Cheru ist glücklich, wenn sie bei sich zu Hause am Wasserhahn ihren Wasserkessel mit Trinkwasser füllt. Sie profitiert von der World Vision-Projektarbeit, die der Gemeinde sauberes Wasser gebracht hat. Doch das Leben war nicht immer so leicht. Früher musste Cheru zusammen mit anderen Kindern täglich mehr als sechs Kilometer laufen, um unreines Wasser aus einem Flussbett für Schule und Haushalt zu sammeln. Jetzt bringt eine Pipeline Wasser an beide Stellen. Doch das war nicht immer so.
Der lange Weg zum Wasser
Schon als Cheru fünf Jahre alt war, trägt sie schwer an ihrer Verantwortung: Wasser für die Familie holen. Jeden Tag läuft sie dafür sechs Kilometer. Drei Stunden staubiger Fußweg. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Dina und anderen Kindern aus einem Dorf in Kenia.
Jeden Morgen nimmt sich Cheru einen Wasserkessel, Dina bereits einen Kanister. Die Mädchen beeilen sich, um zu den anderen Kindern zu kommen, und die Gruppe marschiert los – eine stundenlange Wanderung steht ihnen bevor. Sie holen Wasser, weil das Leben ihrer Familien davon abhängt.
Die Sonne steigt höher in den klaren Himmel. Es wird heißer und der Schweiß tropft von Cherus Stirn. Sie bleibt immer wieder hinter den anderen Kindern zurück - sie ist die Jüngste in der Gruppe.
An der Wasserstelle mussten Cheru und Dina warten, bis sie an der Reihe waren. Cheru gräbt mit dem Deckel im sandigen Flussbett und schöpft Wasser in ihren Kessel. Andere warten, um ihren Platz zu übernehmen. Auch Ziegen, Kühe und Kamele rangeln um eine Stelle am Wasser. Das kleine Mädchen beginnt zu weinen.
Wasserholen bestimmt den Alltag
319 Millionen Menschen sorgen sich in Afrika südlich der Sahara darüber, wo und wie sie genug Wasser bekommen. Ohne Zugang zu einer Quelle mit sauberem Trinkwasser drehen sich ihre Tage um das Wasserholen: zum Kochen, zum Saubermachen, zum Baden – und natürlich zum Trinken.
Die Aufgabe, Wasser zu holen, liegt vorwiegend bei den Frauen und Kindern, besonders den Mädchen, die dafür jeden Tag durchschnittlich 6 Kilometer weit gehen.
Cheru ist auf dem Rückweg mit ihrer schweren Last. Sie trottet vor sich hin. An schattigen Stellen ruhen sich die Kinder aus. „Wenn es sehr trocken ist, ist es schwer für die Kinder, zur Schule zu kommen,“ sagt Cherus Mutter Monica. „Sie müssen zu lange am Wasserloch warten oder auf die kleineren Geschwister aufpassen, während ihre Mütter Wasser von viel weiter weg holen.“
Wenn wir Wasser hätten, könnten wir Bananen, Zuckerrohr und Kohl anbauen.
„Unsere Kinder müssten kein Wasser zur Schule tragen. Sie müssten kein verschmutztes Wasser mehr trinken. Sie würden nicht mehr krank werden“, sagen die Frauen in Cherus Dorf.
Obwohl sie noch ein Kind ist, ist Cherus Alltag mit der Suche nach Wasser ausgefüllt. Die Auswirkungen dieses Lebens sind schwerwiegend: Armut, Krankheit, Unterernährung und mangelnde Bildung drohen. Durch den täglichen Lauf für Wasser führen die Mädchen und Frauen ein Leben unter ihren Möglichkeiten.
Wasser bis ins Dorf
Nur 25 Kilometer weiter lebt auch ein 5-jähriges Mädchen, Kamama. Sie und ihre drei Geschwister sind Patenkinder bei World Vision. Mit der Patenschaft kamen viele Verbesserungen: weniger Krankheiten, bessere Ernährung, mehr Kinder in der Schule, mehr Zeit der Eltern für ihre Landwirtschaft oder ihr Geschäft. Die Gemeindemitglieder erschlossen gemeinsam mit World Vision eine Wasserquelle am Berg und legten Wasserleitungen bis ins Dorf. Seitdem ist alles anders.
Durch die gut 20 Kilometer lange Leitung fließt das Wasser zu 15 Entnahmestellen und versorgt so 880 Haushalte und auch Schulen, Kirchen und Gesundheitsstationen. Vor Ort gegründete Komitees bereiten sich darauf vor, die Anlage selbst zu betreuen.
Auch Kamama hilft ihrer Mutter Wasser zu holen – aber ihr Weg ist nur etwa 200 Meter. Sie läuft hin und zurück in weniger als sieben Minuten. Und sie muss ihr Wasser nicht mit Rindern und Ziegen teilen, die es verschmutzen.
Alles wurde einfacher mit dem Wasser. Jetzt haben wir mehr Zeit, uns um unsere Felder zu kümmern.
Kamamas Familie baut Mais, Bohnen und Hirse an und sie erntet Mangos, Orangen, Zitronen und Guaven von üppig tragenden Obstbäumen.
Seit es das saubere Wasser vor Ort gibt, haben sich die Schülerzahlen mehr als verdoppelt. Auch Kamama geht in die Schule. Sie ist in der 2. Klasse. „Sie kann pünktlich zum Unterricht in der Schule sein und lernt gut. Sie trägt saubere Kleidung und ist weder müde noch krank,“ sagt ihre Mutter stolz.
Die Familie von Patenkind Kamama muss auch weiterhin hart arbeiten, um ihr Leben bewältigen zu können, aber es ist machbar. Das Wassersystem hat eine Last von ihren Schultern genommen.
Wasser ist der Schlüssel zu Träumen und Hoffnungen
Vor einem Jahr hat auch Cherus Leben eine gute Wendung genommen: In ihrer Gemeinde hat World Vision mit den Menschen vor Ort damit begonnen, Leitungen für sauberes Wasser aus den bewaldeten Hügeln in der Umgebung bis in ihr Dorf zu legen.
Cheru ist glücklich. Sie kann jetzt von einer Zukunft träumen. Wenn das Wasser bis in ihr Dorf fließt, wird sie Zeit haben, zur Schule zu gehen und mit ihren Freunden zu spielen. Sie wird nicht mehr so oft krank werden. Ihre Familie wird erfolgreich ernten und die Kinder besser ernähren können. All das durch den Zugang zu sauberem Wasser!
Hilf auch du mit, dass Kinder und ihre Mütter nicht mehr täglich sechs Kilometer für sauberes Wasser laufen müssen.