden unsere ständigen Begleiter in der folgenden Woche.
Am folgenden Tag erwartete uns ein volles Programm. Zuerst lernten wir das Team aus Tambacounda kennen, unter Anderem Joseph, Kreman und Famara, der für uns auch aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte. Sie begleiteten uns in das Projektgebiet, wo wir zuerst den Bürgermeister des Dorfes kennenlernten. Er begrüßte uns herzlich und betonte mehrmals seine Freude über die Zusammenarbeit mit dem World Vision Team vor Ort. World Vision Senegal setzt bei seiner neuen Kampagne den Schwerpunkt auf die Verhinderung von frühkindlicher Heirat, die auch der Bürgermeister unterstützt.
Wir hatten einen minutiös durchorganisierten Plan. Weil aber nicht immer alles nach Plan läuft und schon gar nicht bei über 40 Grad Hitze, fiel unser nächster Programmpunkt aus. Darum besuchten wir ganz spontan eine Vorschule und wurden herzlich begrüßt. Insgesamt 80 Kinder, die in drei verschiedenen Klassen, mit nur einem Lehrer lernten, wollten unsere Hände schütteln. Dieser Besuch zeigte uns, wie viel Hilfe hier noch benötigt wird, damit mehr Lehrer ausgebildet und die Schulen mit besserem Lernmaterial, sowie mit Möbeln ausgestattet werden können. Es ist heiß, es mangelt an Materialien und Strom gibt es auch nicht verlässlich. Der Lehrplan sieht vor, dass die Kinder den Umgang mit Computern lernen, dies ist aber nur schwer umsetzbar – ohne Computer. Dann werden halt die Lehrer kreativ und malen kurzerhand Computerbildschirme an die Tafel. Das darf und kann aber keine langfristige Lösung sein. Auch für die Kinder ist die Situation nicht schön. Ein etwa zehnjähriger Junge berichtet: „Wenn ich abends für die Schule lernen möchte, dann muss ich mir eine Kerze anzünden, was unsere Hütte noch mehr aufheizt…’’
Das wohl einprägsamste Ereignis war das Treffen mit unserem Patenkind Abdoul. Bis zum Schluss konnte ich es nicht fassen, dass wir gleich den Jungen treffen, den wir bisher nur aus Briefen und dem Patenportal kannten. Außerdem war das ganze Dorf auf den Beinen, um uns kennenzulernen. Die Begegnung selber war zuerst distanziert, waren wir uns doch völlig fremd. Jedoch konnte man deutlich die Freude in Abdouls Augen sehen, über unsere Geschenke, den Fußball und die Stifte, die wir ihm mitgebracht hatten. In den nächsten Tagen trafen wir ihn immer wieder, besuchten seine Schule und malten sogar ein Bild mit ihm. Er wuchs uns ans Herz und öffnete sich von Tag zu Tag mehr. Wir konnten uns mit Händen und Füßen verständigen und sahen mit eigenen Augen, wie sehr er von der Arbeit von World Vision und den Patenschaften in seinem Dorf profitiert.
Wir sind froh und stolz, Paten zu sein und freuen uns schon auf den nächsten Brief von Abdoul.
In Abdouls Schule gibt es einen Kinderklub, eine Einrichtung, die sich für die Rechte von Kindern stark macht und nur aus Kindern besteht! Dieser Club setzt sich dafür ein, dass jedes Neugeborene eine Geburtsurkunde erhält, was für einen späteren Schulbesuch unerlässlich ist, für die Aufklärung über die Rechte von Kindern und natürlich auch gegen eine frühkindliche Verheiratung. Auch seine Lehrer bestätigten, dass Abdoul viel selbstbewusster sei, seit er Paten gewonnen habe. Der Abschied von dem Dorf fiel uns schwer, vor allem jedoch von Abdoul.
Diese Reise ist jetzt einen Monat her. Mittlerweile begreifen wir unsere Patenschaft ganz. Wir wissen nun, dass ein Brief für Abdoul einen sehr, sehr langen Weg nehmen muss, ehe er ihn bekommt und antworten kann. Das kann er jedoch auch erst, nachdem der Brief übersetzt wurde. Hierbei unterstützen freiwillige Helfer, die von World Vision geschult werden. Auch alltägliche Dinge wie fließendes Wasser, betrachten wir nicht mehr als selbstverständlich, denn für Abdoul, unser Patenkind, sind sie es nicht.