Mandy und Mathias haben vor zwei Jahren die Patenschaft für Zainabu, ein Mädchen in Tansania, übernommen. Im Laufe der Zeit erlebten die beiden Paten einige Momente des Zweifelns. Durch den direkten Kontakt mit World Vision konnten diese aber jedes Mal ausgeräumt werden und der Zuversicht weichen. Hier ihr Bericht:
„Euer Geld kommt doch sowieso nicht bei eurem Patenkind an“, tönte es immer wieder aus unserem Bekanntenkreis, als wir von unserem Vorhaben, eine Patenschaft über World Vision abzuschließen, berichteten. Und doch ließen wir uns voller Überzeugung darauf ein! Denn wir hatten die Armut in aller Welt immer wieder auf unseren Reisen gesehen und wollten deshalb etwas Gutes tun.
Frieden, ein sicheres Zuhause und Bildung sind für uns Europäer selbstverständliche Faktoren, die vielen Menschen auf der Welt auch heute noch verwehrt bleiben. Niemand kann sich aussuchen, ob er in einem reichen oder armen, in einem friedlichen oder politisch zerrütteten Land geboren wird und aufwächst. Deshalb ist es umso wichtiger, all denen auf der Welt zu helfen, mit denen es das Schicksal nicht so gut meint.
Der Abschluss der Kinderpatenschaft und das erste Kennenlernen
Im Dezember 2017 schlossen wir eine Kinderpatenschaft für die damals neunjährige Zainabu aus dem Süden Tansanias ab. Zwei Wochen später erhielten wir von World Vision einen großen Umschlag mit den ersten Informationen über unser Patenkind. Wir erfuhren, dass Zainabus Eltern Kleinbauern sind und sie eine Schwester und einen Bruder hat.
Daraufhin schrieben wir ihr den ersten Brief und legten noch ein paar Geschenke bei, unter anderem eine Zahnbürste, ein Springseil, ein Malbuch sowie Buntstifte. Besonders groß war dann die Freude, als wir im März 2018 ihre erste Nachricht – tatsächlich abgeschickt und abgestempelt in Tansania – in Händen hielten. Auf der einen Seite standen ihre Zeilen auf Suaheli, die von ihr diktiert und von einem erwachsenen Betreuer aufgeschrieben worden waren. Auf der anderen Seite befand sich die Übersetzung ins Englische von einem ortsansässigen World Vision-Mitarbeiter.
Inzwischen kommunizieren wir schon über zwei Jahre auf diese Art und Weise mit unserem Patenkind. Jedes Mal machen wir uns viele Gedanken darüber, was wir ihr schreiben sollen, welches kindgerechte Briefpapier wir verwenden und was wir ihr als Kleinigkeit noch dazulegen können. Wir rechnen uns aus, wann der abgeschickte Brief wohl bei ihr eintreffen wird und wie lange wir mit einer Antwort rechnen müssen – immer wieder schwingt dabei die Vorfreude auf ihren nächsten Brief mit.
Mit den Briefen kamen die Fragen
Doch aus dem regelmäßigen Briefkontakt ergaben sich auch immer mehr Fragen und Zweifel. Immer wieder sprach sie uns nur mit „Dear Sponsor“ anstatt mit unseren richtigen Namen an. Und plötzlich erzählte sie etwas von zwei Brüdern und zwei Schwestern – zuvor war noch von einer Schwester und einem Bruder die Rede gewesen. Auch wenn die Anzahl der Geschwister nichts Weltbewegendes war, ging es hier um viel mehr: um die Glaubwürdigkeit und Seriosität dieser Kinderpatenschaft. Und wenn schon die kleinsten, unwichtigsten Angaben nicht stimmten, dann zweifelten wir auch am ganzen Rest.
Mit skeptischen Fragen an World Vision gewandt
Hatten all die Kritiker aus unserem Bekanntenkreis vielleicht doch recht? Um die Angelegenheit zu klären, hatten wir uns an World Vision gewandt und bekamen nach ihrer Recherche in Tansania eine Antwort: Zainabu hätte sogar fünf Geschwister im Alter von 13 und 30 Jahren, alle trügen denselben Zweitnamen – außer Zainabu. Diese Information von World Vision beruhigte uns absolut nicht, sondern löste noch größeres Misstrauen aus, als wir ohnehin schon verspürten. Widersprüchlicher hätte es nicht mehr werden können.
Auf eine weitere skeptische Nachfrage hin erhielten wir dann folgende Mitteilung von World Vision:
„Ihr Patenkind Zainabu trägt den Nachnamen ihres Vaters. Sie ist das einzige gemeinsame Kind von Z. und K. Wie bereits erwähnt, leben die älteren Geschwister möglicherweise nicht mehr zu Hause. Daher können die Angaben in den Briefen variieren, weil manchmal nur die Geschwister berücksichtigt werden, die gerade im Haus sind. Ferner möchten wir darauf aufmerksam machen, dass der Familienbegriff in Afrika viel weiter gefasst wird als es bei uns der Fall ist. Nicht selten leben auch Cousinen und Cousins in der Familie mit und werden dann als Schwestern und Brüder bezeichnet. Dies ist im Fall von Zainabu nicht so, aber wir möchten Ihnen dies als Beispiel nennen. Wir können Ihre Skepsis verstehen, weil der Umgang mit Informationen in unseren Partnerländern oftmals ganz anders gehandhabt wird, als wir dies in Deutschland gewohnt sind. Doch dies macht gerade eine Patenschaft aus, zu lernen, dass es in anderen Kulturkreisen auch anders zugeht. Ein weiteres Beispiel sind oftmals fehlende Geburtsurkunden. Zu einem späteren Zeitpunkt wird dann eine Geburtsurkunde erstellt, ohne dass man konkret sagen kann, wann das Kind wirklich geboren wurde. Millionen von Afrikanern sind daher entweder am 31.12. oder am 1.1. geboren. […]“
Diese sehr glaubwürdige und nachvollziehbare Antwort sorgte dann für neue Zuversicht und Vertrauen in unsere Patenschaft, sodass sich die anfänglichen Gedanken an eine mögliche Kündigung schnell in Luft auflösten.
World Vision überzeugt mit ehrlichen Antworten auf unbequeme Fragen
In einem späteren Schreiben von Zainabu bedankte sie sich für erhaltende Präsente, die wir ihr aber gar nicht haben zukommen lassen. Wir fragten erneut bei World Vision und unserem Patenkind direkt nach, wie es zu der Aufzählung falscher Geschenke kommen konnte. Nach einigen Monaten der Ungewissheit und der erneut aufsteigenden Unzufriedenheit erhielten wir dann ein Foto aus Tansania, auf dem unser Patenkind unsere sämtlichen Weihnachtsgeschenke in die Kamera hielt und lächelte. Erleichterung und Freude über ihr aktuelles Foto machten sich in uns breit. World Vision ist also doch seriös, dachten wir uns.
Wir haben in kritischen, zweifelnden Phasen schon mehrfach überlegt, die Kinderpatenschaft zu kündigen. Aber dahinter steckt ein Mensch, den man nicht einfach fallen lassen kann wie eine heiße Kartoffel. Und dann, wenn wir wieder postalisch oder über die Online-Plattform (Mein World Vision) Briefe, Fotos oder Videos von ihr bekommen, sind wir so unendlich froh, dass wir die Patenschaft nicht beendet haben.
Irgendwann wird Zainabu größer sein und hoffentlich so gut Englisch sprechen können, dass sie ihre Gedanken und Gefühle nicht immer einem erwachsenen World Vision-Helfer diktieren muss. Dann wird hoffentlich auch unser Kontakt zu ihr persönlicher und direkter. Und irgendwann werden wir sie auch in Tansania besuchen.