Wolfgang Niedecken als Botschafter

Wolfgang Niedecken im Einsatz für Kindersoldaten

Im Jahr 2004 reiste der Frontmann der Kölner Rockband BAP zum ersten Mal in das ostafrikanische Land Uganda als Botschafter der Organisation „Gemeinsam für Afrika“, einem Zusammenschluss von verschiedenen Hilfsorganisationen, die sich für Kinder in Afrika einsetzen.  Seine Reise führte ihn auch in die Stadt „Gulu“ im Norden des Landes, wo seit 1987 die Rebellenmiliz „LRA – Lord´s Resistance Army“ Zehntausende von Menschen ermordet, gefoltert und vergewaltigt hatte.  Unter dem Rebellenführer Joseph Kony kam es immer wieder zu Überfällen auf Dörfer, Kinder wurden entführt und als Kindersoldaten missbraucht. Wolfgang lernte auf seiner Reise das „Reception Center“ von World Vision in Gulu kennen. Dies war ein Auffanglager für ehemalige Kindersoldaten, die aus den Händen der Rebellen befreit werden konnten oder denen die Flucht gelang. Diese Kinder waren teilweise viele Jahre in den Händen der Rebellen und mussten unvorstellbares Leid erfahren. Viele von ihnen wurden dazu gezwungen, einen nahestehenden Familienangehörigen zu töten, damit ihnen die Rückkehr zur Familie nicht mehr möglich ist. Die Mädchen waren fast alle Opfer von sexueller Gewalt, viele bekamen Kinder von Rebellenführern und wurden jahrelang als Sexsklaven ausgebeutet.

In dem World Vision- Center wurden diese Kinder erst einmal medizinisch und psychologisch betreut, außerdem wurde versucht, ihre noch lebenden Angehörigen ausfindig zu machen. Wolfgang traf dieser Besuch mitten ins Herz. In Deutschland war zu dieser Zeit kaum etwas über diesen Bürgerkrieg bekannt, ihm war nicht bewusst, was ihn vor Ort erwartete.

Ich habe furchtbare Wunden gesehen, verkrüppelte Gliedmaßen und Narben, die man nicht beschreiben kann. Aber was mich verfolgt, sind die gebrochenen Augen dieser jungen Menschen.
Wolfgang Niedecken
Wolfgang Niedecken, Uganda, Rebound Projekt

Wolfgang Niedecken zum ersten Mal zu Besuch in Uganda im Jahr 2007

Wolfgang Niedecken, Uganda, World Vision

Begrüßung von Wolfgang Niedecken im Projektgebiet

Wolfgang Niedecken, Uganda, Rebound Projekt

Wolfgang Niedecken wird herzlichst im Projektgebiet empfangen

Wolfgang Niedecken, Uganda, World Vision, Projektübersicht

Projektplanübersicht für das Rebound Projekt in Uganda

Wolfgang Niedecken, Uganda, World Vision

Wolfgang Niedecken zu Besuch in Uganda im Jahr 2007

Anfänge des Rebound-Projektes

Die Arbeit der World Vision Mitarbeiter hat ihn damals tief beeindruckt, der Leiter des Centers, Michael Oruni, zeigte Wolfgang die Arbeit vor Ort. Kinder, die ihre Geschichten aufmalten, da sie nicht in der Lage waren, darüber zu sprechen. 

Das Erlebte sollte aufgearbeitet werden, doch wie kann man so etwas überleben? Wie kann man nach so einem Leid weitermachen? Wolfgang wurde von einem auf den anderen Tag mit einem Schicksal von unzähligen Kindern konfrontiert, das ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Während er in diesem Auffanglager stand, fasste ihn ein kleines Mädchen an der Hand und sagte zu ihm den Satz “ Please Mister, don´t forget us“. Wolfgang, selbst Vater von 4 Kindern und damals sehr kleinen Töchtern zu Hause in Köln, war so betroffen, dass er beschloss, diesen Kindern in Uganda helfen zu wollen. Als Musiker hat er diese Reise zuerst in einem Song verarbeitet. „Noh Gulu“ (Nach Gulu) erzählt die Geschichte eines Geschwisterpaars, welches sich jeden Abend vor Einbruch der Dunkelheit von seinem Dorf in die Stadt Gulu aufmacht, weil das Militär dort die Kinder beschützt, währenddessen sie in den Hütten zu Hause von den Rebellen entführt werden.

Wolfgang Niedecken, Uganda, Kindersoldaten, Trauma
Ehemalige Kindersoldaten malen ihre Erlebnisse auf

Die Geburtsstunde des Rebound Projektes in Uganda

Es folgten in den nächsten Jahren einige weitere Besuche in das ostafrikanische Land, welches im Süden so viel schöne, touristische Ziele zu bieten hat und wo man in der Hauptstadt Kampala nichts von den Grausamkeiten , die sich im Norden abspielen, wissen will. Der Wunsch nach einem eigenen Projekt, was den ehemaligen Kindersoldaten helfen soll, war sehr groß. Zusammen mit seinem Freund Manfred Hell, damaliger Geschäftsführer der Outdoor- Firma Jack Wolfskin, entstand das World Vision Projekt „Rebound“ in einer sehr abgelegenen Region Ugandas, etwa 3 Autostunden von Gulu entfernt. Der Begriff „Rebound“ kommt aus dem Basketballsport und bedeutet der 2. Versuch nach einem missglückten Korbeinwurf. Das Projekt sollte eine zweite Chance für ehemalige Kindersoldaten und Kinder, die vom Krieg betroffen sind, werden. Jedes Jahr wurden ca. 80 Kinder neu aufgenommen, die eine Berufsausbildung und psychologische Unterstützung erhielten. Es wurden Schlafsäle gebaut, damit die Kinder unter der Woche vor Ort wohnen konnten und nicht so lange zu Fuß unterwegs waren.

Wolfgang Niedecken, Uganda, World Vision, Kindersoldaten

Wolfgang Niedecken zu Besuch in Uganda

Wolfgang Niedecken, Uganda, World Vision, Kindersoldaten

Wolfgang Niedecken in Uganda bei ehemaligen Kindersoldaten

Wolfgang Niedecken, Uganda, World Vision, Kindersoldaten

Wolfgang Niedecken in Uganda

Wolfgang Niedecken, Uganda, World Vision, Eröffnung des Rebound Projekt

Wolfgang Niedecken bei der Eröffnung des Rebound Projekts in Uganda

Die Kinder wurden in handwerklichen Berufen ausgebildet, in denen sie später arbeiten können und die Chance auf ein selbstständiges Leben haben. Die meisten von ihnen hatten durch die jahrelange Gefangenschaft keine Schule besucht und lernten bei Rebound auch Dinge wie Lesen, Schreiben und Rechnen, sowie alltägliche Dinge, wie Hygiene, Ernährung und Grundbildung. Ein besonders großes Augenmerk wird auf die psychologische Unterstützung gelegt, damit die Kinder ihre Kriegserlebnisse verarbeiten können. Dank der Friedensarbeit durch Theatergruppen und Sozialarbeiter ist es gelungen, 93 Prozent der Jugendlichen trotz ihrer belastenden Erfahrungen in ihre Heimatdörfer zu integrieren.

Im Jahr 2008 reiste der damalige Bundespräsident Horst Köhler zusammen mit einer Delegation und Wolfgang Niedecken nach Uganda. Horst Köhler besuchte auf den Wunsch Niedeckens ein World Vision Projekt und hatte die Gelegenheit mit ehemaligen Kindersoldaten zu sprechen.

Erfolge in Uganda

Nach 4 erfolgreichen Projektjahren entstand der Wunsch bei Wolfgang Niedecken, dieses Projekt auch im Nachbarland, der Demokratischen Republik Kongo zu gründen. In Uganda war der Krieg mittlerweile beendet, die Menschen, die jahrelang in Flüchtlingslagern gelebt hatten, kehrten nun allmählich in ihre Dörfer zurück, trauten sich wieder, ihre Felder selbst zu bestellen und ihre Erträge auf den Märkten zu verkaufen. Die World Vision Arbeit wurde natürlich in Uganda weitergeführt, denn auch wenn die Rebellen nun in den Nachbarländern Kongo und Südsudan weiter ihre Gräueltaten verübten, ließen sie in Uganda hunderttausende traumatisierte Menschen zurück, die auf Hilfe angewiesen waren.

Rebound in der Demokratischen Republik Kongo

Die Demokratische Republik Kongo wird seit vielen Jahrzehnten immer wieder von verschiedenen Rebellenarmeen beherrscht. Das Land ist besonders reich an Bodenschätzen, die Konflikte darum betreffen die einheimische Bevölkerung stark, insbesondere Kinder und Frauen sind Leidtragende. Immer wieder werden Kinder zwangsrekrutiert und als Kindersoldaten, Lastenträger oder Sexsklaven missbraucht. Rebound 2 wurde in Beni, im Nordosten des Kongos gegründet. Es entstand also das zweite Rebound Center für ehemalige Kindersoldaten und Kinder, die Opfer des Krieges wurden. In den Projekten wurde auch darauf geachtet, dass auch Kindern geholfen wird, die zum Beispiel Kriegswaisen waren oder Straßenkinder.

Ein weiteres Problem im Kongo ist der hohe Anteil an zwangsprostituierten, minderjährigen Mädchen, die ebenfalls in den Rebound Projekten aufgenommen werden. Die meisten der Jugendlichen werden in Gastfamilien untergebracht, weil viele Eltern nicht mehr leben oder ihre eigenen Kinder verstoßen haben. World Vision sucht diese Familien sorgfältig aus, denn ein guter familiärer Zusammenhalt mit Geborgenheit und traditionellen Werten sind wichtige Bestandteile in der Resozialisierungsphase. Auch in diesem Projekt wird sehr viel Wert auf die psychosoziale Betreuung gelegt, es fand eine Zusammenarbeit mit der Universität in Belfast statt, die mit den Begünstigten eine Traumatherapie entwickelte und auch die World Vision Mitarbeiter darin schulte. Neben den handwerklichen Berufszweigen nehmen die Jugendlichen auch an Sport und Theatergruppen teil, um den Teamgeist zu fördern.

Wolfgang Niedecken in der Demokratischen Republik Kongo für Rebound

Wolfgang Niedecken in der Demokratischen Republik Kongo für das Rebound Projekt

Erfolge des Rebound Projektes in der Demokratischen Republik Kongo

Wolfgang Niedecken, Kongo, Rebound Projekt, World Vision
Wolfgang Niedecken im Kongo bei seinem Rebound Projekt

Nach zwei Jahren in Beni, zog das Projekt 2013 in die Stadt Butembo um, wo es bis heute erfolgreich weitergeführt wird. Jedes Jahr werden 80 neue Jugendliche in das Projekt aufgenommen und bekommen die Chance auf einen Neuanfang. Alle Absolventen bekommen ein Starterkit an Werkzeugen, um sich in ihrem Beruf selbstständig zu machen und werden auch nach ihrem Abschluss von den World Vision Mitarbeitern nachbetreut. Auf seinen vielen Besuchen nach Uganda und in den Kongo, hat Wolfgang Niedecken immer wieder ehemalige Rebound Teilnehmer besucht und sie nach ihren Erfahrungen befragt. Einer von ihnen ist „Zebra“, der mittlerweile mehrere Angestellte in seiner eigenen Tischlerei beschäftigt und selbst ausbildet. Er hat als ehemaliger Kindersoldat die Chance bekommen, im Rebound Center eine Ausbildung zum Tischler zu machen und diese erfolgreich abgeschlossen. Wolfgang lernte ihn zu dessen Ausbildungszeit kennen und bekam von ihm einen selbst getischlerten Stuhl geschenkt, der heute in Köln steht.

Anerkennung der Erfolge des Rebound Projektes

Das Ziel von Rebound ist es, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, die in der Gesellschaft ganz weit unten angesehen werden, an die niemand mehr glaubt und deren Start ins Leben von Krieg und Gewalt dominiert wurde. Wolfgang Niedecken ist es in all den Jahren gelungen, viele Menschen als Unterstützer zu gewinnen. Seit Beginn des Projektes begleitet World Vision die BAP- Konzerte mit einem eigenen Infostand. Im Jahr 2014 reiste RTL anlässlich des Spendenmarathons mit in den Kongo, um die Arbeit vor Ort zu dokumentieren und um Spenden zu sammeln. Er erhielt für sein Engagement 2013 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 2018 den Kindheitsretterpreis für das 10-jährige Bestehen von  Rebound.

Im November 2023 ist er für sein Engagement mit dem Georg-Meistermann-Preis der Stiftung der Stadt Wittlich ausgezeichnet worden. „Niedecken sei eine Persönlichkeit, die in ihrem Leben stets mit Rückgrat und Courage für die Werte unserer freiheitlichen Demokratie eingetreten ist, die Haltung zeigt, wo es Not tut, und für die Verantwortung keine bloße Worthülse ist", sagte der frühere Bundespräsident Horst Köhler in seiner Laudatio. Im Jahr 2008 reiste der damalige Bundespräsident Horst Köhler zusammen mit einer Delegation und Wolfgang Niedecken nach Uganda. Horst Köhler besuchte auf den Wunsch Niedeckens ein World Vision Projekt und hatte die Gelegenheit mit ehemaligen Kindersoldaten zu sprechen. Bei dem Festakt nahm Niedecken die mit 10.000 Euro dotierte Ehrung entgegen. „Es ist mir eine absolute Ehre, und das werde ich nicht vergessen", sagte er vor gut 1000 Besuchern. Das Geld möchte Wolfgang Niedecken an Rebound spenden.

 

Wolfgang Niedecken, World Vision Deutschland, Uganda, Rebound

Wolfgang Niedecken zu Besuch beim Rebound Projekt in Uganda im Jahr 2018

Wolfgang Niedecken, World Vision, Uganda, Rebound Projekt

Wolfgang Niedecken in Uganda im Jahr 2018 beim Rebound Projekt in Uganda

Wolfgang Niedecken, World Vision Deutschland, Uganda, Rebound Projekt

Wolfgang Niedecken mit World Vision Deutschland in Uganda vor Ort beim Rebound Projekt

Wolfgang Niedecken, World Vision Deutschland Botschafter, Uganda, Rebound

Wolfgang Niedecken in Uganda 2018 beim Rebound Projekt bei jungen Tischlern

Wolfgang Niedecken, World Vision Botschafter, Uganda, Rebound

Wolfgang Niedecken in Uganda betrachtet die Erfolge nach 10 Jahren im Projektgebiet

Wolfgang Niedecken, World Vision Botschafter, Uganda, Rebound

Wolfgang Niedecken in Uganda beim Rebound Projekt

Wolfgang Niedecken, World Vision Botschafter, Uganda, Rebound

Gruppenbild mit Wolfgang Niedecken und Projektleitern in Uganda im Jahr 2018

Weitere Prominente Botschafter