Gaza: Anstieg der Todesfälle bei Kindern durch Unterernährung ist verheerend
20. März 2023 – Laut dem am 18. März veröffentlichten IPC-Bericht häufen sich Todesfälle bei Kindern im Gazastreifen aufgrund von Unterernährung in alarmierendem Ausmaß. Die internationale Hilfsorganisation World Vision ist erschüttert über diese weitere Zuspitzung der Not und ruft die internationale Gemeinschaft zum sofortigen Handeln auf, um eine noch nie dagewesene Katastrophe zu verhindern.
Der Bericht zeigt eine dramatische Verschlechterung der humanitären Lage: Rund die Hälfte (49 %) der Bevölkerung des Gazastreifens ist heute aufgrund des extremen Nahrungsmangels von akuter Unterernährung und Tod bedroht, während es im Januar noch 27 % waren. Fast ein Drittel (31 %) der Kinder unter zwei Jahren im Norden des Gazastreifens leidet an akuter Unterernährung und ist vom unmittelbaren Tod bedroht (gegenüber 16 % im Januar). Schätzungsweise eine halbe Million Menschen im Norden des Gazastreifens leiden jetzt bereits unter katastrophalen Ernährungsbedingungen (IPC 5). Alle 1,1 Millionen Kinder im Gaza-Streifen sind in den nächsten drei Monaten von einer Hungersnot bedroht.
Seit den Angriffen am 7. Oktober sind nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mehr als 13. 500 Kinder getötet worden. Dies ist mehr als die Gesamtzahl der Kinder, die in den letzten vier Jahren in allen Konflikten der Welt getötet wurden. In diesem Konflikt sind Kinder unverhältnismäßig stark betroffen“, sagt Eleanor Monbiot, World Vision-Regionalleiterin für den Nahen Osten und Osteuropa. „Wir fordern einen Waffenstillstand und Anstrengungen für einen dauerhaften Frieden. Zudem müssen alle Beschränkungen aufgehoben werden, die verhindern, dass lebensrettende Hilfen die Zivilbevölkerung erreichen, insbesondere Kinder, ihre Familien und gefährdete Gruppen. Hungersnöte und der Tod von Kindern können durch angemessene und sofortige humanitäre Hilfe vermieden werden. Der jüngste Bericht des IPC zeigt deutlich, dass die Zeit für mehr als eine Million Kinder im Gazastreifen abläuft".
Konflikte sind die Hauptursache für Hungersnöte. Wie an vielen anderen Orten der Welt reichen die Auswirkungen der Gewalt im Gazastreifen weit über seine Grenzen hinaus. Kinder in der gesamten Region würden von einer Aufstockung der humanitären Hilfe, einem besseren Zugang zu Nahrungsmitteln und einem dauerhaften Waffenstillstand profitieren. Doch während wir auf das Ende der Feindseligkeiten warten, leiden sie weiterhin unter katastrophalen Lebensbedingungen. "Die internationale Gemeinschaft verfügt über die Mittel und das technische Wissen, um den Hunger in Gaza und in der gesamten Region zu bekämpfen. Was heute fehlt, ist der politische Wille, dem Überleben und der Gesundheit von Kindern Priorität einzuräumen, indem die Gewalt beendet und ein sicherer und ungehinderter Zugang für humanitäre Hilfe ermöglicht wird", sagt Mary Njeri, Leiterin des globalen World Vision-Einsatzes gegen Hunger.
"Die Welt darf sich an den Schmerz unzähliger Kinder, deren Leben durch diesen Konflikt zerstört wird, nicht gewöhnen“, betont Eleanor Monbiot. „Durch die Beendigung der Feindseligkeiten und die Freilassung der Geiseln kann das unerträgliche Leid beendet werden, zum Wohle aller kostbaren Kinder Gottes, deren Schutz im internationalen Recht verankert ist.“
World Vision leistet lebenswichtige humanitäre Hilfe für bedürftige Kinder und ihre Familien im Westjordanland und in der gesamten Region. Die Unterstützung umfasst Sachleistungen wie Nahrungsmittel, Bargeld und Gutscheine, die Bereitstellung von sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygienebedarf sowie psychosoziale Unterstützung für betroffene Kinder und ihre Familien. World Vision fördert außerdem Maßnahmen, die vorausschauendes Handeln lokaler Helfer und den Aufbau von Resilienz ermöglichen.
Die nachhaltige Bekämpfung von Mangel- und Unterernährung bei Kindern ist ein Schwerpunkt der weltweiten Arbeit von World Vision. Mit der Kampagne „ENOUGH“ (deutsch: ES REICHT) macht die Kinderhilfsorganisation zudem auf die treibenden Faktoren und die Auswirkungen von Ernährungsunsicherheit auf Kinder aufmerksam und setzt sich bei Regierungen und Gebern dafür ein, mehr zu tun, um Massenhunger zu verhindern.