15.05.2023

Folgen des Erdbebens in Syrien & der Türkei

So helfen eure Spenden

Autor: IBrecheis

Um das Erdbeben, das am 6. Februar dieses Jahres den Norden Syriens und den Süden der Türkei erschütterte, ist es ruhig geworden. Der mediale Rummel ist weitergezogen. Für die Menschen, die mit dem Erdbeben geliebte Angehörige oder ihr Zuhause verloren haben, hat sich das Leben für immer verändert. Was sind die Folgen des Erdbebens und welche Maßnahmen haben wir vor Ort ergriffen, um zu helfen? Wie werden wir die Menschen in Zukunft unterstützen? Das erfahrt ihr hier.

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien

Grafik des Erdbebens

In den frühen Morgenstunden des 6. Februar 2023 erschütterten Erdbeben der Stärke 7.7 und 7.5 und mehrere Tausend Nachbeben den Norden Syriens und den Süden der Türkei. Einstürzende Gebäude haben mehr als 55.190 Menschen unter sich begraben und 129.490 Menschen verletzt. 
Besonders schlimm: Das Erdbeben hat Menschen hart getroffen, die bereits lange Jahre durch den Krieg in Syrien leiden. Mehr als 1,7 Millionen Geflüchtete lebten in den Regionen in Syrien und der Türkei, die besonders schwer durch das Erdbeben getroffen waren. Bereits vor dem Beben waren 15.3 Millionen Menschen in Syrien durch den lang anhaltenden Krieg auf Humanitäre Hilfe angewiesen. Das Erdbeben verschärft die Situation weiter.
 

Nothilfe für Syrien

Die Folgen des Erdbebens

Die Folgen des Erdbebens in der Türkei und Syrien sind verheerend. Etwa 17 Millionen Menschen sind von den Folgen des Erdbebens betroffen. 10 Millionen von ihnen benötigen Humanitäre Hilfe. Über 1 Milliarde USD sind nötig, um ihnen diese Hilfe zukommen zu lassen.

Tausende Gebäude sind vollkommen zerstört oder haben so stark Schaden genommen, dass sie für die Menschen vor Ort keine sichere Unterkunft mehr darstellen. Schulen wurden zerstört, weshalb für viele Kinder und Jugendliche der Unterricht unterbrochen wurde. Viele Menschen sind bereits durch Kriegserlebnisse traumatisiert.

Jetzt kommt mit dem Erdbeben eine weitere Krisenerfahrung dazu. Kinder wurden von ihren Familien getrennt und sind auf sich allein gestellt.
 

Hinter jeder dieser Zahlen verbirgt sich ein Einzelschicksal, ein Mensch, der vom Erdbeben betroffen ist. Sich das zu vergegenwärtigen, berührt mich zutiefst."
Marie-Theres Wohlfahrt - Referentin Humanitäre Hilfe World Vision Deutschland
Mädchen das psychosoziale Unterstützung nach dem Erdbeben erhielt

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So hilft World Vision den Menschen nach dem Erdbeben in Syrien

Die Unterstützung von World Vision nach dem Erdbeben lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen:

Phase 1: World Vision Katastrophenhilfe

Verteilung von Alltagsgegenständen im Erdbebengebiet

In einem Katastrophenfall wie bei dem Erdbeben in Syrien und der Türkei greift die Katastrophenhilfe von World Vision. Da  wir bereits seit 2013 in der betroffenen Region arbeitet und Humanitäre Hilfe für die Geflüchteten des Syrienkriegs leistet, waren Mitarbeitende bereits vor Ort – dadurch aber auch selbst vom Erdbeben betroffen.

Daher wurde unsere Programmarbeit in den ersten Stunden nach dem Erdbeben pausiert, um zu klären, inwieweit Mitarbeitende vom Erdbeben betroffen waren. Von unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort wurde dann am 8. und 9. Februar eine Bedarfsanalyse durchgeführt, um einen Überblick über die dringensten Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu bekommen. Sie befragten insgesamt 322 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Personen in 25 Dörfern, die alle vom Erdbeben betroffen waren. Daraufhin konnten wir vor Ort schnell Unterkünfte, Nahrungsmittel, Wasser, Sanitäranlagen und Barmittel zur Verfügung stellen.

In den ersten 30 Tagen nach dem Erdbeben war unsere Arbeit vor Ort darauf angelegt, diese lebensrettende Unterstützung zu gewährleisten. Diese erste Phase der Katastrophenhilfe im Erdbebengebiet ging Anfang März 2023 in Phase zwei über.
 

Phase 2: World Vision Katastrophenhilfe

World Vision verteilt Dinge des täglichen Bedarfs

Nach der lebensrettenden Unterstützung der Menschen vor Ort fokussieren wir uns derzeit in Phase 2 vor allem auf den Gesundheitsbereich, WASH (=Water, Sanitation & Health), Bildung und Nothilfe. Mit Mitteln von Aktion Deutschland Hilft, dessen Mitglied World Vision ist, können wir beispielsweise die laufenden Kosten von insgesamt acht Gesundheitseinrichtungen bezahlen. Außerdem stellen wir den Zugang zu sauberem Wasser her, stellen Hygieneartikel zur Verfügung, Bargeldmittel, Lebensmittel, Gesundheitsdienstleistungen für Kinder und Mütter, psychosoziale Unterstützung und Lernmöglichkeiten für die Kinder. 

Phase 3: Katastrophenhilfe wird in Programmarbeit überführt

Erdbeben in Syrien betroffenes Mädchen

Die dritte Phase beginnt ab September 2023. Der Fokus liegt dann auf Wiederaufbaumaßnahmen, die langfristig in unsere reguläre Programmarbeit vor Ort in Syrien integriert werden. Die Schwerpunkte der Arbeit in dieser dritten Phase werden wiederum an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort angepasst, um zielgerichtet darauf eingehen zu können. Eine Bedarfsanalyse wird vor dem Anlaufen der dritten Phase durchgeführt, um die Bedürfnisse zu ermitteln.

Unsere Hilfe in Zahlen

  • Wir versorgen 9.600 Menschen in der Türkei mit sauberem Wasser.
  • Wir stellen 2.400 Hygiene- und Pflegesets bereit. 
  • Mit unseren WASH-Maßnahme haben wir 38.150 Haushalte erreicht. 
  • In Syrien können wir 10 Luftschutzräume als Gesundheitseinrichtungen nutzen.
  • 1.953 Haushalte haben wir mit Decken und anderen Dingen des täglichen Bedarfs versorgen.
  • Wir konnten 155.600 Liter Treibstoff bereitstellen.
     

Überstand Krieg und Erdbeben – Samers Geschichte

Samer hat das Erdbeben überlebt

Samer, 42, und seine fünfköpfige Familie leben jetzt in einem Dorf im Nordwesten Syriens, weniger als 60 km von ihrem Zuhause entfernt. Sie haben jedoch ein Leben lang Vertreibung erfahren. Das erste Mal wurden sie vertrieben, als sie zwischen die Fronten der bewaffneten Einheiten in Syrien gerieten. „Unser Haus war nur 300 Meter von dem Geschehen entfernt.“ Die Familie musste ihr Zuhause verlassen, da die Kinder sonst höchstwahrscheinlich ums Leben gekommen wären. Diese Familie ist kein Einzelfall. Tatsächlich hat der Krieg viele Syrer zu Vertriebenen gemacht. Samers Familie suchte im Südosten des Landes Zuflucht. „Wir zogen von einem Ort zum anderen, weil wir uns sicher fühlen wollten". Aber auch dort fanden sie keine sichere Zuflucht. Wahllose Bombardierungen ließen die Familie in den Norden ziehen. Doch auch dort erlebten sie Bombardierungen. „Ich überlasse es Ihrer Fantasie. Wie würde sich ein Mensch fühlen, der nach all den Strapazen zu schlafen versucht und von dem Geräusch von Explosionen geweckt wird? Selbst wenn sie überleben, beeinträchtigt das ihre psychische Gesundheit", erklärt er. „Wir haben alles miterlebt, wie die Dinge eskalierten, von Beschuss bis zu Bombardements.“

Die Familie blieb fast 2,5 Jahre lang im Nordwesten des Landes. „Wir fühlten uns ein bisschen sicherer und haben keine Explosionen mehr gehört.“ Doch diese Region war das Epizentrum des Erdbebens vom 6. Februar. „Mein Haus war nicht richtig gebaut, deshalb wurde es stark in Mitleidenschaft gezogen. Aber wir haben es geschafft, uns ins Freie zu retten. Aus Angst vor einem weiteren Nachbeben blieben wir draußen. Später wurde uns sehr kalt, so dass wir ins Haus gehen mussten, aber die Tür offenließen, um schnell fliehen zu können". 
Später wurde Samer und vielen anderen vom Erdbeben betroffenen Menschen, deren Häuser eingestürzt oder nicht mehr sicher waren, eine vorübergehende Unterkunft im Nordwesten Syriens gestellt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist er einfach dankbar, dass sie alle am Leben sind: „Wir könnten tot oder verletzt sein".

Samer am Wassertank

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