Kurz vor Weihnachten hat Taifun "Rai" die Philippinen schwer getroffen. Der Wirbelsturm gilt als der stärkste des Jahres 2021. Er traf mit bis zu 240 Stundenkilometern auf Land und verwüstete besonders auf den zentralen Inseln der Visayas und im Süden des Landes viele Küstengebiete. Fast 150.000 Häuser wurden nach aktuellem Stand völlig zerstört, mehr als 300.000 Häuser teilweise. Hunderttausende Kinder haben somit nun kein Dach mehr über dem Kopf oder auch kein Zuhause mehr. Viele Orte sind noch ohne Strom und Trinkwasserversorgung, manche auch wegen Trümmern und beschädigten Straßen schwer zu erreichen. Doch wir bekommen durch die philippinischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von World Vision, die vor Ort sind um zu helfen, ein immer besseres Bild von der Lage - und von dem Nutzen der ersten eintreffenden Hilfen.
"Uns hat es mitten in der Nacht erwischt", erzählt Eduardo, ein 43 Jahre alter Fischer aus der Provinz Bohol einem unserer lokalen Mitarbeiter. "Die Windböen waren sehr stark und dann baute sich eine Sturmwelle auf, die höher als unser Haus war. Sie traf uns und unsere Nachbarn, bevor wir weglaufen konnten. Alles wurde weggeschwemmt, aber wir konnten uns zum Glück an Kabeln festhalten, bis das Wasser zurückging. Dass wir alle, auch meine 9 Kinder überlebt haben, ist wirklich ein Wunder."
Der Küstenort Ubay, in dem Eduardos Familie lebt, hat die meisten Todesopfer der Provinz Bohol zu beklagen. Insgesamt gibt es bisher mehr als 300 bestätigte Todesfälle auf den Philippinen durch Taifun Rai. Im Vorfeld des Sturms waren viele Menschen gewarnt und evakuiert worden, so dass es weit weniger Todesopfer gab als vor Jahren bei Taifun Hayan. Dennoch wird es wichtig sein, zusammen mit dem Wiederaufbau auch die Vorsorge weiter zu verbessern, um Leben und Lebensgrundlagen gerade der besonders vulnerablen Menschen zu schützen.
Eduardo und seiner Familie ist außer dem Leben nicht viel geblieben. Das Haus mitsamt der Einrichtung ist dahin, das motorisierte Fischerboot, mit dem Eduardo seine Familie ernährt hat, ebenso. Mit den zerrissenen Fischernetzen würde er auch kaum etwas fangen. Hier ist also umfassende Hilfe nötig.
Nothilfe für 10.000 Familien geplant
World Vision hat sich für die Nothilfe-Phase das Ziel gesetzt, 10.000 stark betroffene Familien mit Hilfsmitteln zu versorgen, die nicht von der Regierung bereit gestellt werden. Dies können beispielsweise Materialien für Notunterkünfte, Decken, Moskitonetze, Hygienepakete, Solarlampen und andere Dinge sein.
Die Sturmwelle war höher als unser Haus
Der Nothilfe-Einsatz erstreckt sich derzeit auf Bohol, Cebu, Leyte, die Insel Negros und Surigao del Norte auf der Insel Mindanao. In diesen Gebieten werden durch World Vision Philippinen bereits tausende Familien durch Kinderpatenschaften und Projekte zur Armutsbekämpfung unterstützt, so dass auch längerfristig geholfen werden kann.