Armut geht uns alle an. Sie ist überall auf der Welt vorhanden. In Deutschland ebenso wie im Rest der Welt.
Armut wird durch bestimmte Lebensumstände und Mängel verursacht. Der fehlende Zugang zu Nahrungsmitteln und einem sicheren Zuhause, wie ihn beispielsweise Menschen auf der Flucht erleben, kann ebenso dazu führen, wie der langfristige Mangel an Geld. Gleichzeitig führt Armut zu genau diesen Mangelerscheinungen und schwierigen Lebensbedingungen. Wer einmal in den Teufelskreis der Armut gerät, kommt oft allein nicht mehr heraus und benötigt Unterstützung: Hilfe zur Selbsthilfe ist hier gefragt.
Erfahren Sie hier, welche Ursachen und Folgen Armut weltweit hat und welche Lösungen es benötigt, die Abwärtsspirale der Armut zu durchbrechen.
Was ist Armut?
Die Kluft zwischen Arm und Reich wird in unserer globalisierten Welt immer größer. Diese Grenze verläuft nicht nur zwischen dem globalen Norden und den Ländern des globalen Südens. Auch innerhalb der Länder gibt es Unterschiede. In vielen Ländern des globalen Südens entsteht eine reiche Oberschicht. Gleichzeitig wächst in Industrienationen, wie in Deutschland, eine „neue Armut“. Denn Reichtum wird nach wie vor ungleich verteilt.
Doch was ist weltweite Armut? Oder anders gefragt: Wann gelte ich als arm?
Im Wesentlichen unterscheidet man drei Arten der Armut: absolute Armut, relative Armut und gefühlte Armut.
Absolute Armut bedeutet, dass Menschen nicht genug Mittel haben, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Dazu gehören ausreichend Nahrung und sauberes Trinkwasser, angemessene Kleidung, Möglichkeiten zur Körperpflege oder auch Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung.
Menschen, die in absoluter Armut leben, leiden unter schweren Entbehrungen und kämpfen täglich ums Überleben.
Laut Weltbank lebt man in absoluter Armut, wenn man weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat. Weltweit betrifft dies etwa 750 Millionen Menschen. Viele haben sogar weniger als einen Dollar pro Tag und leben nur vom Ertrag ihres Grund und Bodens.
Relative Armut kommt besonders in Wohlstandsgesellschaften vor, wo absolute Armut selten ist. Hierbei geht es eher um soziale Ungleichheit. Der Begriff der „relativen Armut“ bedeutet, dass Menschen im Vergleich zum Durchschnitt der Gesellschaft weniger Mittel zur Verfügung haben.
In Deutschland gilt man beispielsweise als relativ arm, wenn man weniger als 60 % des Medianeinkommens hat, also unterhalb der Armutsschwelle liegt.
Doch relative Armut misst nicht nur das Einkommen, sondern auch den Lebensstandard und die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Es geht im Kern um die ungleiche Verteilung von Chancen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. So kann Armut unterschiedliche Dimensionen annehmen: materielle Armut, kulturelle Armut, soziale Armut und Vernachlässigung, aber auch Bildungsbenachteiligung.
Gefühlte oder sozio-kulturelle Armut entsteht aus einem subjektiven Gefühl der Betroffenheit. Es lässt sich nicht an konkreten Einkommensgrenzen festmachen. Sie tritt oft auf, wenn Menschen sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation gesellschaftlich ausgegrenzt oder diskriminiert fühlen und sich nicht als Teil der Gesellschaft sehen. Sie erleben gefühlte Armut als eine Art Perspektivlosigkeit.
Wer sich freiwillig für einen einfachen Lebensstil entscheidet, fühlt sich meist nicht arm. Menschen hingegen, die unfreiwillig materielle und seelische Not erleiden, empfinden sich oft als arm, selbst wenn sie objektiv nicht dazu zählen. In einkommensstarken Ländern ist gefühlte Armut häufiger, besonders bei Menschen, die Einkommensverluste oder eine wirtschaftliche Verschlechterung erfahren haben oder diese befürchten.
Weltweite Armut in Zahlen
Wie viele Menschen leben in Armut weltweit?
Wie viele Menschen leben in Deutschland in Armut?
Wie viele Kinder leben weltweit in Armut?
Warum leben Menschen weltweit in Armut - Ursachen und Folgen
Armut hat viele Ursachen. Es handelt sich um ein vielschichtiges Problem. Ursachen, Symptome und Folgen stehen in einer Wechselwirkung zueinander. Menschen, die davon betroffen sind, können dieser Notsituation ohne Hilfe von außen kaum entkommen.
Ein wesentlicher Grund für absolute Armut ist fehlende Infrastruktur für ländliche Bevölkerungsgruppen in Ländern des globalen Südens. Diese Menschen leben oft von traditionell geprägter Landwirtschaft oder Viehhaltung und sind durch den Klimawandel und Naturkatastrophen stark gefährdet. Sie haben mit einem begrenzten Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung zu kämpfen.
Die vielen Gesichter der Armut
Armut kann als individuelles Schicksal oder als gesellschaftliches Problem betrachtet werden.
In seltenen Fällen kann Armut durch eine einzelne Ursache bedingt sein; wird die Ursache beseitigt, ist die Armut beendet. Manchmal ist Armut auch nur ein zeitlich begrenzter Zustand, den Einzelne durch eigene Anstrengungen überwinden können.
In der Regel ist Armut jedoch ein vielschichtiges Problem, das durch eine Negativspirale verstärkt wird. Das bedeutet konkret: Mangel an Geld, Arbeit, Bildung und Gesundheit sind sowohl Ursachen als auch Folgen von Armut. Sie bedingen einander und verschlimmern sich dadurch.
Eine Familie, die aufgrund von wirtschaftlicher Armut nicht genug zu essen erhält, hat unterernährte Kinder. Diese Kinder haben oft Schwierigkeiten in der Schule. Sie fehlen häufig oder können sich nicht konzentrieren. Das verringert ihre Chancen auf eine gute Ausbildung. Ohne ausreichende Qualifikation landen sie oft in schlecht bezahlten Jobs und bleiben arm.
Ein weiteres Beispiel für den Teufelskreis der Armut sind obdachlose Menschen. Ohne eine feste Adresse finden sie keinen Job, und ohne Job können sie sich keine Wohnung leisten. Dieser Kreislauf ist schwer zu durchbrechen, und viele Betroffene brauchen Hilfe, um aus der Armut herauszukommen.
Wurzeln der Armut: Die häufigsten Ursachen weltweit
- Geldmangel und Verschuldung
- Hunger und Unterernährung
- Mangel an Bildung und Ausbildung
- Bewaffnete Konflikte, Terrorismus, Flucht und Vertreibung
- Krankheiten, einschließlich HIV und AIDS
- Politische Instabilität
- Ungleichheit und Diskriminierung
- Klimawandel, Naturgefahren und Umweltzerstörung
- Ausbeutung und Kolonialismus
Was sind die häufigsten Folgen von Armut?
Gesundheitliche Probleme
Mangelnde Ernährung und schlechte medizinische Versorgung führen zu gesundheitlichen Problemen, wie Unterernährung und Krankheiten, insbesondere bei Kindern.
Unzureichende Bildung
Kinder aus armen Familien haben oft keinen Zugang zu Bildung. Fehlende und schlechte schulische Leistungen verringern jedoch die Chance, später eine gut bezahlte Erwerbsarbeit zu finden.
Soziale Folgen und Ausgrenzung
Arme Menschen erfahren oft Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung. Das kann zu familiären Spannungen und psychischen Problemen führen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Arme Menschen haben häufig nur Zugang zu schlecht bezahlten Jobs und geraten leichter in die Schuldenfalle.
Schlechte bzw. unsichere Wohnverhältnisse
Arme Menschen leben oft in unsicheren Wohnverhältnissen oder sind obdachlos.
Gefährdete Zukunft durch Kinderarbeit
Kinder in Armut müssen oft arbeiten und haben schlechtere Zukunftsaussichten.
Wer ist besonders von Armut betroffen? - Aspekte der Armut
Armut wird fast nie durch eine einzelne Ursache hervorgerufen. Stattdessen hat sie viele verschiedene und miteinander verwobene Gründe. Viele dieser Aspekte beeinflussen, bedingen und verstärken einander. Das macht es schwierig, klar zwischen Ursachen und Folgen zu unterscheiden. Da Frauen und Kinder auf besondere Weise von Armutsproblemen betroffen sind, gehen wir nachfolgend gesondert auf sie ein.
Armut ist weiblich
Mädchen und Frauen machen die Hälfte der Menschheit aus. Allerdings ist es in vielen Teilen der Welt kein Vergnügen, ein Mädchen oder eine Frau zu sein. Sie leisten einenden Großteil der Arbeit, erhalten aber nur ein Zehntel des Welteinkommens und besitzen weniger als ein Hundertstel des Eigentums.
In Ländern des globalen Südens beträgt ihre Lebenserwartung durchschnittlich 62 Jahre, in den ärmsten Ländern sogar nur 52 Jahre. Zum Vergleich: In Industriestaaten werden Frauen durchschnittlich 79,4 Jahre alt. Jährlich sterben über eine halbe Million Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und mangelnder Geburtshilfe. Das entspricht einem Frauentod pro Minute.
Ungewollt und unterdrückt: Die stille Diskriminierung vieler Mädchen
Die Notlage dieser Mädchen und Frauen beginnt mit der Geburt und endet erst mit dem Tod. In dieser Zeit erleben Mädchen und Frauen oft Ablehnung, Benachteiligung und Unterdrückung. Das geschieht in den unterschiedlichsten sozialen, kulturellen und religiösen Ausformungen. In vielen Kulturen gelten Mädchen als unerwünscht und werden als Last empfunden. Dieser Zirkelschluss – Mädchen sind eine Last, weil sie nichts wert sind, und sie sind nichts wert, weil sie eine Last sind – ist nur schwer zu durchbrechen.
Das geringe Ansehen von Mädchen im Vergleich zu Jungen hat schwerwiegende Folgen: Mädchen erhalten oft weniger Nahrung, Pflege und Bildung als ihre Brüder. Sie müssen länger arbeiten und werden schlechter bezahlt. Oft werden sie früh verheiratet, erleben Zwangsheirat und werden als finanzielle Bürde betrachtet. Der Weg in die Armut ist mit den gegebenen Strukturen oft unvermeidbar.
Kinderarmut weltweit: Eine globale Tragödie
Trotz der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, die Ende der 80er Jahre verabschiedet wurde und weltweit große Akzeptanz findet, werden die Rechte der Kinder in vielen Ländern noch immer nicht respektiert. Sie sind dadurch besonders armutsgefährdet.
Und so bleibt die Lage der Kinder weltweit erschreckend:
- 258 Millionen Menschen weltweit unter leiden unter extremem Hunger. Ungefähr die Hälfte davon sind Kinder. Das geht aus einem Bericht des World Food Programs hervor.
- Aktuell stirbt laut UNICEF alle 10 Sekunden ein unterernährtes Kind.
- 244 Millionen Kinder besuchen laut UNICEF keine Schule.
- 160 Millionen Kinder müssen laut UNICEF arbeiten, ein Viertel davon unter gefährlichen Bedingungen.
- Rund 300.000 Kinder werden nach UNICEF als Soldaten zwangsrekrutiert und gezwungen, unter Lebensgefahr zu kämpfen.
- Weltweit leben etwa 36 Millionen Kinder als Vertriebene oder Geflüchtete nach Angaben der Welthungerhilfe.
Wie lässt sich Armut nachhaltig bekämpfen?
Die Bekämpfung der Armut ist eine der größten Herausforderungen der Weltgemeinschaft. Neben Klimaschutz und Friedensförderung gehört sie zu den politischen Prioritäten der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der G-7-Staaten. Denn kein Land ist von Armut ausgenommen, auch nicht Deutschland.
Den Teufelskreis der Armut durchbrechen
Lokale Programme zur Armutsbekämpfung, nationale Strategien in Ländern des globalen Südens, internationale Initiativen und Entwicklungspolitik spielen eine wichtige Rolle. Auch die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen wie World Vision ist entscheidend. Hier ein kleiner Überblick:
Globale Maßnahmen gegen Kinderarmut: Kindern eine bessere Zukunft schenken
Kinder sind es, die unter Armut oft am meisten leiden. Sie trifft die Folgen der Armut besonders hart und ihnen stehen nicht viele Möglichkeiten zur Verfügung, sich dagegen zu wehren. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen gibt, die sich für diese Kinder einsetzen.
World Vision Deutschland bietet all jenen, die Großes bewirken und Kindern in Not eine Zukunft bieten möchten, eine ideale Anlaufstelle. Als internationales Kinderhilfswerk setzen wir auf die Schwerpunkte humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Wir sind dort, wo man uns am meisten benötigt. Selbst an den gefährlichsten Orten dieser Welt.