Barna Studie

Westeuropa-Bericht zur Barna-Studie „Die vernetzte Generation“ veröffentlicht

World Vision: Möglichkeiten zu globalem Engagement müssen bekannter gemacht werden

Friedrichsdorf, 19.06.2020
 

Mentoring könnte Kirchen für junge Erwachsene attraktiver machen

Selten denken junge Erwachsene an die Kirche, wenn sie interessante Lebenserfahrungen machen oder sich engagieren wollen. Auch fehlt vielen Gemeinden ein Konzept, um diese gesellschaftlich einflussreiche Gruppe anzusprechen und mit ihren Fragen an den Glauben zu integrieren bzw. zu aktivieren. Anregungen zur Diskussion gibt die Barna-Studie „Die vernetzte Generation“. Sie beruht auf Online-Umfragen in 25 Ländern und wurde in Zusammenarbeit mit der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision durchgeführt. Neu herausgekommen ist nun ein Westeuropa-Bericht zur Studie in deutscher Sprache, der auch themenbezogene Leitfäden für einen Dialog enthält.

Jungen Menschen zuzuhören, sei eine zentrale Voraussetzung, um sie zu verstehen und Kirche mit ihnen zu gestalten, betont David Kinnaman, Leiter des Forschungsunternehmens Barna. Es sei auch sehr lohnend für beide Seiten, bereits aktive junge Mitglieder zu christlichen Führungskräften aufzubauen. 

Der Bericht gibt vielfältige Einblicke in die Werte und Ziele, Gedanken und Beziehungen der 18-35jährigen. Vorrangig mit Ausbildung, Berufseinstieg oder Familiengründung beschäftigt, wollen viele trotzdem Dinge in der Gesellschaft verändern. Deutlich zutage tritt auch ihr noch steigerungsfähiges Einflusspotential durch aktives Engagement, das sich bei dieser Generation stark an globalen Anliegen orientiert. Die Ergebnisse beziehen sich im Westeuropa-Bericht auf Deutschland, Österreich, Schweiz und Spanien. Die Ergebnisse werden allerdings auch zu den globalen Daten in Bezug gesetzt.

„Wir finden in der Studie viele junge Erwachsene, die sich dank guter Ausbildung erfolgreich unabhängig machen und zuversichtlich sind, ihre Ziele erreichen zu können. Fast genauso stark kämpfen sie jedoch mit hohem Erwartungsdruck oder mit Ängsten vor wichtigen Entscheidungen.“, erläutert Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland, die Ergebnisse. Es sei auffallend, dass sich  die meisten jungen Leute nicht vorstellen könnten, außerhalb der Familie oder ihres Berufs Führungsrollen zu übernehmen.  Manchen fehle offenbar das Selbstbewusstsein, andere meinten, dass Führung in dieser Gesellschaft schwierig sei. Ein Mentoring durch verständnisvolle Christinnen und Christen mit Leitungserfahrung könnte für sie attraktiv sein, schlussfolgert der Bericht. Glaubwürdige Führung in der Kirche zu erleben ist den jungen Erwachsenen ebenso wichtig.

Ein weiterer Anknüpfungspunkt für die Ansprache junger Erwachsener könnte laut der Studie auch das Interesse an konkreten Möglichkeiten zur Bekämpfung von Ungerechtigkeiten (wie Rassismus, Hunger und extreme Armut) oder auch zum Schutz der Umwelt und des Klimas sein. Die bestehenden Angebote der weltweiten Kirche und christlicher Hilfswerke in diesem Bereich scheinen jedoch nicht ausreichend bekannt zu sein. In der Studie geben nur 30 % der Befragten in Deutschland an, bereits Informationen und Möglichkeiten zum Engagement zu kennen.

Christoph Waffenschmidt sieht mit Blick auf das Engagement der bereits aktiven jungen Christinnen und Christen seine Erfahrungen aus der internationalen Arbeit von World Vision in der Studie bestätigt: „Geförderte junge Menschen können sich zu echten ‚Game-Changern‘ entwickeln, wenn man ihnen Freiräume gibt und sie in einer Glaubensgemeinschaft gleichermaßen Wurzeln und Flügel bekommen. " Das Traineeprogramm von World Vision Deutschland ist ein Beispiel dafür, wie Berufseinsteiger und Berufseinsteigerinnen ihre professionelle Entwicklung unter Führung in einem internationalen Kontext aufbauen können.