In fast 100 Länden setzt sich World Vision dafür ein, dass Kinder eine Zukunft haben. Schulungen zu Kinderrechten, die Einrichtung von Kinderklubs sowie Unterstützung in Sachen Bildung spielen deshalb in unseren Patenschaftsprojekten eine große Rolle. Insbesondere die Mädchen stärken wir mit unserer Arbeit und geben ihnen Mut und Kraft, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In drei Beispielen aus Lateinamerika, Asien und Afrika berichten wir über starke Resultate:
1) Dominikanischen Republik: Kinderheirat ist jetzt illegal
Im Januar 2021 war es endlich soweit: In der Dominikanischen Republik ist Kinderheirat unter 18 Jahren gesetzlich verboten. Seit 2017 haben Organisationen der Zivilgesellschaft und eine NGO-Koalition für Kinder, zu der auch die Anwaltschaftsarbeit von World Vision gehört, Initiativen gefördert, die Kinderehen und andere, eheähnliche Verbindungen verhindern und beenden. Mit der Verabschiedung des Gesetzes 1-21, das Kinderheirat illegal macht, haben diese Bemühungen nun Früchte getragen. Dank unserer Anwaltschaftsarbeit konnten wir schon in vielen Bereichen die Rechte von Kindern durchsetzen und stärken. Durch Aufklärungsarbeit in der Politik aber auch in den Familien und bei den Kindern. Es werden Sensibilisierungsmaßnahmen, psychosoziale Unterstützung und Ansprechpatern für die Kinder und Familien angeboten. In unseren Patenschaftsprojekten können wir so die Familien und Kinder durch Workshops begleiteten und so gemeinsam die Rechte ihrer Kinder stärken.
Gesetz ein wichtiges Signal
Ein Grund zur Freude findet auch Johnny Bidó, der vor Ort für World Vision als Berater für Kinderschutz tätig ist: „Dieser Fortschritt ist ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen dieses Übel“, sagt er und bedauert zugleich, dass das Gesetz sich nur einem Teil des Problems zuwendet. Denn neben den offiziellen Eheschließungen gibt es einen hohen Prozentsatz informeller Partnerschaften. „Kinderheirat und frühe Partnerschaften sind eine soziale Realität und tief verwurzelte Alltagspraxis“, sagt Bidó und findet: „Sicher müssen jetzt die Regeln und Systeme effektiv umgesetzt werden, aber ganz entscheidend ist auch, dass sich die Menschen aktiv einbringen, gefährliche Normen zu ändern.“
2) Philippinen: Starker Einsatz gegen COVID-19
Lenny Lyn ist 27 Jahre alt. Und sie kämpft mit gegen die bis dato größte Bedrohung ihrer Generation. Als die Pandemie im März 2020 die Philippinen traf, hat sie sich gemeldet, den Menschen in ihrem Land zu helfen und sie vor COVID-19 zu schützen.
Als Gesundheitsmitarbeiterin der Regierung hilft sie, die COVID-19 Fälle in ihrer Gemeinde zu überwachen. Sie ist Teil eines Teams, das an einem Checkpoint die Temperatur der Menschen misst, die eine Hauptstraße in Süd-Cotabato, eine Provinz im Süden der Philippinen, passieren.
„In erster Reihe zu stehen, ist eine herausfordernde Aufgabe, besonders, weil der Gegner unsichtbar ist“, sagt sie. „Ich bin besorgt, vor allem, weil ich ein Kleinkind zuhause habe, das auf mich wartet.“
Hier ist der Ort, an dem ich am meisten gebraucht werde. Deshalb muss ich diese Aufgabe durchführen.
Patenschaft unterstützt Bildung
Lennys Sinn, anderen zu helfen, ist in ihrer Kindheit verwurzelt. Sie ist die Jüngste von drei Kindern. Beide Eltern arbeiteten als Bauern, verdienten aber kein regelmäßiges Einkommen. Sie und ihre Geschwister in die Schule zu schicken, besonders, als sie zum College gingen, war eine schwierige Aufgabe für die Eltern.
„Unser Haus war aus Zement und Bambus gebaut. Ich erinnere mich vor allem an das Dach. Mein Vater hat es mit einer Menge schwerer Steine beschwert, weil wir nicht genug Nägel hatten. In der Regenzeit hatten wir Eimer im Wohnzimmer stehen, weil das Regenwasser ins Haus kam“, erzählt sie.
Für die Familie war es ein Segen, als Lenny dank einer Patenschaft auch in Sachen Bildung unterstützt wurde. In ihrer Patin Barbara sieht die junge Frau ihre Mutmacherin und zweite Mutter: „Sie hat mitgeholfen, dass ich alles hatte, was ich brauchte – zu einer Zeit, als meine Eltern das kaum schafften.
Hilfe und Unterstützung zurückgeben
Als Kind erlebte sie durch ihre Patenschaft Großzügigkeit und Freiwilligkeit. Aus diesem Grund belegte sie später im College Kurse in Geburtshilfe und Krankenpflege. Sie wollte mit einem Beruf, der anderen hilft, etwas zurückgeben. Ihr Traum geht noch weiter – eines Tages will sie Ärztin sein.
„Meine Patin Barbara hat meine Ausbildung unterstützt. Das war der Anstoß, den ich brauchte, um einen großen Traum zu haben und hart dafür zu arbeiten. Dafür möchte ich mich bedanken“, sagt das ehemalige Patenkind. „Ich werde nicht vergessen, dass Barbara – obwohl ich währen der College-Zeit kein Patenkind mehr war – mir immer noch Briefe geschrieben und mich ermutigt hat, meine Träume zu erfüllen.“
Vor der Pandemie arbeitete Lenny als Dorfgesundheitshelferin in entlegenen Gebieten, in denen es schwierig ist, medizinische Dienste zu erreichen. Zu ihren Aufgaben gehörten die Schwangerschaftsvorsorge, die Betreuung von Kleinkindern und zum Beispiel Schutzimpfungen vornehmen und Vorsorgeuntersuchungen bei Erwachsenen. Jede Woche war sie über Stunden auf holprigen Straßen unterwegs, um eine Gemeinde zu erreichen und den Menschen dort medizinisch zu helfen. Bis sie aufgefordert wurde, für die Regierung zu arbeiten im Kampf gegen COVID-19. Diese Aufgabe hat sie gerne angenommen.
„Ich hoffe, dass sich das Land von dieser Pandemie erholt und alles wieder zurück zu normal geht“, sagt sie. „Für den Moment trage ich meinen Teil dazu bei, damit die Philippinen COVID-19-frei sein werden.”
3) Uganda: Eine Lehrerin inspiriert die junge Generation
„Ich war entschlossen, dass ich ein besseres Leben führen wollte als die Frauen in unserem Dorf. Und ich wusste, dass ich das nur durch Bildung erreichen würde“, erinnert sich Elizabeth. Sie ist heute Lehrerin für Landwirtschaft in Soroti, einer Stadt in Uganda, und Vorbild für ihre Schülerinnen und Schüler. Doch bis dorthin war es kein leichter Weg.
Zwar kannte sie ihr Ziel, aber die große Armut ihrer Familie ließ kaum Raum für Hoffnung. Manchmal überkamen sie Zweifel, wenn sie auf den Mangel blickte, der überall zuhause herrschte. „Es war wirklich schwierig. Ich verlor die Hoffnung, dass ich jemals eine Ausbildung erhalten würde“, erinnert sie sich.
Patenschaft öffnete neue Türen
Aber dann lernte Elizabeth die World Vision-Mitarbeiterin Anne kennen, die sie in das Patenschaftsprogramm aufnahm. „Anne zu treffen, hat mein Leben wirklich verändert. Durch sie bin ich das was ich heute bin“, sagt Elizabeth.
Sobald sie als Patenkind registriert war, nahm Elizabeths Leben eine komplette Wendung. „Mein Pate schickte mir ein Geldgeschenk. Davon kaufte ich eine Kuh. Auf nichts passte ich besser auf, als auf diese Kuh“, sagt sie. Dass die Kuh später noch eine wichtige Rolle spielen würde, als es um ihre Zukunft ging, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht...
Als sie endlich zur Schule gehen konnte, wollte sie ihre Zeit gut nutzen. Sie arbeitete sehr gut mit und bekam so beeindruckende Noten, dass sie für die beiden letzten Grundschuljahre ein Stipendium erhielt.
Kühe zahlten die Schulgebühren
Die Schulgebühren für die weiterführende Schule wurden von World Vision übernommen, doch die letzten beiden Jahre waren nicht mehr finanziert. Beinahe hätte sie die Schule nicht abschließen können. „Als ich die Schulgebühren bezahlen musste, verkaufte ich die Kuh, die ich vom Geld meines Paten gekauft hatte. Diese hatte in der Zwischenzeit Kälber geboren und so hatte ich mehrere Kühe. Mithilfe der Tiere konnte ich das Abitur machen“, erzählt sie.
Ich träumte davon, zur Universität zu gehen, aber es wäre nur ein Wunschtraum geblieben, wenn World Vision mich nicht weiter unterstützt hätte.
Nachdem sie sich an der Universität eingeschrieben hatte, arbeitete Elizabeth hart und machte einen sehr guten Abschluss. Direkt im Anschluss bekam sie eine Stelle als Lehrerin für Landwirtschaft in einer weiterführenden Schule in Soroti.