Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Millionen Kinder benötigen psychische Unterstützung
World Vision fordert sicheren Zugang für humanitäre Helfer in alle vom Krieg betroffene Gebiete
Friedrichsdorf/Kiew, 20.02.2023 – Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision fordert zum Jahrestag des Ukrainekrieges einen sicheren Zugang für humanitäre Helferinnen und Helfer in alle vom Krieg betroffenen Gebiete. Derzeit könnten viele Menschen aufgrund von bürokratischen Restriktionen und Gefahren für die Helfer und Helferinnen nicht versorgt werden. Vor allem für Kinder sei diese Situation untragbar, da viele von ihnen dringend psychische und psychosoziale Unterstützung benötigten.
Untersuchungen und Vergleiche der Organisation in den ukrainischen Kriegsgebieten Cherson, Charkiw und Dnipro sowie mit vorherigen Krisengebieten zeigten, dass bis zu 1,5 Millionen Kinder psychisch stark unter den Folgen des Krieges leiden oder noch leiden werden. Depressionen, und Angstzustände sind schon jetzt festzustellen.
Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision: „Aus früheren Krisen wissen wir, dass sich diese Belastungen, wenn den Kindern nicht geholfen wird, zu posttraumatischen Belastungsstörungen und Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen ausweiten können. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Betroffenen so schnell wie möglich helfen können.“
In den vergangenen Monaten hat World Vision gemeinsam mit Partnern Sommercamps und Spiel- und Betreuungsmöglichkeiten für Tausende Kinder organisiert. In den Zentren können sich die Kinder von den Schrecken des Krieges erholen, spielen und Unterricht erhalten. Zudem unterstützt World Vision das Zentrum für psychische und soziale Rehabilitation in Borodyanka. Dessen Leiterin, Lyudmyla Boyko berichtet, dass viele Kinder mit schweren psychischen Belastungen das Zentrum erreichen: “Manche reden nicht mehr oder verletzen sich selbst. Wir integrieren sie in unsere Gruppen. Der Zustand von vielen hat sich stark verbessert. Sie sind aktiv und beteiligen sich zum Beispiel an der Auslieferung von Hilfsgütern.”
Um diese und weitere Hilfen zu gewährleisten, müssten aber auch bürokratische Hemmnisse abgebaut werden, so World Vision. Ekkehard Forberg: „Unsere lokalen Mitarbeiter müssen sich frei im Land bewegen können, ohne Gefahr zu laufen, für den Kriegsdienst eingezogen zu werden. Und unsere internationalen Fachkräfte brauchen zuverlässige Visaerteilungen, damit sie ungehindert ins Land ein- und ausreisen können.“
World Vision ist seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine und in Grenzregionen aktiv. Bislang konnten allein in der Ukraine 400.000 Kinder und ihre Angehörigen mit psychosozialer Betreuung, Zugang zu Trinkwasser, Lebensmitteln und weiteren Hilfsgütern versorgt werden. Zudem kümmert sich World Vision um Geflüchtete in den Grenzregionen in Moldawien, Rumänien und in Georgien. Hier konnten weitere 250.000 Menschen versorgt werden. In der Ukraine arbeitet World Vision eng mit Partnerorganisationen zusammen.