13.03.2020

Patenreise: „Jedes Kind hat eine Chance verdient!“

Influencerin Anna lernt ihr Patenkind in Indien kennen

Autor: UBauer

Um ihr Patenkind zu besuchen, machte sich Anna auf die Reise nach Indien – und übernahm vor Ort spontan eine weitere Patenschaft. Die Influencerin und Bloggerin hat für uns über ihre abenteuerliche Reise geschrieben:

Als ich in Frankfurt das Flugzeug betrete und mir der Duft von Curry um die Nase weht, muss ich lächeln. Die Mischung aus frischer und kalter Frankfurter Luft und dem Aroma des typisch indischen Gewürzes spiegelt genau meine absurde Gefühlswelt wider: Ich bin hin- und hergerissen zwischen überschwänglicher Freude und Aufregung und einer grenzenlosen Angst und viel Respekt. Mit einem Fuß noch zuhause, mit dem anderen Fuß bereits mitten im Abenteuer.

16 Tage Abenteuer Indien

In den touristischen Gebieten werden wir wenig unterwegs sein, stattdessen werden wir Dinge sehen und erleben, die man so nicht im Reisebüro buchen kann, denn wir besuchen von World Vision-Projektdörfer und unsere Patenkinder mit ihren Familien.

Überall werden wir freundlich empfangen und dürfen Teil der indischen Begrüßungszeremonien sein. Blumenketten aus gelben Tagetes, auch Studentenblume, Sammetblume oder auch türkische Nelke genannt, werden uns um den Hals gehängt. Es gibt Musik und wir werden mit einem Tika oder Tilaka auf der Stirn gesegnet.

Anna mit der Patengruppe in Indien

Unsere Patengruppe wurde immer freundlich empfangen.

Anna mit einer Kette aus Tagetes.

Ich wurde mit einem Tilaka gesegnet und erhielt eine wunderschöne Blumenkette.

Leuchtende Tagetes-Blumen

Die Ketten sind aus den leuchtenden Tagetes-Blumen gefertigt.

Anna mit Jugendlichen in Indien.

Immer wieder freue ich mich, mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

Es hätte kein größeres Kontrastprogramm geben können als diese Reise – neben vielen historischen Bauten, Museen und Badeanstalten, geschmückt mit feinsten Edelsteinen, Gold, Marmor und versehen mit vielen Spiegeln, erleben wir Reichtum und Armut teilweise an einem Tag. In Indien liegen Freude und Leid, bunt und trist, Neubau und Ruinen, Dreck und Schönheit direkt nebeneinander. Sie gehen Hand in Hand.

Offenheit und Neugierde - das ist es, was meine Reise durch Indien beschreibt.
Anna, Influencerin und Patin

Die Arbeit von World Vision in den einzelnen Projektdörfern bedeutet den Menschen viel, manche von ihnen hatten noch nie eine Chance. Sie nehmen die Angebote gerne an und sie wissen, dass sie dadurch ihr Leben verändern können. Hilfe zur Selbsthilfe! Für die Möglichkeiten, die die Kinder in den Projektdörfern ergreifen können, sind sie und ihre Familien dankbar, denn alle profitieren davon. Das habe ich ganz deutlich gespürt.

Das Treffen mit meinem Patenkind

Im letzten Dorf, kurz vor Ende unserer Reise, lerne ich mein Patenkind kennen. Ein kleines Mädchen, so alt wie meine eigene Tochter. Sie gehört der niedrigsten Kaste an, den „Unberührbaren“, und hätte niemals eine Chance im Leben. Genauso wie alle anderen Paten bei World Vision glaube ich jedoch an dieses Kind und will, dass es eine Chance hat – es soll ihm möglich sein, seine Zukunft selbst in die Hand nehmen können.

Schon am Vorabend unseres Treffens bin ich nervös: Wie wird sie auf mich reagieren? Wird ihr gefallen, was meine Kinder und ich für sie als Mitbringsel ausgesucht haben - ein Kuscheltier, Buntstifte, Anspitzer und ein Malbuch?

Anna mit ihrem Patenkind in Indien
Als ich mein Patenkind endlich treffe, fällt die Nervosität direkt von mir ab.
Anna trifft zum ersten Mal ihr Patenkind in Indien
Mein Patenkind erinnert mich sehr an meine eigene Tochter.

Doch dann ist alles ganz einfach. Ich erkenne sie schon von Weitem: Mit ihrem bezaubernden Lachen sitzt sie ganz aufmerksam in Begleitung ihrer Eltern zwischen den anderen Leuten und begrüßt unsere Reisegruppe und mich. Die gemeinsame Zeit vergeht wie im Fluge. Mein Patenkind ist ein neugieriges, aufgewecktes Mädchen und hat große Ziele und Wünsche. Dank der Patenschaft und durch World Vision hat sie nun eine Chance ihnen ein Stück näher zu kommen.

Jedes Kind auf dieser Welt hat eine Chance verdient!
Anna, Influencerin und Patin

Während der Reise schließe ich eine weitere Patenschaft ab, denn ich lerne noch einen interessanten Jungen kennen. In einem der Projektdörfer fällt er mir auf. Nicht nur wegen seiner Haut - er hat Vitiligo, die Weißfleckenkrankheit - sondern auch wegen seines bezaubernden Lächelns.

Ich frage unseren Guide, wie sein Aussehen hier in Indien angesehen wird. Er erklärt mir, dass der Junge bekannt und aufgrund seiner Art beliebt sei. Doch er schäme sich für seine Krankheit und sein Selbstwertgefühl leide sehr darunter. Spontan nehme ich sein Gesicht zwischen meine Hände, schaue ihm in die Augen und sage ihm, dass er etwas ganz Besonderes und wunderschön sei.

Patenkind mit einer Hautkrankheit
Zu diesem Foto gibt es eine Geschichte, die ich für immer in meinem Herzen tragen werde.

Der Junge lächelt und ein paar Tränen kullern ihm über die Wangen. Später erfahre ich, dass er keinen Paten hat. Noch an diesem Tag entscheide ich mich, ihn als Patenkind zu unterstützen. Das Team bring ihm später ein Bild von uns und er erfährt, dass er ab jetzt jemanden in Deutschland hat, der an ihn und seine Zukunft glaubt. Ein wundervolles Erlebnis, das ich niemals vergessen werde! Und ich hoffe, er auch nicht.

Chance auf Arbeit

World Vision ist in Indien nicht nur die unterstützende Hand in Gebieten, in denen Hilfe gebraucht wird, sondern auch ein wichtiger Arbeitgeber für viele Inder, die vielleicht aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit, körperlichen Behinderungen oder auch ihres Geschlechts und ihrer Herkunft wegen niemals einen guten Job bekommen hätten. Viele Kinder, die in einem Projektdorf von World Vision aufgewachsen sind, zur Schule gehen und vielleicht auch aufgrund der Patenschaften von Menschen auf der ganzen Welt studieren konnten, arbeiten heute für World Vision vor Ort, um ihrer Gemeinde etwas zurückzugeben. Sie kennen die Kultur, die Gepflogenheiten und eben die täglichen Probleme.

Händewaschen lernen

Eines davon ist die Hygiene: In Indien wird mit den Händen gegessen, Babys werden von ihren Müttern mit der Hand gefüttert. Sind die Hände z.B. von der Feldarbeit dreckig, gelangen Dreck, Bakterien und anderes mit dem Essen in den Körper. Hände waschen ist in Indien aber nicht immer möglich. Als eine wichtige Maßnahme für die Gesundheit richtet World Vision in den Projektdörfern deshalb oft als erstes Handwasch-Stationen ein und erklärt deren Bedeutung.

Junge in Indien wäscht seine Hände
Hier zeigt uns ein Junge, dass er gelernt hat, wie er sich richtig die Hände wäscht.
Junge in Indien pumpt sauberes Wasser
Sauberes Wasser aus einer Pumpstation ist ein hoch geschätztes Gut.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Bildung: In Indien gibt es keine Schulpflicht; es gibt ein Schulrecht. Wer also lernen will, darf. Genau hier liegt aber das Problem: Viele Menschen leben von der Hand in den Mund, bestellen ihr kleines Stück Land oder arbeiten für einen Landherren und bekommen einen Teil der Ernte als Lohn. Oftmals reicht es gerade so zum Überleben.

In die Schule gehen zu können, ist purer Luxus. Dass Schule und Wissen Investitionen für die Zukunft sind, ist vielen klar, doch es zählt das hier und jetzt. Kann die Familie einen Helfer entbehren? Oft wird jede Hand gebraucht, um gemeinsam die Familie zu ernähren.

Kinder in einer Schule in Indien
Kinder in Indien

Hinzu kommt, dass die Zustände der staatlichen Schulen besonders in ländlichen Regionen katastrophal sind: Klassengrößen von bis zu 80 Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersstufen, fehlende Lehrerinnen und Lehrer und schlechte Ausstattung. Und noch immer gehen mehr Jungen zur Schule als Mädchen.

Ein Mädchen erzählt mir: „Wenn ich nur einen Wunsch frei hätte, dann möchte ich weiter zur Schule gehen dürfen, um später Krankenschwester zu werden. Ich möchte meinem Dorf helfen, für sie da sein und ihnen die medizinische Versorgung geben können, die sie brauchen.“ Sie weiß, dass ihre Chancen schlecht stehen – aber sie hat einen Traum!

Träume und Wünsche

Das ist nicht selbstverständlich: Einmal frage ich eine Runde Kinder, welche Träume und Wünsche sie hätten. Leider kann kaum einer etwas antworten. Der Übersetzer gibt mir zu verstehen, dass vielen von ihnen von klein auf bewusst ist, dass sie keine Wünsche und Ziele haben können. Erst langsam, seit Beginn der gemeinsamen Arbeit mit World Vision, begreifen sie, dass sie eine Chance haben, wenn sie sich bemühen und sie ergreifen.

Wenn Kinder keine Träume mehr haben – was ist das nur für eine Zukunft?
Anna, Patin und Bloggerin

Die drei Dörfer, die wir besuchen, sind ganz unterschiedlich lange World Vision-Projektgebiete. Wir konnten deshalb direkt vor Ort sehen, wie sich die Lebensumstände der Menschen über die Zeit verbessern: Die Unterstützung der Paten aus der ganzen Welt kommt an. Sie kommt an und sie bewirkt etwas - dass Kinder gesund bleiben, ihnen die Türen für Bildung geöffnet werden und dass sie generell eine Chance im Leben haben.

Indische Kinder
Die Kinder habe ich direkt in mein Herz geschlossen.
Patin Anne mit Mädchen in Indien
Dank der Patenschaften bekommen sie eine Chance im Leben.

Gemeinsam mit Anna hat auch Influencer Paul an dieser Patengruppenreise nach Indien teilgenommen. Während ihrer Reise haben die beiden Fotos, Videos und Geschichten bei uns auf Instagram gepostet. Pauls Bericht findet ihr übrigens hier.

Fotoquelle: Anna Frost und World Vision

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