Bosnien und Herzegowina steht derzeit vor großen Herausforderungen. Innenpolitisch ist das Land zersplittert, Regierungsstrukturen sind schwach und viele Fachkräfte verlassen das Land, weil sie für sich keine Zukunftsperspektive sehen.
Seit 2018 ist Bosnien und Herzegowina mit einem größer werdenden Zustrom von Migranten, Asylbewerbern und Geflüchteten konfrontiert. Grund dafür ist, dass die bis dahin häufig genutzten Migrationsrouten über den Balkan nach Westeuropa geschlossen wurden. Zwischen 2018 und 2022 kamen rund 140.000 Menschen in Bosnien und Herzegowina an.
World Vision leistet seit 1994 Entwicklungszusammenarbeit vor Ort. Die Hauptschwerpunkte unserer Arbeit sind Bildung, Kinderschutz. Außerdem unterstützen wir die wirtschaftlichen Perspektiven von Familien.

World Vision vor Ort
- vor Ort aktiv seit 1994
- Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit
- Projekte in über 40 Gemeinden
- Schwerpunkte unserer Arbeit: Kinderschutz, Bildung & wirtschaftliche Unterstützung von Familien
Ausgewählte Erfolge unserer Arbeit
- seit 1994 haben wir rund 1/3 der Bevölkerung Bosnien und Herzegowinas durch unsere Projekte erreicht
- Insgesamt wurden über 70.000 Menschen auf der Flucht mit Hilfe erreicht
- Darunter 29.500 Kinder, von denen 17.000 unbegleitet waren
Darum leisten wir in Bosnien und Herzegowina Entwicklungszusammenarbeit
Die Narben des Krieges in den 1990er Jahren sind in Bosnien und Herzegowina immer noch zu spüren. Er hat das Land ethnisch gespalten zurückgelassen. Politische Spannungen und territoriale Streitigkeiten leben fort und tragen zur Instabilität des Landes bei. Denn nur allzu oft führen sie zum politischen Stillstand. Damit ist es oft schwer bis unmöglich, politische Entscheidungen zu treffen und diese durchzusetzen, die das Land voranbringen würden. Armut, unbearbeitete Traumata und mangelnde Zukunftsperspektiven für junge Menschen, verschärfen die angespannte Lage weiter.
Zusätzlich kämpft Bosnien und Herzegowina mit großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Eine hohe Arbeitslosenquote, besondere unter Jugendlichen, wirtschaftliche Ungleichheit und Korruption. Diese Probleme führen dazu, dass viele Menschen, besonders gut ausgebildete, junge Fachkräfte, das Land verlassen.
All diese Schwierigkeiten wirken sich auf das Wohlergehen der Kinder in Bosnien und Herzegowina aus. Laut der letzten Volkszählung leben in Bosnien und Herzegowina knapp 700.000 Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren. Rund 130.000 von ihnen sind auf Sozialhilfe angewiesen. Jedes fünfte Kind in Bosnien und Herzegowina ist von Armut gefährdet. In allen Landesteilen werden Fälle von Schulabbrüchen, Kinderarbeit und Frühverheiratung dokumentiert.

Kinderarmut
Knapp 130.000 Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren sind auf Sozialhilfe angewiesen.

Unbegleitete Geflüchtete Kinder & Jugendliche
Tausende unbegleitete minderjährige Geflüchtete kommen in Bosnien und Herzegowina an.

Verletzung von Kinderrechten
Durch die Armut im Land kommt es immer wieder zu Fällen von Kinderarbeit und Frühverheiratung. Außerdem verlassen Kinder frühzeitig die Schule.
Schwerpunkte unserer Hilfe in Bosnien und Herzegowina
Seit 2018 die häufig genutzte Balkanroute für Flüchtende geschlossen wurde, kommen viele Flüchtende durch Bosnien und Herzegowina. Die Situation ist vor allem für unbegleitete flüchtende Kinder und Jugendliche gefährlich. Sie laufen Gefahr, für Kinderarbeit rekrutiert zu werden oder Gewalt zu erleben. Daher richtet sich unsere Hilfe vor Ort insbesondere auf den Schutz von Kindern, Bildungsmöglichkeiten und auch darauf, die Situation für Kinder, die in Bosnien und Herzegowina wohnhaft sind, zu verbessern.

Zugang zu Bildung für Kinder sichern
Mit Bildungsangeboten für geflüchtete Kinder, die unbegleitet unterwegs sind und für Kinder von Migrantinnen und Migranten in Bosnien und Herzegowina, helfen wir dabei, auch unter schwierigen Bedingungen den Zugang zu Bildung aufrechtzuerhalten. In geschützten Räumen gibt es verschiedene Kurse für Kinder unterschiedlichen Alters.

Kinder schützen
In Durchgangszentren für Geflüchtete wurden gesonderte und rund um die Uhr betreute Bereiche für unbegleitete Kinder geschaffen. Zudem haben wir Kinderschutz-Zentren eingerichtet, in denen Kinder spielen, lernen und psychosoziale Unterstützung erhalten. World Vision sorgt dafür, dass sie an die richtigen Stellen vermittelt und umfassend betreut werden. Wir arbeiten dazu eng mit lokalen und nationalen Behörden zusammen. Ziel unserer vereinten Kräfte ist es, Kinder zu schützen und davor zu bewahren, als Kinderarbeiter ausgebeutet zu werden, z. B. zum Betteln gezwungen zu werden. Mobile Teams sind im Einsatz, um auch potenzielle Opfer von Menschenhandel ausfindig zu machen.
World Vision arbeitet in Bosnien und Herzegowina auch eng mit Eltern zusammen, um sie in ihrer Erziehungskompetenzen zu stärken. Durch Hausbesuche, Treffen und Workshops erhalten Eltern Unterstützung und lernen, wie sie ihre Kinder besser schützen können. Durch diese vielfältigen Maßnahmen leistet World Vision einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Kindern. Ziel ist es, nachhaltige Veränderungen zu bewirken und Kindern eine sichere und liebevolle Umgebung zu erschaffen, in der sie sich frei von Gewalt und Ausbeutung entwickeln können.

Zukunftsperspektiven schaffen
Wir haben ein Programm ins Leben gerufen, genannt „Ihre Träume brauchen Ihre Unterstützung". Damit sprechen wir Einzelpersonen und Unternehmen in Bosnien und Herzegowina an, die soziale Verantwortung übernehmen möchten und eine Patenschaft für ein Kind übernehmen. Das Geld, das in eine solche Patenschaft fließt, wird dafür verwendet, die Schulbildung des Patenkindes zu finanzieren und gezielt Talente des Patenkindes zu fördern. Gleichzeitig unterstützen wir die Familien dabei, ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dieses Programm nimmt an Fahrt auf und hat enormes Potenzial. In diesem Rahmen arbeiten wir eng mit Sozialzentren und lokalen Schulen zusammen.
Auch 30 Jahre nach dem Krieg in Bosnien und Herzegowina bleiben die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen trotz einiger Fortschritt unerfüllt und weitgehend vernachlässigt. Jedes fünfte Kind ist angewiesen auf die Unterstützung durch Sozialzentren und geht nicht selten mit leerem Bauch ins Bett.