Unsere Patin Anke Geruschka hat auf der Reise zu ihrem Patenkind nach Tansania viel erlebt. Hier ihr Bericht:
Im November 2019 war es wieder soweit – ein neuerlicher Besuch bei unseren Patenkindern in Tansania stand an. Bereits 2016 waren wir mit einer Gruppe in die Projekte Bwembwera und Mswaki gefahren. Einige dieser Paten wollten wieder mit, wieder nach Bwembwera und auch in das neue Projekt Bushangaro, in dem einige nach Abschluss des Projektes Mswaki neue Patenkinder gefunden hatten. Außerdem wollten wir diesmal auch auf Safaris gehen.
Bushangaro und Bwembwera liegen jeweils am genau gegenüberliegenden Ende Tansanias, Bushangaro westlich des Victoria-Sees, fast an der ruandischen Grenze, Bwembwera ganz im Osten, fast am Indischen Ozean. Die Nationalparks Serengeti, Ngorongoro, Manyara und Tarangire liegen genau dazwischen – ihr Besuch hat sich dadurch angeboten.
Energiegeladen nach der Ankunft
Nach der Ankunft in Arusha hatten wir einen Ruhetag eingeplant, um den anstrengenden Flug zu verdauen. Wir waren jedoch so energiegeladen, dass wir privat eine Tagestour durch den dortigen Nationalpark buchten. An den Folgetagen ging es mit kleinen Inlandsfliegern etappenweise bis nach Bukoba am Westufer des Victoria-Sees. Nach einem interessanten Besuch auf dem örtlichen Markt fuhren wir am nächsten Tag in das Projekt Bushangaro. Dort hatten vier unserer Mitfahrer drei Patenkinder.
Empfang mit Tanz und Gesang
Wir besuchten alle Patenkinder in ihren Häusern und bekamen so direkt die dortige Lebensart zu sehen. Eine ziemliche Armut, was materielle Güter betrifft, aber eine Fröhlichkeit, die ihresgleichen in Deutschland vergeblich sucht. Wir wurden mit Tanz und Gesang schon am jeweiligen Dorfeingang empfangen und die Paten tanzten fröhlich mit. Das ganze Dorf feierte mit uns, und bei frischem Tee, Kaffee und Snacks wurden Geschenke ausgetauscht – ja, getauscht, denn nicht nur wir Paten beschenkten „unsere“ Kinder, sondern auch die Dorfgemeinschaft gab frische Früchte, Nüsse und Selbstgebasteltes.
Die anwesenden Mitarbeiter von World Vision halfen mit dem Übersetzen, einiges ging direkt mit Händen und Füßen, es war sehr lustig! Nach vielen Stunden im Projekt mit den Kindern und ihren Familien sowie den Nachbarn und Freunden kamen wir spät abends wieder im Hotel in Bukoba an. Nach einem kurzen Flug entlang des riesigen Victoria-Sees mit seinem zerklüfteten Ufer nahm uns der gebuchte Jeep-Fahrer in Mwanza in Empfang. Bis hierhin waren wir weitgehend auf uns selbst gestellt gewesen, was aber in dem freundlichen Land keine Probleme bereitete. Übrigens war die Antwort „Kein Problem“ fast der meistgesprochene Ausdruck.
Sprachlos die Schönheit des Landes bestaunt
Jetzt fing unser Safari-Teil an, und wir haben dank unseres Jeep-Fahrers viele wilde Tiere fotografiert und gefilmt. Manchmal haben wir auch nur die Schönheit des Landes sprachlos und ruhig auf uns wirken lassen. Auch die Besichtigung eines Maasai-Dorfes stand auf dem Programm; es war sehr interessant, zu sehen, wie traditionell die Menschen dort noch leben und wie gut sie damit klarkommen. Nach sechs Tagen Safari kamen wir in Lushoto an. Lushoto liegt in den Usambara-Bergen, nach der Wärme der vergangenen Tage ein Ort zum Durchschnaufen.
Schulbesuch im Projekt Bwembwera
Am nächsten Tag fuhren wir alle zusammen in das zweite Patenprojekt in Bwembwera. Wir trafen ein Patenkind mit ihrer Mutter im Büro von World Vision, wo es ein herzhaftes „Spätstück“ gab - gefrühstückt hatten wir ja im Hotel.
Dann fuhren wir mit dem World Vision-Team erst in eine Schule. Dort haben wir uns alle Gebäude und das Inventar angesehen, mit dem Direktor und einem Lehrer gesprochen und sind in eine Klasse in den Unterricht gegangen. Die Schule war in sehr gutem Zustand, allerdings müssen sehr viele Schüler in sehr wenige Räume passen.
Nach dem leckeren Mittagessen besuchten wir eine Mutter-Kind-Station. Stolz zeigten uns die Betreiber die Räume für Aufnahme, Untersuchung, Behandlung und Erholung. 30 Frauen sollen dort im Schnitt pro Monat bei Problemen während der Schwangerschaft Hilfe bekommen oder entbinden können. Interessant war dieser Besuch auch für das fünfzehnjährige Patenkind, denn sie will nach dem Schulabschluss Krankenschwester werden und konnte so schon einmal sehen, was sie dann erwartet.
Leider ging auch dieser Tag wieder viel zu schnell vorbei. Es gibt überall so viel zu sehen und die Strecken sind weit und schlecht zu befahren. Während der Regenzeit beispielsweise wird in dem Fahrweg eine tiefe Spülrinne ausgewaschen, was das Vorankommen mit einem normalen Auto fast unmöglich macht. So ist auch zu erklären, dass Post vom Patenkind vielleicht nicht immer so schnell in Deutschland ankommt, wie wir uns das gerne wünschen.
Die Reise war für uns alle sehr lehrreich.
Wir haben erfahren, welcher Luxus uns hier zuhause selbstverständlich geworden ist, mit welchem Stress wir aber auch durch das Leben gehen und dass „pole-pole“ („langsam-langsam“) manchmal gesünder ist. Wir hoffen, dass wir in ein paar Jahren noch einmal nach Tansania kommen und andere Projekte besichtigen können.