224 Millionen Kindern und Jugendlichen weltweit ist der Zugang zu Bildung verwehrt oder er ist massiv unterbrochen. Gründe dafür gibt es viele: Konflikte, Katastrophen, Vertreibung , unüberwindbare Schulwege, keine Lehrkräfte, Diskriminierung, kein Geld. Ohne Zugang zu Bildung können Kinder ihre Fähigkeiten nicht entfalten. Darunter leiden ihre Entwicklungschancen und Zukunftsaussichten. Denn durch Bildung erlernen sie nicht nur lebensnotwendige Kompetenzen, sondern erweitern auch ihre beruflichen Möglichkeiten. Bildung ist eine entscheidende Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben und nachhaltige Entwicklung. Der Wert von Bildung liegt nicht nur in der Befähigung von Menschen, ihre Situation zu verbessern, sondern auch ihre gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebensumstände entscheidend zu beeinflussen.
World Vision arbeitet daran, Bildung für Kinder weltweit zu ermöglichen. Wir unterstützen gerade die ärmsten und in Krisen lebenden Kinder und Jugendliche darin, ihr Recht auf Bildung wahrzunehmen und echte Chancen durch Bildung zu erhalten. Unser Engagement für Bildung setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz, eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung und auf vielfältiges Lernen für das Leben. Daher fördern wir nicht nur gängige Schul- und Berufsausbildungen, sondern auch den Erwerb lebenspraktischer Kompetenzen wie bspw. Nähen oder einen Gemüsegarten anpflanzen. Dadurch können die Menschen anschließend ihr eigenes Kleinunternehmen gründen oder eine neue berufliche Tätigkeit ausüben, die nachhaltig die Lebenssituation der Menschen verbessert. Ein gutes Fundament für lebenslanges Lernen kann schon bei der Förderung von Kleinkindern, in der Erziehung durch die Familie und Anregungen aus dem Umfeld gelegt werden.
Das Recht auf Bildung ist ein Kinderrecht und Menschenrecht
Das Recht auf Bildung ist ein Kinder- und Menschrecht. Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen schreibt das Recht auf Bildung in Artikel 28 fest. Die unterzeichnenden Staaten dieser Welt haben sich u. a. dazu verpflichtet:
- den Besuch der Grundschule verpflichtend und kostenlos zu ermöglichen
- verschiedene Formen weiterführender Schulen zu entwickeln und diese allen Kindern zugänglich zu machen
- Maßnahmen zu treffen, die den regelmäßigen Schulbesuch fördern und den Anteil der Kinder zu verringern, die die Schule vorzeitig abbrechen
Außerdem wurde mit dem Nachhaltigen Entwicklungsziel 4 der Agenda 2030 von den Vereinten Nationen beschlossen, bis zum Jahr 2030 inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung für alle zu gewährleisten sowie Möglichkeiten für lebenslanges Lernen zu fördern.
Im Rahmen der Globalen Bildungskampagne engagieren wir uns für das Recht auf Bildung für alle Kinder:
Bildung muss eine höhere politische Priorität bekommen und dementsprechend mit finanziellen Investitionen unterlegt werden, um die Rückschritte durch die Corona-Pandemie wieder gut zu machen und jedem Kind Zugang zu qualitativer Bildung zu ermöglichen.
Der Zugang zu Bildung weltweit ist ungleich verteilt
Auch wenn das Recht auf Bildung in verschiedenen Abkommen festgeschrieben ist, sieht die Realität von Millionen Kindern doch ganz anders aus. Denn der Zugang zu Bildung ist weltweit ungleich verteilt. Und das hat verschiedene Gründe:
- Unter anderem spielt die Herkunft eines Kindes eine entscheidende Rolle.
- In vielen Ländern des globalen Südens ist die Vorschulbildung oft nicht kostenlos. Daher gehen weniger als die Hälfte aller Kinder in einen Kindergarten oder in eine Vorschule. Nur wohlhabende Familien können sich das leisten. Benachteiligt sind insbesondere Mädchen , Kinder mit Behinderung und Kinder von ethnischen, religiösen und sonstigen Minderheiten. Oftmals wird ihnen der Schulbesuch gänzlich untersagt.
- In ländlichen Gebieten gibt es häufig weder gut ausgestattete Schulen noch ausreichend qualifiziertes Lehrpersonal. Insbesondere die Grundschulen auf dem Land sind oft überfüllt und die Kinder müssen sehr weite Wege auf sich nehmen, um zur nächsten Schule zu gelangen.
- Wenn es wenig Lernanreize im Umfeld gibt und auch die Möglichkeit nicht gegeben ist, nach Grundschule eine Ausbildung anzuschließen oder berufliche Perspektiven fehlen, besuchen viele Kinder nur unregelmäßig oder wenige Jahre die Schule.
- In vielen Ländern werden Kinder, insbesondere Mädchen, in jungen Jahren verheiratet und müssen sich fortan um die Familie und den Haushalt kümmern, weshalb sie nicht die weiterführende Schule besuchen können. Oft müssen Kinder auch zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und arbeiten gehen, anstatt in die Schule.
- Krisen, Naturkatastrophen, Konflikte und die Flucht davor unterbrechen den Schulbesuch ebenfalls oft für lange Zeiträume oder gar Jahre.
- Die Covid-19-Pandemie hat nationale Bildungssysteme und den Zugang zu Bildung in einer Weise belastet, wie noch nie zuvor erlebt. Vor allem Lockdowns und die damit verbundene Angst vor einer Ansteckung haben dazu geführt, dass Schulen weltweit geschlossen werden mussten und Kinder und Jugendliche für eine längere Zeit keine Bildungseinrichtungen besuchen konnten. Obwohl die Gewährleistung des Bildungszugangs die Aufgabe des Staates ist, waren viele Kinder während der Schulschließungen sich selbst überlassen und ohne Zugang zu Fernlernmöglichkeiten. Millionen Kinder sind auch nach Öffnung der Schulen nicht wieder in den Unterricht zurückgekehrt.
So ermöglicht World Vision Bildung für Kinder weltweit
Das Engagement von World Vision, um Bildung für Kinder zu ermöglichen, ist vielfältig. Besonders kommt unsere ganzheitliche Förderung in den Patenschaftsprogrammen zum Tragen. Unsere Rolle kann dabei vermittelnd, aufklärend, unterstützend oder auch die eines Initiators sein. Wir arbeiten eng mit Familien, lokalen Institutionen und Partnern sowie mit den Bildungsministerien in unseren Programmländern zusammen.
In den Bildungsprogrammen geht es World Vision nicht nur um das Erlernen guter Lese- und Rechenfähigkeiten, sondern zudem um eine ganzheitlich positive Entwicklung von emotionalen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten.
Globales Umdenken bei Bildungsinitiativen
Ein verbesserter Bildungszugang für Kinder war lange Zeit das Hauptziel internationaler Entwicklungszusammenarbeit zur Umsetzung des Rechts auf Bildung. Auch World Vision hat viele Regionen erfolgreich dabei unterstützt, dieses Ziel zu erreichen, beispielsweise durch den Bau und Renovierung von Schulen oder die Bereitstellung von Lehrmaterialien. Durch gesellschaftliche Bewusstseinsbildung und Anwaltschaft konnten auch Hindernisse wie fehlende Geburtsurkunden oder Vorbehalte gegen Schulbildung - zum Beispiel für Mädchen - abgebaut werden.
Trotz vieler positiver Trends wurde in den Weltbildungsberichten der UNESCO deutlich, dass eine gute Grundbildung für alle Kinder weltweit nur mit weiteren Reformen und mehr gezielter Förderung von Kindern in schwierigen Lebenslagen erreicht werden kann. Derzeit erzielen Millionen Kinder beim Schulbesuch nicht die Lernerfolge, die sie für einen erfolgreichen Abschluss brauchen und immer noch besuchen mehr als 250 Millionen Kinder und Jugendliche keine Schule
Heute geht es in der Entwicklungszusammenarbeit deshalb vor allem darum, die Qualität von Bildung zu verbessern, Benachteiligungen entgegenzuwirken, stärker auf Inklusion zu achten, Lehrpersonal weiterzubilden und außerschulische Lernmöglichkeiten einzubeziehen. Im Kontext der neuen nachhaltigen Entwicklungsziele erhält auch die Ausrichtung von Bildung auf nachhaltige Entwicklung einen höheren Stellenwert.