Gustavo aus Guatelama wuchs in einem Haushalt auf, in dem immer alles knapp war. Kein Wunder, dass es die Aussicht auf eine warme Mahlzeit war, die das damalige Patenkind zum ersten Mal mit zur World Vision-Musikschule gehen ließ. Einmal dort, hat ihn die Liebe zur Musik sofort erfasst und seitdem sein Leben bestimmt.
Als ältestes von vier Kindern lebte Gustavo mit seinen Eltern in einfachen Verhältnissen. Seine Mutter Tomasa macht bis heute Tortillas, die sie auf dem Markt verkauft, und sein Vater geht als Verkäufer von Tür zu Tür.
Wie die meisten Eltern träumten sie davon, dass er und seine drei Geschwister einmal ein besseres Leben hätten als sie selbst. Sie wünschten sich, dass die Kinder Ärzte oder Anwälte werden würden, obwohl sie nicht wussten, wie mit ihren begrenzten finanziellen Möglichkeiten solche Träume wahr werden sollten. „Wir beteten zu Gott, dass sie eine gute Zukunft und einen guten Beruf haben würden,“ sagt Gustavos Mutter Tomasa.
Der erste Besuch in der Musikschule
Sein Cousin und die Aussicht auf ein warmes Essen ließen Gustavo das erste Mal mitgehen: „Ich weiß nicht, ob die Musik mich gefunden hat oder ich die Musik, aber ich konnte es nicht erwarten, bis es endlich wieder Samstag war und ich zu den Musikstunden gehen konnte. Es war ein Ort, an dem wir frei und in Frieden sein konnten”, erinnert er sich.
Nach einigen Jahren, in denen er Blockflöte gespielt hatte, kam eine neue Lieferung mit Instrumenten. Die Lehrer nahmen an den Armen und Händen der Kinder Maß, um zu bestimmen, welches Instrument am besten zu ihnen passen würde. Gustavo, so wurde entschieden, sollte die Viola spielen. Von einem solchen Instrument hörte er damals zum ersten Mal:
Ich wusste nur, was ein Cello und was eine Geige ist. Ich war einfach glücklich, dass sie mir ein Instrument gaben.
Gustavo bekam in der Musikschule Unterricht, um zu lernen wie man die Viola spielt. Aber er übte auch zuhause - jeden Tag vier bis sechs Stunden. „Anstatt mit meinen Freunden auf der Straße zu spielen, blieb ich lieber zuhause. Ich übte und übte und übte bis in die Nacht hinein”, erzählt er. Auch seine Mutter Tomasa erinnert sich noch an diese Zeit: „Es machte mich wahnsinnig, ihm jeden Tag so viele Stunden zuzuhören”, sagt sie und lächelt dabei.
Dank der Musik zum ersten Mal ins Ausland reisen
Seine Eltern sahen, wieviel Freude ihrem Sohn die Musik machte und mit wieviel Elan und Ausdauer er bei der Sache war. Dennoch blieb die Sorge, ob er damit einmal seinen Lebensunterhalt bestreiten könne. Doch Gustavo war schon früh ein guter Viola-Spieler. Eines Tages wurde er eingeladen, nach Costa Rica zu reisen, um zu spielen. Seitdem hat er mit Jugendorchestern überall in Mittelamerika, in Mexiko und in Peru gespielt. Er studierte sogar drei Monate am Musikkonservatorium in Paris.
Heute unterrichtet das ehemalige Patenkind selbst an der World Vision-Musikschule und bildet Schüler aus. Genauso wie er unterstützt wurde, lehrt auch Gustavo nicht nur Musik, sondern ermutigt seine Schüler in Lebensfragen. „Ich sage ihnen, dass es viel mehr gibt, als die Dinge direkt vor ihnen“, sagt er. „Sie sollen sich mit offenen Augen umsehen und aus ihren Erfahrungen und aus ihren Fehlern lernen.“