Denken Sie einmal über die vergangenen zehn Jahre Ihres Lebens nach. Was haben Sie erlebt? Wie hat sich Ihr Leben entwickelt? Was haben Sie erreicht? Für Millionen von Syrerinnen und Syrern waren die letzten zehn Jahre ihres Lebens ein wahrer Albtraum. Doch Kinder wie Firas machen Hoffnung.
Man kann es sich kaum mehr vorstellen, aber vor zehn Jahren war Syrien ein kulturelles Zentrum mit Literatur, Kunst und Musik. Diese Identität ist völlig verloren gegangen und hat nichts mehr mit der von Krieg gebeutelten und zerstörten Nation zu tun, an die wir heute denken. Das folgende Video zeigt Ihnen, welche Auswirkungen der seit zehn Jahren andauernde Krieg in Syrien hat und wie eine ganze Generation von Kindern darunter leidet:
Wenn Poesie Selbstvertrauen schenkt
Doch Kinder wie Firas machen Hoffnung, dass Syrien eines Tages in altem Glanz erstrahlen kann. Auch er und seine Familie mussten vor der Gewalt in ihrer Heimatstadt Hama fliehen. Sie ließen sich schließlich im Flüchtlingslager Azraq in Jordanien nieder, wo es anfangs weder Strom noch eine Schule gab. World Vision engagierte sich für die Kinder und organisierte Gedichtwettbewerbe. Während viele Elfjährige am liebsten „TikTok“-Tänze aufführen oder stundenlang „Minecraft“ spielen, traf genau das Firas' Leidenschaft: Gedichte vortragen. Aber man wird ihn nicht beim Vortragen von einfachen vierzeiligen Reimen finden – nein, er hat sich darauf spezialisiert, einige der schwierigsten Gedichte der klassischen arabischen Literatur auswendig zu lernen, mit all der Finesse eines gut ausgebildeten Schauspielers.
Das Auswendiglernen und Vortragen von Gedichten hat Firas' Selbstvertrauen gestärkt und könnte ihn zu einem Social-Media-Star machen. Er genießt es so sehr, ein Publikum zu haben, dass er sogar seine eigene Facebook-Seite erstellt hat, auf der er seine Gedichte teilt und Anfragen entgegennimmt. „Alle hören mir gerne zu, weil ich die Gedichte sehr gut vortragen kann“, sagt er stolz. „Die Leute bitten mich sogar, mehr Videos hochzuladen. Deshalb werde ich jetzt auch einen YouTube-Kanal einrichten.“
Sein Ziel: Syrien wiederaufbauen
Dank der Bildungsarbeit von World Vision hat Firas die Leidenschaft für Poesie und Kunst entdeckt. Sein Selbstvertrauen wurde wiederhergestellt. Außerdem konnte er die Schrecken verarbeiten, die er in Hama erlebt hat. Doch so sehr er die Künste auch genießt, er hat ein viel tieferes Ziel für seine Zukunft: „Wenn ich groß bin, möchte ich Architekt werden. Ich möchte, dass die Welt weiß, dass Syrien von seinen Kindern wiederaufgebaut wird.“
Firas zögert nicht, wenn man ihn fragt, was er tun würde, wenn er für einen Tag Präsident der Welt wäre. Genau wie viele andere Kinder, die von den zehn Jahren Gewalt in Syrien betroffen sind, würde er den Krieg komplett abschaffen. „Er hat vielen unschuldigen Menschen das Leben gekostet. Ich möchte auch, dass jeder ein Zuhause hat, damit niemand auf der Straße leben muss.“