Patenbesuch im Senegal
Bereits seit 15 Jahren haben mein Mann und ich eine Kinderpatenschaft bei World Vision im Gebiet Kathiotte im Senegal. Seit sieben Jahren ist nun Dame unser Patenkind. Dass ich ihn einmal persönlich besuchen könnte, hätte ich nie geglaubt. Umso schöner, dass ich tatsächlich diese wunderbare, unvergessliche Begegnung erleben durfte.
Meine Heimatstadt und gleichzeitige Arbeitgeberin - die Stadt Osterode am Harz - hat sich zu einer Städtefreundschaft mit der Stadt und Region Kaolack, nicht weit entfernt von Dames Dorf, entschlossen. Dieses Projekt ist etwas ganz Besonderes, denn es ist aus einer Schulfreundschaft entstanden und jetzt durch Unterstützung des gesamten Stadtrates und der gemeinnützigen Gesellschaft „Engagement global“ kommunal ausgeweitet worden. Und so kam es, dass ich Anfang Januar als Mitglied der ersten Stadtdelegation in den Senegal reisen durfte. Der Besuch von Dame war natürlich Ehrensache.
Die freundlichen Mitarbeiter von World Vision haben mir im Vorfeld geholfen, alle Vorbereitungen zu treffen. Und dann ging es endlich auf die Reise in den Senegal.
Schon morgens um 7.50 Uhr stand der Wagen von World Vision vor dem Hotel in Kaolack, um mich abzuholen. Wir fuhren zunächst in das Büro des Managers, dann zusammen mit ihm weiter in das Hauptbüro in der Region Kathiotte Hier arbeiten 15 Mitarbeiter, alles Senegalesen, für etwa 75.000 Menschen. Es ging weiter über Staubstraßen, bis wir endlich bei Dame ankamen. Das halbe Dorf empfing uns im Innenhof der Rundhütte von Dames Eltern. Dame selbst war festlich gekleidet, er trug einen grünen, glänzenden Kaftan. Er sah mich zuerst schüchtern an.
Nach anfänglichem „Small Talk“ mit „Händen und Füßen“ nahm ich auf einem Plastikstuhl Platz. Es kamen immer mehr Frauen, Männer und Kinder, um mich zu bestaunen. Ich begrüßte sie in englischer Sprache, der World Vision Mitarbeiter übersetzte. Die Dorfbewohner sprechen überwiegend Wolof, ihre Landessprache. Ich packte meine Gastgeschenke aus - für Dame ein Fußballtrikot, Taschenlampen, Süßigkeiten, für seine Mutter eine Stofftasche. Wir blätterten zusammen mit seinen Eltern in einem Prospekt über meine Heimat, damit sie sehen, wie es bei mir aussieht. Das Beste aber war für Dame ein Foto, das ich ihm mitgebracht hatte. Wir hatten es vor Jahren von World Vision erhalten. Es zeigt Dame mit seinem Esel. Er konnte sich gar nicht satt sehen und zeigte es überall herum. Fotos sind etwas Besonderes für sie. Die Dorfbewohner und Dames Eltern brachten mir Geschenke: Kürbisse, Erdnüsse, Hibiskus, einen Eimer frisch gemolkener Milch - und zwei Hühner und einen Hahn. Ich war sprachlos.
Die Frauen begannen zu trommeln und zu tanzen. Es war eine ganz besondere Stimmung. Die Freude über meinen Besuch war spürbar. Irgendwann hielt es mich nicht mehr auf meinem Stuhl und ich tanzte zur Begeisterung aller mit.
Mit großem Applaus wurde ich von den Dorfbewohnern verabschiedet – und mein Patenkind Dame konnte nun auch endlich lächeln. Ich bin bis heute überwältigt von dem Erlebten, von der Freundlichkeit und Gastfreundschaft. Ich denke sehr oft an die Menschen in diesem kleinen Dorf in Senegal und hoffe, sie irgendwann wieder zu sehen.