Mitglieder des Bundestags unterstützen Aktion „Kein Kind will töten“
Mit einem Meer von Luftballons hat World Vision vor dem Reichstag in Berlin gegen den Einsatz von Kindersoldaten demonstriert. Wir fordern mehr Unterstützung bei der Reintegration in ein friedliches Leben.
Innocent Opwonya steht im Regen. Hinter dem 29-jährigen ist eine Stellwand aufgebaut, „Kein Kind will töten“ steht darauf und hunderte Luftballons, an denen Wind und Regen zerren, umrahmen den jungen Mann.
„Damals war ich ein Kind“, erzählt Innocent. „Damals, als die Soldaten der LRA (Lords Resistance Army) unser Dorf überfielen und mich und meinen Vater entführten.“ Die „Widerstandsarmee des Herrn“ war eine Rebellengruppe unter dem berüchtigten Warlord Joseph Kony. Seit Ende der 80er Jahre terrorisierte sie den Norden Ugandas und entführte tausende Kinder, um sie als Soldaten zu missbrauchen. Innocents Vater wurde während der ersten Tage der Verschleppung ermordet, Innocent musste von nun an als Kindersoldat dienen.
„Ein Schicksal, das ich mit vielen Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt teile“, erklärt Innocent den Journalisten und Politikern, die an diesem regnerischen Donnerstag aufmerksam seinen Worten folgen. „Und nicht viele hatten das Glück, zu entkommen und wie ich im Aufnahmezentrum von World Vision zu landen.“
Innocent Opwonya lebt heute mit seiner Frau in Köln und studiert Wirtschaft in Siegen. Er hat eine glänzende Zukunft vor sich. „Ich weiß dieses Glück zu schätzen und deshalb engagiere ich mich als Botschafter für die Kampagne von World Vision „Kein Kind will töten"."
Es muss noch viel mehr getan werden, um den Missbrauch von Kindern als Soldaten zu stoppen und denen, die befreit werden konnten, eine Zukunftsperspektive zu eröffnen.
Es gab viel Zustimmung von den Abgeordneten des Bundestags, die zu der Aktion von World Vision vor dem Reichstag gekommen sind. Darunter Evrim Sommer, Michael Brand, Olaf in der Beek, Ulli Nissen und Ottmar von Holtz. Und Einigkeit darüber, dass die wirtschaftliche Stärkung der von Konflikten und Kriegen bedrängten Menschen ein gutes Mittel ist, den Frieden zu sichern.
Stabile Familien, Gesundheit und Bildung - das sind Wünsche, die Kinder in den Reintegrationsprojekten von World Vision immer wieder nennen, wenn sie nach ihren Bedürfnissen und Träumen gefragt werden. Die Luftballons bei der Aktion vor dem Reichstagsgebäude symbolisieren sie in ihren verschiedenen Farben.
Im Südsudan und im Osten der DR Kongo zeigt World Vision, dass ehemalige Kindersoldaten mit der entsprechenden Unterstützung erfolgreich den Weg ins Leben zurückfinden können. Dort werden sie zunächst psychisch stabilisiert, können ihre Erfahrungen verarbeiten und Vertrauen zu sich selbst entwickeln. Viele der Kinder wurden so jung verschleppt oder zum Kämpfen überredet, dass sie nie eine Schule besuchen konnten. In den Reintegrationsprojekten lernen sie Lesen, Schreiben, Rechnen. Um dann in einem weiteren Schritt in einem Beruf ausgebildet zu werden, für welche in den Regionen Bedarf besteht. Als Näherinnen, Mechaniker, Schusterinnen. Viele bauen dann mit Unterstützung von World Vision ein eigenes kleines Geschäft auf, schaffen sogar weitere Arbeitsplätze.
Doch diese Erfolge sind immer wieder bedroht von neu aufflammenden Konflikten, die meist wirtschaftliche Interessen haben. Um die nächste Generation von Kindern vor dem Schicksal Kindersoldat zu schützen, braucht es politischen Willen und Unterstützung. Innocent Opwonya: „Denn ohne Druck und zugleich Hilfe der internationalen Gemeinschaft werden wir noch viele Geschichten wie meine hören.“
Deshalb wenden wir uns mit einer Petition an die Bundesregierung, in der wir mehr Unterstützung für die Demobilisierung und Reintegration von Kindersoldaten gefordert wird. Über 16.000 Menschen haben die Petition bereits unterzeichnet. Sie wird am 05. Juni dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller übergeben. Hier erfahren Sie mehr über die Petition.