Milchbauern in Afrika: Jennifers "Kalkuhlation" geht auf
Jennifers Kuh ist mürrisch. Zu viel Trubel herrscht in dem sonst so beschaulichen Dorf im malawischen Nhkoma-Bezirk. Die Nachbarn sind da, Jennifers fünf Kinder wuseln herum und dann ist da noch der neugierige Besuch aus Deutschland. Jennifer Chikuna lacht. „Ja, sonst sind die Tage ruhiger hier. Aber aufgestanden bin ich wie immer um fünf Uhr.“Und wie immer seit über einem Jahr hat die 43 jährige ihre Kuh gemolken. Gut zehn Liter gibt das Tier täglich und die Milch muss schnell in einem Wasserbad gekühlt werden, damit sie auf dem Weg zum Sammelpunkt nicht verdirbt. Jennifer ist Milchbäuerin. Ein ungewöhnlicher Beruf in Malawi, wo sonst Landwirtschaft gleichbedeutend mit der Arbeit auf Feldern ist. Doch der Markt, gerade in den umliegenden Städten verlangt nach Milch und Milchprodukten – eine große Chance für Malawis Bauern, aus der reinen Subsistenzwirtschaft auszubrechen. World Vision unterstützt seit einigen Jahren Bauern, die in die Milchwirtschaft einsteigen wollen. Mit finanzieller Hilfe, mit Tipps zum Halten von Kühen und wie sie ernährt oder im Krankheitsfall behandelt werden müssen. Die Unterstützung schließt auch den Zugang zum Markt mit ein, etwa bei der Organisation von Sammelpunkten für die Anlieferung von Milch an Abnehmer wie Molkereien.
Der Verkauf der Milch hat mein ganzes Leben verändert.
Mit den Einnahmen konnten mein Mann und ich ein neues Haus bauen. Die Kinder gehen alle zur Schule und wir konnten Vorräte anschaffen.“ Aber auch ihre Stellung im Dorf hat sich verändert. „Früher haben die Nachbarn ein bisschen auf mich herabgesehen. Mein Mann arbeitete auf dem Feld, ich musste mich ja nur um die Kinder kümmern. Heute haben sie Respekt vor mir.“ Auch das Verhältnis zu ihrem Mann hat sich verändert. „Ich bin selbstbewusster geworden. Vertrete meine eigene Meinung. Aber wir leben friedlich miteinander!“
Friedlich lebt auch Esau Imfa ya Pachala. Der 61 jährige ist ebenfalls ein von World Vision unterstützter Milchbauer und er hat mittlerweile vier Kühe. Anders als Jennifer verkauft er seine Milch nicht an eine Molkerei: „Ich habe mich auf Lehrer als Abnehmer spezialisiert“, erklärt der Vater von acht Kindern. „Hier gibt es viele Schulen in der Nähe und vor allem: Die Lehrer können sich die Milch leisten!“ 50 Cent bekommt er für einen Liter Milch. Viel Geld in einem der ärmsten Länder der Welt.
Esau lächelt verschmitzt und erklärt weiter: „Aber auch viele Nachbarn sind meine Abnehmer. Der Verkauf ermöglicht mir ein viel besseres Leben als früher.“ Auch Esau hat sich ein neues Haus gebaut. „Daran arbeite ich immer weiter, immer wenn ich Geld über habe. Vor allem aber kann ich alle Kinder in die Schule schicken. Auch meine zwei Enkelkinder.“ Mit Erfolg: Sein ältester Sohn Charles hat sogar die Hochschule abgeschlossen. Bauer will er nicht werden, aber als staatlich geprüfter Ernährungswissenschaftler Bauern beraten. Vielleicht sogar als Mitarbeiter von World Vision.