Monsun-Flut zerstört Häuser und Hoffnungen vieler tausend Familien
In dem zähen Matsch, den das zerstörende Hochwasser zurückgelassen hat, wird die elfjährige Juthika nicht mehr viel von ihren Schul- und Spielsachen finden können. Nur ein paar Reste der Holzmöbel sind noch greifbar. Das Haus, in dem das Mädchen bis vor wenigen Tagen noch mit seiner Familie am Tisch gesessen hat, ist weg. Alle aus Lehm gebauten Häuser in ihrem Dorf seien zusammengefallen oder von der Flut weggespült worden, erzählt Juthikas Mutter. Sie ist genau wie ihr Mann derzeit mutlos, denn „wir haben nicht das Geld, um für unsere Kinder alles neu aufzubauen.“ Vom Vater erfahren wir, dass auch die Ernten, einschließlich der Bananen vernichtet seien.
Obwohl der Monsun jedes Jahr Überschwemmungen in Indien und Bangladesch verursacht, wurden viele dieses Jahr vom Ausmaß der Fluten überrascht. Vor allem Kleinbauern haben in so einem Fall viel zu verlieren und keine Absicherung. „Wir haben nur daran gedacht unser Leben zu retten, als das Wasser kam“, erzählt Juthikas Vater. „Es war schwierig höher gelegenes Land zu erreichen. Alle Straßen waren überflutet. Uns reichte das Wasser bis zum Hals, und wir hatten Angst uns darin zu bewegen. Wir nahmen unsere Kinder auf unsere Schultern. Unsere Ziegen und Kühe mussten wir aber auch mitnehmen.”
Rund ein Drittel des Landes standen unter Wasser, und mehr als sieben Millionen Menschen haben nach offiziellen Schätzungen Schäden durch die Überschwemmungen erlitten. Mehr als 75.000 Häuser wurden völlig zerstört. Rund 1.000 Schulen sind derzeit für den Unterricht geschlossen, weil darin obdachlos gewordene oder vertriebene Familien versorgt werden müssen.
Auch in Indien und Nepal hat der außergewöhnlich starke Monsun-Regen verheerende Überschwemmungen und Erdrutsche verursacht, bei denen hunderte Menschen ums Leben kamen und hunderttausende zur Flucht gezwungen wurden.
Schnell zur Stelle waren die lokalen Mitarbeiter der World Vision-Projekte. Es dauerte allerdings auch einige Tage, bis sie alle betroffenen Orte erreichen konnten. So auch in dem von Deutschland aus unterstützten Projekt Thakurgaon in Nord-Bangladesch und im Projekt Saharsa im ebenfalls stark überfluteten indischen Bundesstaat Bihar. In beiden Projektgebieten mussten hunderte Menschen auch aus ihren Häusern fliehen. Ein Teil der Familien hat sich Notbehausungen auf umliegenden Feldern und Straßen erbaut - andere wurden von der Regierung in Schulen einquartiert.
Haltbare Lebensmittel und Babynahrung, sauberes Wasser, Unterkünfte und Reparatur-Material werden von den meisten betroffenen Familien am dringendsten benötigt. Entsprechende Hilfslieferungen haben in Indien schon über 20.000 Familien erreicht. In Saharsa erhielten beispielsweise 529 Familien als allererste Unterstützung Nahrungsmittel-Pakete, unter anderem jeweils 25 Kilogramm Reis und vier Kilogramm Linsen.
Die Not der Familien erfordert jedoch noch viele weitere Schritte, und es ist unser Ziel, dass die Kleinbauern in besonders von Fluten gefährdeten Gebieten wie Saharsa, das in einer Flussebene liegt, sich künftig besser vor Naturkatastrophen schützen bzw. die Folgen abmildern können.