Eine zweite Chance für ehemalige Kindersoldaten und Kinderprostituierte
Zusammen mit World Vision hat der Kölner Musiker und BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken „Rebound“ ins Leben gerufen. Mit dem Projekt hilft World Vision Kindern und Jugendlichen im Osten des Kongo, die durch kriegerische Auseinandersetzungen verletzt und traumatisiert wurden. Mit einer Kombination aus Berufsbildung, Schulungen, Freizeitangeboten und psychosozialer Unterstützung zur Verarbeitung der Kriegserlebnisse soll ihnen der Weg in eine eigenverantwortliche Existenz und eine Zukunft mit Perspektive ermöglicht werden.
So helfen wir
Ausbildungen
in verschiedenen Handwerksberufen geben Zukunftsperspektiven
Schulungen
in Konfliktmanagement, Kinderschutz und Gesundheit bereiten auf das neue Leben vor
Therapiegespräche
helfen Kriegserlebnisse und Traumata psychosozial zu verarbeiten
Freizeitangebote
wie Tanzen, Musik, Fußball und Kochkurse stärken soziale Fähigkeiten
Ich habe furchtbare Wunden gesehen, verkrüppelte Gliedmaßen und Narben, die man nicht beschreiben kann. Aber was mich verfolgt, sind die gebrochenen Augen dieser jungen Menschen.
Arbeitsschwerpunkte von Rebound
World Vision arbeitet im Ostkongo in der Region Butembo zusammen mit einer lokalen Partnerorganisation, die bei der Auswahl der bedürftigen Jugendlichen behilflich ist. Diese sind ehemalige Kindersoldaten, Kinderprostituierte und Waisenkinder, die wegen ihrer Vergangenheit von der Gesellschaft ausgestoßen werden. Einige Mädchen wurden aus Bordellen befreit, wo sie gefangen gehalten und vielfach missbraucht worden waren. Die Jungen waren von bewaffneten Gruppen rekrutiert oder entführt worden und mussten sich an Kämpfen oder Überfällen auf Dörfer beteiligen. Auch Waisen, körperlich behinderte oder obdachlose Jugendliche können am Rebound-Programm teilnehmen. Die Jugendlichen sollen mit unserer Hilfe wieder ins Leben zurückfinden.
Im vergangenen Jahr gab es wieder vermehrte bewaffnete Konflikte in der Region, die unsere Arbeit erschwerten. Außerdem führten Ebola und die Corona-Pandemie dazu, dass die Aktivitäten im April und Mai 2020 für zwei Monate auf Bestrebung der Regionalregierung ausgesetzt werden mussten. Um alle Beteiligten vor einer Ansteckung zu schützen, wurden anschließend strenge Hygienemaßnahmen umgesetzt, z. B. ein regelmäßiges Fiebermessen.
Berufsausbildungen und Schulungen
Den Jugendlichen werden Berufsausbildungen in den Bereichen Schneiderei, Automechanik, Motorrad-Mechanik, Friseurhandwerk, Schuhmacherei oder Schreinerei ermöglicht. Durch die Ausbildung bekommen sie eine sinnvolle Aufgabe und neue Zukunftsperspektive. Im Jahr 2022 haben 63 gefährdete Jugendliche an Fortbildungen zu Themenblöcken wie Kinderschutz, geschlechterbasierte Gewalt, Tierhaltung, Gärtnerei, Konfliktlösung, sexuell übertragbare Krankheiten und Zugang zu grundlegenden sozialer Versorgung teilgenommen. 30 Jugendliche haben einen Alphabetisierungskurs absolviert.
Psychosoziale Unterstützung
World Vision unterstützt die Jugendlichen durch geschultes Personal bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erfahrungen. Im Jahr 2022 haben 63 gefährdete Kinder an psychosozialen Unterstützungssitzungen teilgenommen. Neben Einzelgesprächen finden auch Sitzungen in Kleingruppen statt, in denen über Themen wie Kriminalität, Alkoholismus und Sexualität gesprochen wird. Das Angebot im psychosozialen Bereich umfasst außerdem verschiedene Freizeitaktivitäten wie Gemeinschaftsspiele, Tanzen, Malen, Musik und Fußball. Darüber hinaus entwickeln Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mit den Jugendlichen einen individuellen Entwicklungsplan für die Zukunft.
Zusammenführung von Familien
Ein geschütztes Umfeld ist sehr wichtig, damit die missbrauchten Mädchen und Jungen wieder lernen, Vertrauen zu fassen und neue Beziehungen aufzubauen. Viele der Auszubildenden sind zu Hause nicht mehr willkommen und werden von der Gemeinschaft diskriminiert. Gemeinsam mit den hoch angesehenen Dorfältesten kann World Vision die Familien dabei unterstützen, ihre Kinder wieder aufzunehmen. 2022 konnten 67 Familien der Jugendlichen ermittelt und besucht werden. Einige Jungen und Mädchen stießen in ihren eigenen Familien zunächst auf Ablehnung. Hier unterstützt World Vision die Wiedervereinigung durch Mediations-Angebote. 2022 kam es in 18 Fällen zu Mediation. Wer von der eigenen Familie nicht wieder aufgenommen wird, kann in einer Gastfamilien leben. 2022 wurden 10 Jugendlichen in Gastfamilien untergebracht.
Unterstützt vom RTL-Spendenmarathon
Wolfgang Niedecken nahm 2014 am RTL-Spendenmarathon mit dem Rebound-Projekt im Ostkongo teil und berichtete hierzu über seine Reise zu den Flüchtlingskindern. Die Stiftung „RTL – Wir helfen Kindern" spendete insgesamt 226.085 Euro für das Projekt Rebound! Wolfgang Niedecken erklärt: „Ich bin glücklich darüber, dass unsere gemeinsame Arbeit zum Wohl der Kinder die nötige finanzielle Unterstützung bekommt. Es gibt im Ostkongo noch viele traumatisierte Kindersoldaten und zur Prostitution gezwungene Mädchen, denen wir helfen wollen."
Die Geschichte von Rebound
Im Basketball bedeutet „Rebounding“ das Fangen des Balls nach einem missglückten Korbversuch – ein Sinnbild für die Arbeit mit Kindersoldaten, Kinderprostituierten oder auch Jugendlichen, die bisher nur Krieg und Gewalt erlebt haben. Sie brauchen jemanden, der sie auffängt und ihnen eine zweite Chance gibt.
2008 startete World Vision gemeinsam mit Wolfgang Niedecken das erste Rebound-Projekt in Uganda. In drei Rebound-Zentren wurde Jugendlichen der Weg in ein neues und gewaltfreies Leben ermöglicht. Das Projekt konnte nach drei Jahren erfolgreich an die Dorfgemeinschaft übergeben und mit lokalen Ressourcen fortgeführt werden.
Im Jahr 2011 wurde ein Rebound-Projekt in Beni im Ostkongo für drei Jahre ins Leben gerufen. Der Ostkongo ist – trotz mancher Friedensvereinbarungen – ein Brennpunkt der Arbeit von World Vision.
Seit 2014 gibt es einen neuen Rebound-Standort im Ostkongo. Butembo ist die zweitgrößte Stadt der Provinz Nord-Kivu. An dem Knotenpunkt für Handelsgeschäfte sind Gewalt und Prostitution an der Tagesordnung – viele Mädchen und Jungen leiden darunter.