Unter dem Motto "Orange the World" macht UN-Women mit vielen Unterstützern weltweit seit 1991 zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Die Farbe Orange steht dabei für eine Zukunft, in der alle Frauen frei von Gewalt leben können. Damit kann sich auch World Vision gut identifizieren.
"Das Thema geht uns alle an", sagt Janine Lietmeyer, Vorständin von World Vision Deutschland. Sie hat in diesem Jahr aus erster Land von geflüchteten Frauen aus der Ukraine und aus dem Sudan erfahren, wie dringend nötig Hilfsangebote für betroffene Frauen sind. Sie fand in diesen Frauen auch starke Fürsprecherinnen für einen besseren Schutz vor physischer und psychischer Gewalt in Krisensituationen.
Die Programme von World Vision befassen sich mit verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, darunter weibliche Genitalverstümmelung, Kinderheirat und Gewalt in der Partnerschaft. Manch einer mag sich fragen, warum sich eine Kinderhilfsorganisation mit Gewalt in Paarbeziehungen befasst. Der Grund dafür ist, dass es zahlreiche Zusammenhänge zwischen dieser (tatsächlich auch häufigsten) Art von Gewalt und dem Wohlergehen von Kindern gibt. Die negativen Auswirkungen dieser Gewalt gehen über die einzelnen Frauen und Männer hinaus und betreffen in dreifacher Hinsicht auch die Kinder in ihren Haushalten:
Erstens treten Gewalt in der Partnerschaft, Kindesmisshandlung und Vernachlässigung häufig in denselben Haushalten auf. Hier ist ein Blick auf die Gesamtsituation erforderlich, um die Lage nachhaltig zu verbessern.
Zweitens wirkt sich das Erleben von Gewalt in der Partnerschaft direkt auf das Wohlbefinden der Kinder aus. Betroffene Frauen (es könnten aber auch Männer sein) , weisen laut einer Studie zu dem Thema ein höheres Maß an emotionaler Belastung auf. Dies beeinträchtigt ihre Fähigkeit, sich um die Kinder zu kümmern. World Vision hat im Nahen Osten und in Osteuropa Untersuchungen durchgeführt, um die Zusammenhänge zwischen der Stärkung der Rolle der Frau und dem Wohlergehen ihrer Kinder zu untersuchen. In Syrien ergab die Untersuchung, dass, wenn Frauen vor Gewalt in der Partnerschaft geschützt sind, ihre Kinder mit größerer Wahrscheinlichkeit eine positive Einstellung zum Lernen, eine bessere Ernährungsvielfalt und eine gute psychische Gesundheit haben und selbst vor Gewalt geschützt sind.
Drittens: Wenn Kinder Gewalt in der Partnerschaft gegen ihre Mütter erleben, werden sie mit höherer Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter Gewalt erleben oder ausüben. Der generationenübergreifende Kreislauf der Gewalt kann nur dann durchbrochen werden, wenn die Familien bzw. Haushalte friedliche Orte sind, an denen Kinder und Erwachsene ein gewaltfreies Leben führen.
World Vision arbeitet auch mit religiösen Partnern zusammen, um das Problem der Gewalt in Paarbeziehungen anzugehen; Partner in der Glaubensgemeinschaft (insbesondere religiöse Führer) sind oft wichtige Türöffner in Gemeinden und Gesellschaften. Sie unterstützen Familien und reagieren häufig auf Gewalt in Haushalten. Im Rahmen des Ansatzes "Channels of Hope“ wurden bereits viele Erkenntnisse gewonnen, wie religiöse Gemeinschaften effektiv in die Prävention von Gewalt in Paarbeziehungen und in Kinderschutz-Maßnahmen eingebunden werden können.
Für Krisen-Situationen, die etwa durch Armutsprobleme, eine Katastrophe oder auch durch Krieg entstehen, hat sich die Unterstützung der mentalen Gesundheit als eine wirksame Strategie erwiesen, um Gewalt in Paarbeziehungen und Familien vorzubeugen. Das Spektrum der Hilfsmöglichkeiten in diesem Bereich ist groß, der Bedarf aber noch größer. Wir erleben dies besonders bei anhaltenden Krisen, unter anderem in Syrien und in der Ukraine und in Fluchtsituationen weltweit.