„Wir haben unsere beiden Patenkinder getroffen“
Vietnam ist ein atemraubendes Land. 2016 haben wir uns entschlossen, die Heimat von Phương für uns zu entdecken. Unsere erste gemeinsame Reise wollten wir auch gleichzeitig zum Anlass nehmen, um unsere beiden Patenkinder in Vietnam zu besuchen. Im Dezember wurde es ernst. Mit unserem Jahresurlaub in der Tasche sind wir in den Flieger nach Hà Nội gestiegen.
Nach einer zweiwöchigen Eingewöhnungszeit bei der der Familie von Phương in Nordvietnam, machten wir uns auf den Weg Richtung Süden. Das Ende einer kleinen Rundreise durch Mittelvietnam war schließlich die Touristenhochburg Hội An, welche heutzutage weltbekannt für seine begnadeten Schneidereien ist.
Am 3. Januar 2017 war es dann soweit: Herr Ngọc Tùng Lê von World Vision Vietnam hatte uns an unserer Unterkunft in Hội An eingesammelt und wir fuhren in den 70 Kilometer entfernten Nông Sơn Distrikt. Auf der Fahrt erklärte uns Herr Lê, dass es in den Monaten Dezember und Januar oft zu Überschwemmungen infolge Dauerregnens kommt. Viele Regionen im Hinterland sind deshalb über mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten. Doch am 3. Januar hatten wir Glück und nach einer Woche Regen kam zum ersten Mal die Sonne wieder raus.
Als wir an der Schule von unserem Patenkind Thị Vân Huynh ankamen, wurden wir auf der Stelle von den Kindern, die auf dem Schulhof spielten, begutachtet. In einem Unterrichtszimmer der Schule lernten wir dann weitere Mitarbeiter von World Vision aus der Region, den Schulleiter und die Lehrer kennen. Das World Vision Team zeigte uns die aktuellen Projekte an der Schule. So wurde zum Beispiel der Schulhof auf Vordermann gebracht, damit die Kinder in den Pausen einen Ort zum Spielen haben. Nach kurzer Zeit gesellten sich auch Thị Vân Huynh und ihre Mutter hinzu. Herr Ngọc Tùng Lê hatte uns vorgestellt. Für unser Patenkind war es wohl eine etwas unangenehme Situation. Sie ist noch sehr jung mit ihren sieben Jahren und wir sind für sie im Grunde Fremde. Mit ein paar Fragen zu ihren Hobbys, den Lieblingsfächer an der Schule und über ihre Zukunft wollten wir das Eis brechen. Thị Vân Huynh zeigte uns dann ihr Klassenzimmer und ihre Mitschüler machten große Augen, als wir Süßigkeiten aus Deutschland und Vietnam ausgepackten, um sie den Kindern zu schenken. Als Dank haben sie ein vietnamesisches Kinderlied für uns gesungen.
Nachdem uns Herr Ngọc Tùng Lê noch weitere Projekte in der Region gezeigt hatte, haben wir uns mit dem World Vision Team vor Ort, unserem Patenkind und ihrer Mutter zum Mittagessen getroffen. Es gab mi quàng thit gà (Nudeln mit Hühnchen). Es war total lecker. Danach hieß es leider schon Abschied nehmen von Familie Huynh.
Wir sind zusammen mit Herrn Ngọc Tùng Lê zum World Vision Quartier in Nông Sơn und dann weiter Richtung Hôi An gefahren. An dieser Stelle wollen wir uns noch einmal ganz herzlich bei dem World Vision Team Nông Sơn und natürlich bei der Familie unseres Patenkindes Thị Vân Huynh bedanken, die uns diesen Besuch überhaupt erst ermöglicht haben. Wir hoffen, dass wir nicht allzu große Umstände gemacht haben.
Am darauffolgenden Tag ging unsere Reise weiter in Richtung Südvietnam, um unser zweites Patenkind Vi Trung Hữu im Hochland von Đấk Nông zu besuchen. Am 6. Januar hatten wir uns mit Herrn Tan Anh Huynh verabredet. Er ist Mitarbeiter von World Vision Đắk R'Lấp und wir fuhren am Morgen zunächst zur World Vision Quartier in Đắk R'Lấp, wo wir die Crew kennengelernt haben. Außerordentlich professionell wurden wir mit einer Präsentation über das Projektgebiet informiert, welche Gelder insgesamt zur Verfügung stehen und wo es zurzeit eingesetzt wird. Wir waren sehr beeindruckt.
Kurz darauf starteten wir mit einem Teil des Teams Richtung Schule von Vi Trung Hữu. Es war gerade Prüfungszeit für die Schüler, aber an diesem Tag standen keine Klausuren an und so haben wir bei unserer Ankunft die Kinder beim Spielen auf dem Schulhof angetroffen. Die Lehrerinnen, allesamt im traditionellen Kleid áo dài gekleidet, organisierten Gemeinschaftspiele für die Schüler. Im Lehrerzimmer hatte schon die Familie von unserem Patenkind auf uns gewartet. Wir waren total gerührt, als uns die Mutter von Vi Trung Hữu zur Begrüßung ein selbst gesticktes Bild als Geschenk überreichte. Auf dem Bild steht wortwörtlich übersetzt „die Mutter ist der Ursprung der Liebe“ – sehr passend.
Im Gespräch mit der Familie haben wir erfahren, dass die Mutter von Vi Trung sehr krank ist und deswegen oft den beschwerlichen Weg nach Hố Chì Mính Stadt auf sich nehmen muss, um behandelt zu werden. Das machte uns einerseits sehr traurig. Aber umso mehr begeisterte uns ihre Energie und der Willen zusammen mit ihrem schwer arbeitenden Ehemann, Vi Trung und seiner kleinen Schwester eine gute Ausbildung zu bieten. Vi Trung zeigte uns ganz stolz seine Auszeichnungen, die er in der Schule für außerordentlich gute Leistung bekommen hatte. Er möchte später Arzt werden.
Da unser Patenkind kurz vor dem Jahreswechsel Geburtstag hatte, haben wir ihm als Geschenk einen Fußball mitgebracht. Glücklicherweise war das gleichzeitig auch sein Lieblingssport. Das nahm wohl Herr Huynh von World Vision zum Anlass, die Kinder auf dem Schulhof zu versammeln, um mit uns eine Runde zu kicken. Gleich im Anschluss haben uns die Lehrerinnen den Klassenraum gezeigt, in dem einige Schüler fleißig am Malen waren. Das Thema war „Recht auf Bildung für alle“. So zeichneten sie lachende Kinder, die unabhängig von ihrer Hautfarbe, Nationalität und körperlichen Beeinträchtigungen mit Stolz den Weg zur Schule bestreiten. Wir durften sogar noch beim Ausmalen helfen.
Nachdem wir viele tolle Fotos mit den Schülern und den Lehrerinnen gemacht haben, sind wir mit dem World Vision Team und der Familie von Vi Trung aufgebrochen, um gemeinsam Mittag zu essen. Wir machten große Augen als wir sahen, was uns in dem wohl leckersten Restaurant der Gegend aufgetischt wurde. Mit vollen Bäuchen hieß es aber auch hier Abschied nehmen von unserem Patenkind und seiner Familie. Wir wünschen der Mutter von Vi Trung eine baldige Genesung.
Mit den Kollegen von World Vision haben wir noch aktuelle Projekte in der Umgebung besucht. Unter anderem zeigten sie uns eine Brückenkonstruktion über einen vermeintlich kleinen Bach. Tan Anh Huynh erklärte uns, dass die Brücke den sicheren Handel der Kaffeefarmer überhaupt erst ermöglichte, da die vorherige Überbrückung in Hochwasserzeiten viel zu gefährlich war. Das letzte Ziel war wieder das World Vision Gebäude in Đắk R'Lấp, wo wir uns mit den Mitarbeitern unterhielten. Nachdem wir unsere Gedanken zu einem unvergesslichen Tag in das Besucherbuch niedergeschrieben hatten, war es wieder Zeit auf Wiedersehen zu sagen.
Wir danken den engagierten Mitarbeitern von World Vision und besonders der Familie unseres Patenkindes für einen sehr schönen Tag. Wir wünschen euch gutes Gelingen bei der Verwirklichung eurer Träume und Visionen.
Mit diesen schönen Erinnerungen sind wir dann eine Woche später in das Flugzeug nach Deutschland gestiegen und das mit dem Wissen, welche großartige Arbeit die Mitarbeiter von World Vision in den zwei von uns besuchten Regionen Nông Sơn und Đắk R'Lấp leisten.