Seit November wird in der Region Tigray im Norden Äthiopiens gekämpft. Der eskalierte Konflikt zwischen der Zentralregierung und der Regierung in Tigray sowie ihr nahestehenden Milizen hat an vielen Orten die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Strom und medizinischer Hilfe unterbrochen. Das Gesundheitssystem in der Region ist zusammengebrochen, eine medizinische Versorgung der Menschen ist kaum noch möglich.
Tigray gehört zu den ärmsten Regionen Äthiopiens und ist von Hunger geprägt. Über 90 % der Ernte sind laut Schätzungen des Welternährungsprogramms durch die Zerstörung verloren gegangen. Das Leben von hunderttausenden Menschen ist durch die Hungersnot bedroht. Infolge der Katastrophe sind inzwischen 5,2 Millionen Menschen sind dringend auf Nothilfe angewiesen (Quelle: Vereinte Nationen). Darüber hinaus wurden 1,7 Millionen Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben, Zehntausende sind in den angrenzenden Sudan geflohen.
Über den Einsatz von World Vision in Tigray berichtete das ZDF in der heute-Nachrichtensendung am 01.02.2021:
Kinder sind Gewalt schutzlos ausgeliefert
Besondere Sorge gilt den Auswirkungen des Konflikts auf das Leben der Kinder. Nach Angaben von UNICEF sind mindestens 33.000 Kinder in abgeschnittenen Regionen Tigrays schwer unterernährt und in einem lebensbedrohlichen Zustand. Wenn ihnen nicht schnellstmöglich geholfen wird, wird sich diese Zahl dramatisch erhöhen – auch, weil eine medizinische Versorgung infolge des zusammengebrochenen Gesundheitssystems nicht möglich ist. Weil in Tigray alle Schulen geschlossen wurden, entfallen darüber hinaus Schutz- und Versorgungsmöglichkeiten für Millionen Kinder. Die Zahl schwerer gewalttätiger Übergriffe auf Jungen und Mädchen steigt stark an. Es muss schnellstmöglich gehandelt werden, um das Leben und die Sicherheit dieser Kinder zu schützen.
„Ich musste alles zurücklassen, was wir haben, um das Leben meiner Kinder zu retten“, berichtet Leges Zewdu. Wie viele aus Tigray Vertriebene ist sie in ein Auffanglager in die Stadt Shire geflohen. Auf der Flucht musste die Familie Unvorstellbares durchleben: Sechs Tage lang hat sich die Mutter mit ihren Kindern im Wald versteckt, eine weitere Woche brauchten sie, um in Shire anzukommen. „Ich hoffe, dass wir eines Tages wieder zurück nach Hause können“, fügt sie traurig hinzu. „Hier ist es eiskalt, wir können kaum schlafen und es gibt kein Essen für meine Kinder.“
Aktuell suchen ca. 12.000 Menschen Schutz in Shire. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von World Vision berichten von großer Not: Es fehlt an allem, ganz besonders aber an Nahrungsmitteln für die Familien.
Hinweis für Patinnen und Paten: Unsere Projekte liegen nicht im direkten Konfliktbereich. In den Projekten Ambassel, Lalo Assabi und Nedjo ist die Sicherheitslage aufgrund vieler Binnenflüchtlinge jedoch fragil. Die Projekte South Ari und Malle hingegen liegen in anderen nicht betroffenen Landesteilen. Für Rückfragen können Sie sich bei unserem Serviceteam melden.